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Neue Regeln für ökologische Weine in der EU

Als hätte ich es geahnt, als ich gestern den Artikel Biowein – was ist das? hier veröffentlichte…

Die Europäische Kommission hat mit heutigem Datum vom 08.02.2012 über eine bessere Kennzeichnung für biologisch erzeugte Weine entschieden. Ab der diesjährigen Weinlese dürfen Bio-Weinbauern ihren Wein demnach nicht mehr nur als Wein aus ökologischer Landwirtschaft bzw. Anbau, sondern auch als „ökologischen Wein“ bezeichnen.

Der gesamte Prozess der Weinbereitung, also von der Traube bis zum Wein ist nunmehr umfasst, nicht mehr lediglich die ökologische Erzeugung von Weintrauben. Näheres dazu im letzten Artikel – es folgen noch weitere Kommentare dazu!

Verbindliche Normen auch im Keller – klarere Regeln

Ziel war es, das gesamte Thema Biowein und seine Bezeichnung zu vereinheitlichen und für die Verbraucher verständlicher zu machen. Auch auf internationaler Ebene sollten durch die Entscheidung der Kommission der Vermarktung europäischer Bioweine der Rücken gestärkt werden, da auch in vielen anderen Erzeugerländern einheitliche Normen für ökologisch erzeugte Weine existieren wohingegen in der EU lediglich verbindliche Normen für die Erzeugung von Wein aus ökologisch erzeugten Trauben bestehen.

Lediglich die Weinerzeuger waren die letzte verbleibende Gruppe, der nicht vollständig von den EU-Vorschriften über die Normen des ökologischen Landbaus gemäß Verordnung (EG) Nr. 834/2007 erfasst wurden, so die Kommission.

Der EU-Landwirtschaftskommissar Dacian Ciolos freut sich über eine nunmehr klarere Unterscheidung zwischen konventionellem und ökologischem Wein in den neuen, strengeren Vorschriften.

Ähnlich lässt sich Ralph Dejas vom deutschen Biowinzer-Verband Ecovin vernehmen. Auch das ökologische Arbeiten im Keller sei jetzt Pflicht, nicht mehr nur im Weinberg. (Unter anderem das war das Thema des letzten Artikels hier im Blog). Für die Ecovin-Biowinzer sowie die einiger anderer Verbände ändert sich dabei nicht sonderlich viel, da sie ohnehin schon strenge Regeln auch für die Kellerarbeit befolgen müssen, die weit über die EU-Richtlinien hinausgehen.

Die neuen Vorschriften wurden heute am 08.02.2012 durch den ständigen Ausschuss für den ökologischen Landbau der EU bekanntgegeben.

Wesentliche Vorschriften sind zum einen die Etikettierungspflicht mit dem Biologo der EU sowie die Kennzeichnung mit dem Code der Zertifizierungsstelle. In (brauchen wir jetzt noch die Anführungszeichen?) „ökologischen Weinen“ wird künftig die Verwendung von Sorbinsäure verboten sein und der erlaubte Sulfitgehalt wird deutlich abgesenkt, in Abhängigkeit von der Restsüße des Weines. Schwefelung wird hingegen verboten.

Ökoweinbau in Zahlen

Interessant ist die Statistik der EU-Kommission, die nun auch EcoVin mitteilte: ca. 2 % der europäischen Anbaufläche wird derzeit ökologisch bewirtschaftet. Österreich ist führend mit 8,7 %, 6,8 % bauen die Italiener an, Frankreich 6 % und Spanien 5 %. Deutschland liegt mit 5,2 % also keinesfalls in der Spitzengruppe, zumindest was die Produktion von – nennen wir ihn jetzt so – ökologischem Wein betrifft. Damit stehen seit 2010 über 75 000 ha im Ökoweinbau, verglichen mit nahezu 3.5 Mio. ha Gesamtrebfläche in der EU. Italien hat dabei mit 30 341 ha den größten Gesamt-Ökoflächenanteil, gefolgt von Frankreich mit 21 403 ha und Spanien mit17 665 ha.
Quelle: EU-Press

 
Hintergrund & durchaus lesenswert:
VERORDNUNG (EG) Nr.  606/2009 DER KOMMISSION
vom 10.  Juli 2009
mit Durchführungsbestimmungen zur Verordnung (EG) Nr.  479/2008 des Rates hinsichtlich der
Weinbauerzeugniskategorien, der önologischen Verfahren und der diesbezüglichen Einschränkungen

 Link zur Verordnung als PDF-Datei 

Link zum Dokument „Final Rules for Organic Wine“ als PDF (engl.) 

3 Kommentare

  1. kannst Du mir mal kurz den Unterschied zwischen abgesenkten „Sulfitgehalt“ und verbotener „Schwefelung“ erklären? Da verstehe ich irgendwas scheinbar nicht so ganz:-).

    Ist ja auch ein komplexes Thema. Bei den Durchführungsbestimmungen hab ich irgendwo nach 2/3 der 59 Seiten aufgegeben, da, wo von der Verpflichtung gesprochen wurde, bei Holzchips die Herkunft des Holzes anzugeben (also z.B. französische Eiche aus dem Quercie…)

  2. Ben

    Lange hatte es gedauert, aber nun ist es endlich soweit: Ökologische Weine dürfen auch als solche gekennzeichnet werden, danke für den Artikel.

    Übrigens, der Link zur PDF-Datei weiter oben führt ins Leere!

    Viele Grüße aus der Pfalz

  3. Thema Schwefel & Sulfite ist grad in der Diskussion – man sieht daran unschwer, dass die Verhältnisse wohl doch noch nicht so klar sind…
    Näheres demnächst!

Kommentare sind geschlossen.