Multimedia rules!
– So könnte man meinen, auch in Deutschland. Alle reden davon, Facebook, Xing, Twitter & Co. sind für die meisten deutschen Webbesucher zumindest keine Fremdwörter und viele sind Mitglieder in diversen Themen-Communities, bloggen auf ihren eigenen Seiten und/oder kommentieren auf anderen. Dennoch ist es immer wieder erstaunlich, wie viele Möglichkeiten gerade von kleineren Händlern und Produzenten nicht genützt werden, sei es, weil diese unbekannt sind, sei es, weil sie unterschätzt werden oder nicht beherrscht werden.
Die vorherrschende Form der Online-Kommunikation deutscher Winzer und Weinhändler ist eindirektional, also vom Anbieter zum Konsumenten, ohne Feedback-Möglichkeit, ohne Vernetzung. Auch bei größeren Weinhändlern findet man oftmals grausame Webseiten, und zwar sowohl von der Optik her als auch von der Funktionalität.
„Wer, wenn ich schriee, hörte mich denn aus der Engel Ordnungen?“ (R.M.Rilke, 1. erste Duineser Elegie)
Aufwachen!
So möchte man gleich hinterher rufen. die Konkurrenz schläft nicht. Es tut sich zwar einiges im deutschen Wein2.0.-Web und man findet immer mehr Produzenten,Händler und Journalisten mit Bloggs, Videos und bei Twitter – man schaue sich nur mal TVINO von Hendrik Thoma oder Bottleplot von Marlene Duffy an. Mich erstaunt dennoch, wie wenige es sind.
Dirk Würtz, Patrick Johner, St. Antony, Johann Hehle vom Weingut Deutzerhof, Weingut O. Pfaffmann, Weingut K. J. Thul … aber wo sind all die anderen? Man bedenke: wir haben ca. 80’000 Winzer in Deutschland!
Sicherlich ist Direktmarketing und entsprechender Kontakt zum Kunden für viele schon deshalb nicht interessant, weil sie nur an die großen Genossenschaften liefern. Aber es bleiben ja sicher noch ein paar übrig, oder? Wo sind die großen hochgelobten Herren Schnaitmann, Loosen, Aldinger, Bründlmayer und wie sie alle heißen? Haben die es nicht nötig zu twittern, weil zu ihnen die Interessenten von allein kommen? Gut denkbar…
(edit) Nach einem freudlichen Twitter-Hinweis von Patrick Johner läßt manch einer lieber Twittern, „Official Tweeters for XXX and YYY wineries“ nennt sich das dann. Immer schön international und bitte nur in eine Richtung. Moderne Marketing-Kommunikation geht anders…
Die Papier-Weinpresse ist immer stärker auf dem Rückzug – wer schreibt eigentlich über und entdeckt in der Zukunft welche Winzer wo? (Viele ’W’s…) Auch der Weinjournalismus verändert sich gravierend! Social Media Marketing wird in der Zukunft immer wichtiger.
Twittern schadet Ihrer Unbekanntheit!
Interessanter ist aber die Frage, wo diejenigen bleiben, die vorher nicht zur Champions League der deutschen Weinwelt gehörten, zumindest, was die Bekanntheit angeht. Es entzieht sich zwar meiner Kenntnis, wie sich bspw. die Popularität des „Blogggwarts“ und Groß-Twitterers Dirk Würtz auf seinen Umsatz ausgewirkt hat. Bekannter ist er im letzten Jahr sicherlich nicht nur im Web bzw. auf Twitter geworden und das schadet eher nicht.
Es wird zwar auch viel unsinniges Zeug über Blogs und Twitter verbreitet, aber das ist letztlich immer von den Personen dahinter abhängig und kann einem bekanntlich auch in der Fachpresse passieren.
Persönlich finde ich es eher schade, dass einige meiner Lieblingswinzer und Händler sich dem WebZwoNull noch immer verweigern, um stattdessen zweimal jährlich auf dem Postweg über Angebote und Veranstaltungen zu informieren. Und wenn ich da meine Weihnachtsgroßbestellung schon getätigt habe? Pech gehabt.
X-Mass-Sale on Twitter
Mal sehen, wer auf die naheliegende Idee eines Weihnachts-TwitterSalesday kommt und Spezial-Probierpakete ohne den Umweg über den Händler vertreibt…
Für Prokrastinationsgefährdete sind die Möglichkeiten der Kommunikation via Twitter und Bloggs vielleicht eher gefährliche Zeitfresser denn eine Chance zur Neukundengewinnung oder Bespaßung von Stammkunden. Aber derzeit habe ich noch keine Sorge, dass die oben genannten ihre önologischen Fähigkeiten durch allzu häufiges Posten verlernt haben. Man wird sehen, wie der Jahrgang (der erste „fully-Twitter-covered-Jahrgang“) 2009 wird!
Interessant dazu auch:
Die sieben Todsünden im Social Media Marketing (via internetworld.de)
Sehr guter Beitrag – auch ich denke, dass da noch sehr viel Spielraum für Ideen und Konzepte innerhalb des Web 2.0 für Winzer besteht. Gerade die Nähe zu dem interessierten Weinfreund und seiner unmittelbaren Meinung zu einem Wein, ist sicherlich ein dankbares und nützliches Feedback für jeden Winzer, bzw. Weinhändler!