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Halb voll, halb leer – Wachsen oder einfach nur Überleben in der Krise?

Im Herbst beginnend und in der Weihnachtszeit verstärkt werden wir jetzt wieder gehäuft mit Werbung überschüttet – von Hochglanzbroschüren und Katalogen über klassische Mailings bis hin zum E-Mail-Newsletter, am besten im wöchentlichen Rhythmus. „Bitte kaufen Sie jetzt, bitte kaufen Sie unsere Produkte, am besten die teuren, und am liebsten jetzt gleich und kurz vor Weihnachten nocheinmal!“

Krise? Welche Krise?

Der Markt ächzt unter der Wirtschaftskrise. Bei vielen Konsumenten wird auch im Weihnachtsgeschäft die Gürtel enger geschnallt werden, ob nun aus Vorsicht oder Angst vor der Zukunft – drohender Jobverlust, Lohnkürzungen, Auftragseinbrüche…
Inwieweit die Krise im Konsumsektor herbeigeredet oder logische Folge der Marktmechanismen ist kann dahinstehen – auch hier wird es Gewinner und Verlierer geben, wobei sich die Verluste nicht gleichmäßig von Aldi bis zum Delikatessenladen auf der Nobelmeile verteilen werden. Auch im Bereich der Genussmittel rechnen Erzeuger wie Händler mit Veränderungen in Form von „Marktkonsolidierungen“ über Einbußen bis hin zu dramatischen Verlusten.

Wein ist für die meisten Konsumenten ein liebgewordenes Stück Lebensqualität – ein hochwertiges Genussmittel, aber eben auch ein Luxusgut in dem Sinne, dass man auch ohne Wein bzw. mit weniger oder günstigerem leidlich überleben kann, bis die Krise vorbei ist.

Ob die Vorräte im Weinkeller so lange halten?
Ob man wirklich so leben will?
In der Not hilft nur Pinot! *gg*

Luxus – dieses Wort darf man heute ja schon nicht mehr unbestraft verwenden, ohne sich gleich dem Generalverdacht wirtschaftsliberalistischer Umtriebe und internationalem Heuschreckentums ausgesetzt zu sehen.
„Luxus – Nein Danke!“, und wenn doch, dann bitte für alle, und zwar bei Aldi, Lidl & Co. (Ruft da jemand „Umverteilung“ oder gar „Krieg den Weinkellern“?)

Über Morellino di Scansano bei Lidl oder Barolo bei Aldi wurde in letzter Zeit anderorts genug geistreiches geschrieben.
Aber im Ernst, das ist nur ein kleiner Teil des Problems. Viele Winzer bangen zu Recht um ihr Premiumsegment, dass sie in diesen Zeiten zu den mühsam am Markt und im Regal durchgesetzten Preisen nicht mehr an den Mann bekommen. Einige deutsche Großhändler werden in den nächsten Monaten radikal die Preise senken, und zwar auf Kosten ihrer Lieferanten. Bleibt nur abzuwarten, wer damit anfängt und dann der erste ist. Wer da nicht mithalten kann, fliegt raus – es gibt genug andere. Schlecht auch für diejenigen Benutzer, die ihr Basissegment – konsequent oder aus Verblendung – vernachlässigt haben.

Ein Zurück zum Billig-Image deutscher Weine und „Qualitätsriesling für 1,49 €/l“ kann sich dabei niemand ernsthaft wünschen, auch die Verbraucher nicht. Vielleicht ruft ja auch mal jemand „Liebfrauenmilch – Nein Danke!“ statt „ Umverteilung“?

Supermarkt-2-Liter-Wein, Du kriegst jeden Kummer klein …..

Wem bisher aber seine Weine unter 10 € recht egal waren, da er lieber edle Rieslinge in Auslesequalität für den Export in die USA und Japan für 29 € und mehr produzierte könnte schon bald erfahren, dass Globalisierung auch die Weinwirtschaft international betrifft.

Kommunikation tut Not!

man möchte manchen Winzern entgegenrufen: „tue Gutes und sprich davon!“
Ob dies nur mittels klassischer Mailings per Post oder per E-Mail geschehen kann, mag dahinstehen. Nur weil sich die meisten auf diese Kommunikationskanäle beschränken, ist dies noch lange kein Königsweg zum Kunden. Bekanntheit hat jedenfalls noch kaum einem geschadet, der sein Geschäft dabei nicht vernachlässigt hat. Allein über eine Webseite, die heute so gut wie jeder Winzer und Weinhändler hat, generiert man kaum einen Neukunden.

Oneway-communication is so 2001!

Halb voll, halb leer?

Web 2.0 mit all seinen Formen und Möglichkeiten ist sicher nicht die selig machende Lösung der Probleme. Aber eine Chance zu vergeben oder ungenutzt zu lassen?

halb voll oder halb leer?
halb voll oder halb leer?

Ich habe über Twitter & Co  jedenfalls einige Kontakte zu interessanten Winzern und Händler gewonnen, die ich vorher nicht kannte und vielleicht auch nicht zu den größten und bekanntesten im Markt gehören.  Missen möchte ich sie nicht – und ich hoffe, sie mich auch nicht.

Interessant hierzu:

Dirk Würtz in seinem Blog über Discount Weine im Test – alles objektiv?
Michael W. Pleitgen/ Weinakademie Berlin: Krise: Franzosen brechen beim Export massiv ein
ders. Wein im Web 2.0: lieber zugucken – viele trauen sich nicht. (Zur Studie von Miriam Lenke)
Thomas Günther / weinverkostungen.de ebenfalls zur o.g. Studie Wein im Web 2.0
http://weinverkostungen.de/ergebnisse-der-online-befragung-wein-im-web/
Matthias Metze/ socialwine.de in seinem Blog, ebenfalls hier zur o.g. Studie Wein im Web 2.0
statt vieler: Mario Scheuermann im Drinktank  zur 5-Euro Weindebatte
(es lohnt sich u.a. auch, die Kommentare der genannten Artikel zu lesen!)