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Zucker juchhee – in Wein und Kaffee!

Coffeemix & Weinpanschen

Panschen und Strecken von Getränken gibt es seit alters her – auch das Reinheitsgebot hat seinen Ursprung letztlich in der Vermischung von Bier mit allerlei anderen Zutaten.
Typischerweise kennt man das aus der Gastronomie: die teuren Schnäpse und Alkoholika für Longdrinks und Cocktails werden mit etwas Wasser in der Flasche herunter verdünnt, warum ist klar wie Doppelkorn – ob der Single Highland Malt 43% oder 39% Vol. hat, schmeckt der normale Gast ohnehin nicht – vielleicht schmeckt der 39-Prozentige sogar besser. Und dem Wirt bleiben ein paar Prozent mehr in der Tasche, was man sich schnell selbst ausrechnen kann. Der Kunde bekommt also Wasser für Whisky und das zum entsprechend höheren Preis. Je teurer der Alkohol, desto verlockender und lohnender das Geschäft.

Neben dem kriminellen Verdünnen in der Gastronomie gibt es auch auf Produzentenseite Möglichkeiten, den Einsatz teurer Rohstoffe und Ausgangsprodukte im Verhältnis zum Endprodukt niedrig zu halten. Inwieweit diese marktübliches Verhalten oder eine Verbrauchertäuschung großen Ausmaßes darstellen, ist natürlich eine Einzelfallbetrachtung. Zu ziehende Konsequenzen wären meines Erachtens mehr Aufklärung und entsprechende Deklarationspflichten, gepaart mit besseren Kontrollen der zuständigen Verbraucherschutzbehörden.

Kaffee-Karamell & Zucker & Wein

Vermischt der Hersteller etwa seine Kaffeebohnen mit Zucker und bis zu 12% Maltodextrin, so spart er sich den Einsatz von Rohkaffee zu Gunsten des billigen Zuckers bzw. dessen Derivate.

Auch mancher Winzer wirft aus vergleichbaren Gründen nicht nur deswegen gerne billigen Rübenzucker (nicht etwa Traubenzucker oder Traubensüßmost) in den Tank: Zucker gibt Gewicht und Volumen und ist ungleich günstiger als hochwertiges Traubenmaterial. Und der Alkoholgehalt steigt… ach ja, man könnte ja auch mit etwas Wasser – ebenfalls recht günstig – das ganze auch wieder auf die gewollte Trinkstärke herabsetzen… oder wie mancher Winzer zu sagen pflegt: „auf jeden Wein gehört ein Schluck Wasser“. Nun gut.

Just a Spoonful of sugar…

Unabhängig von Zuckerungsverboten in der EU und Ausnahmetatbeständen für deutsche Kleinwinzer und der Nachweismöglichkeit bei entsprechenden Analysemethoden gibt es auch die Methode, den eigenen Wein mit anderem zu verschneiden, wie beispielsweise in Italien: man nehme einen teuren italienischen Wein, sagen wir aus dem Chianti Classico, der vielleicht etwas rau geraten ist, und lasse einen Tanklaster aus Apulien anrollen mit kräftigem süßen Most oder gar Wein; Papiere natürlich entsprechend frisiert. Zusammen gekippt lässt sich der Sangiovese ruckzuck etwas aufhübschen – dass sich das Ganze verziert mit dem Gallo Nero auch noch zu höheren Preisen als ein Standardrotwein aus Brindisi oder Lecce verkaufen lässt, steht wohl außer Frage…

Beim Kaffee führen Maltodextrine und andere Zuckerstoffe in Verbindung mit dem Restvorgang zu angenehmen Karamellaromen, was von vielen Kaffeetrinkern durchaus als angenehm empfunden wird. Unreife und stark Säurehaltige Sorten lassen sich damit auch aufwerten. Auch hier ist freilich das Ganze eine unlautere Sparmaßnahme, zumal keinerlei Deklaration stattfindet. Eine Täuschung des Verbrauchers ist es allemal.

Teure Analysen

Nachweisen lassen sich mittlerweile durch entsprechende Analysemethoden vielerlei Betrugsmöglichkeiten. Doch ähnlich wie beim Doping sind die Fälscher und Panscher oftmals den Kontrolleuren einen Schritt voraus, da die Analysen aufwändig und teuer sind (z.B. C14-Isotopenanalyse…). Das Interesse der Behörden und der EU-Mitgliedsstaaten selbst an einer lückenlosen Überwachung des jeweiligen Marktes erscheint hierbei mitunter entsprechend gering.

Zu unterscheiden bleiben aber stets zweierlei Themen:
Erstens strafbare Betrugshandlungen und Kundentäuschungen, worunter auch Eichvergehen und die berühmte dicke Papierunterlage auf der Waage an der Wursttheke gehört, bei der keine Tara-Taste oder Waageneinstellung vorgenommen wurde.

Zweitens die staatlich geduldeten bzw. legalen Möglichkeiten, Basisprodukte durch entsprechende Behandlungsmethoden schwerer, süßer oder letztlich schlicht günstiger produzieren zu können, um Preis- und damit auch Wettbewerbsvorteile erzielen zu können.
Das Streben nach Gewinnmaximierung ist dabei durchaus verständlich und nachvollziehbar. es darf sich aber nicht zulasten des Marktes und schon gar nicht zulasten der Verbraucher und Konsumenten auswirken, die ein berechtigtes Interesse an einer ordentlichen Deklaration und einer transparenten Verarbeitung haben. das gilt natürlich verstärkt in besonders empfindlichen Lebensmittelbereichen wie der Milch-, Eier- und Fleischproduktion – Stichwort Dioxin und „gepanschte“ Futtermittel. Gerade von Seiten der öffentlichen Hand und nicht nur aus reinen Verbraucherschutzgründen bleibt jedoch ein höheres Maß an Transparenz zu fordern, was letztlich auch einem fairen Wettbewerb dienlich ist.
Wer sich als Produzent durch geduldetes Strecken oder illegales Panschen einen Wettbewerbsvorteil verschafft, schädigt letztlich alle Marktteilnehmer.

Was man allerdings auch erwähnen sollte: Der Verbraucher entscheidet letztlich selbst. Wer stets die billigsten Produkte kauft, kann kaum die beste Qualität erwarten.

Weiterführende Links:

 

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Aber nur in eigener Sache, bzw. für unsere neuen WeinShirts!
Auch für Mädels sehr kleidsam, Châteauneuf hin oder her…

9 Kommentare

  1. Hallo,

    ein wirklich interessanter und lesenswerter Artikel. Es scheint wirklich bei allem (nicht nur bei Kaffee) so zu sein… „Was gut ist musst nicht verdünnt oder vermischt werden“

    Vielen Dank für die Erwähnung meines Blogs. Ich bleibe auch bei Kaffee in dem nur Kaffee ist. Da steht es zumindest drauf!

    Viele Grüße aus Berlin,
    Arne

  2. Hans

    Netter Artikel, leider nicht soviel Information enthalten wie erwünscht, da hätte man ruhig ein wenig mehr ins Detail gehen können.
    Aber die Links sind recht hilfreich.

  3. Welche Informationen hättest du denn noch gern gehabt, Hans? Ich muss das auch immer erst recherchieren… 😉

  4. Wow Top Artikel. Hat mir super weitergeholfen. Weiter so!

  5. Interessant. Hätte nicht gedacht, dass es hier so viele Punchingmöglichkeiten gibt.

  6. Also man lernt immer etwas neues dazu! Das ein oder andere wusste ich bisher garnicht. Aber vielen lieben Dank für deinen wunderbar geschriebenden Artikel.

    LG

  7. Wow, das ist krass hätte nicht gedacht dass sowas überhaupt möglich ist. Am besten gar kein Induriekaffee mehr 😀

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