Es ist wieder Weinrallye und es ist noch Sommer. Zum Thema Sommerlaune Rosé! Rosé Sommerlaune? hatte das Blog einfachwein.net zur 89ten Ausgabe der Rallye geladen.
Auch wir fragen uns natürlich, ob man zum einen überhaupt einen Sommerwein braucht (wir haben ja schließlich Riesling das ganze Jahr) und wenn ja, wie viele. Ob es sich dabei um einen Rosé handeln kann und muss bleibt freilich jedem selbst überlassen, ein rosa Tuch, für manchen auch ein Reizthema ist Rosé allemal.
Für so manchen gestandenen Weintrinker ist Rosé nicht Fisch, nicht Fleisch, obwohl er oftmals wundervoll genau hierzu passt, etwa grilliert… also „eigentlich“ kein echter Wein.
Andere trinken ebenso eigentlich nach eigener Mitteilung fast nie Wein, außer im Sommer mal einen gut gekühlten Rosé, etwa bis der Prosecco kalt ist.
Rosé ist das, was man zwischen Weißwein und Rotwein trinkt.
Vom Schlüpferstürmer in Schweinchenrosa bis zum Hollywood-hippen Brangelina-„Kult-Provence Rosé“ by Pitt-Jolie & der berühmten Weinfamilie Perrin (wer definiert eigentlich einen Kultwein, die Agentur?) namens Miraval, vom quietschbunten fruchtsüßen Weinlimonade bis zum kräftigen Tavel über einen seriös daher kommenden Spätburgunder Weißherbst oder gar Blanc de Noirs – Rosé stellt eine breit gefächerte Spielart des Rebensaftes dar, die sich in den letzten Jahren stets wachsender Beliebtheit erfreute.
Zweitverwertung oder Abfall?
Für viele rotweinerzeugenden Winzer ein willkommenes Neben- oder Zweitprodukt, mit dem sich die Palette des Angebotes abrunden und so manchen flachbrüstigen Rotwein konzentrieren lässt, so die Lesart vieler. Die verbreitete Saignée-Methode ist gleichsam eine Zweitverwertung für den Saft, der bei der Rotweinbereitung, etwa beim Spätburgunder gerne abgezogen wird, um das Verhältnis von Beerenschalen und Maische zugunsten ersterer zu erhöhen. In der Folge erhält man so dunklere, tanninreichere Rotweine.
Ein Großteil der erhältlichen Roséweine ist recht fruchtig, sollte jung getrunken werden und verfügt gerne über eine ausgeprägte Restsüße, was ihn in den Augen der Einen zum reinen sommerlichen Spaßgetränk diskreditiert, für die Anderen aber gerade den frischen Trinkspaß bedeutet, der ihn zum populären Sommerwein macht. Reine Geschmackssache also, und wie immer gibt es bessere und weniger gute Exemplare auch unter den Pinkies.
Hier also ein paar Beispiele aus dem Ländle, die ich für gelungene Vertreter ihrer Gattung halte, bevor der Sommer schon wieder dem Ende entgegengleitet und der nächste Jahrgang vor der Türe steht:
2013 Gailinger Ritterhalde Spätburgunder Weißherbst Qualitätswein vom Staatsweingut Meersburg, Baden. Nicht am Bodensee, sondern ein Stück flussabwärts in Gailingen am Hochrhein wachsen die Trauben für diesen klassischen Weißherbst. Feine Fruchtaromen mit einer dezenten Restsüße ohne jede Klebrigkeit bei moderaten 11,5%Vol., dazu eine anständige Säure – ein perfekter Terrassenwein, der aber ebenso ein optimaler Begleiter für gegrillte Dorade oder Hähnchen wie für schärfere Gerichte ist. 9 € ab Hof.
Staatsweingut Meersburg Spätburgunder Weißherbst 2014 in trocken (12,5%vol.) oder feinherb (12,0%vol.) – beim einfachen Gutswein-Rosé aus dem Staatsweingut kann man schön sehen, wie sich ein Hauch mehr Restsüße auf das Aromengefüge auswirkt. In feinherb macht dieser Weißherbst noch einen Tick mehr Spaß. Beim Concours Mondial Du Rosé 2015 in Paris gab es hierfür Gold. 7,50 €.
2014 Weingut Dautel – Rose VDP.Gutswein trocken, Bönnigheim, Württemberg. Lemberger und Spätburgunder. (12%vol.) Himbeere mit Blutorange, feinwürzig mit anständiger Säurestruktur. Läuft verdammt locker zur Grillparty. Ca. 7,50 €, u.a. bei Aromakost.de.
2014 Eichstetter Herrenbuck Spätburgunder / Rosé QbA Trocken vom Weingut Kiefer, Baden / Kaiserstuhl. Auch dieser rosige Vertreter wurde prämiert: Monial du Rosé – Silber. awc vienna 2010 – Silber. Hier gefällt der Kontrast zwischen knackiger Herbheit und Frucht. 6,50 € ab Hof.
2014 Schmetterlinge im Bauch, Rosécuvée feinherb Spätburgunder, Dornfelder, Cabernet Mitos, Cabernet Carol. Weingut Kiefer, Baden / Kaiserstuhl. Ein Pinky-Knaller für den Sommer und ein echter Hingucker durch seine kräftige Farbe. 2013 wurde der Wein mit dem 1. Platz deutscher Rosé des Jahres im Fachhandel ausgezeichnet. Unabhängig vom funktionierenden Marketing und jugendlicher Aufmachung macht die Gesamtmischung auch richtig Spaß – und genau das ist auch das erklärte Ziel. Fruchtbetonter Vertreter mit etwas Kohlensäure. 6,50 € ab Hof.