Tag 1 – Bordeaux
Sommelier Patrick von Vacano und Küchenchefin Gabriele Späth haben am 12. und 13. November zu den 3. Weintagen in der Eyachmühle eingeladen. Die Eyachmühle ist ein Restaurant in der Nähe von Bad Herrenalb, die regionale, bionahe Küche macht und mit einigen der besten Bio-Winzer Europas aufwarten kann. Der Freitagabend gehörte allerdings dem Bordeaux. Für eine kleine Runde wurde von Matthias von Campe von dem Negociant Sovex-Woltner alte Bordelais vorgestellt. Dazu gab es ein sehr individuelles Menu. Getrunken wurden die Weine aus Riedel-Bordeaux-Gläsern.
Los ging es mit einer Gebratenen Flügelleber mit Honig Chicoree und Gewürzapfeljus. Dazu gab es einen Mouton Rothschild aus dem Jahre 1970. Der 70er war zwar ein großer Jahrgang, aber 40 jahre sind schon eine gute Lagerungszeit. Matthias von Campe warnte die Beteiligten gleich, dass der Mouton 70 vielleicht schon seinen Höhepunkt überschritten hat. Leider behielt er Recht. Der 70er wartete schon mit ziegelroter leicht bräunlicher Tönung und kräftigen Alterungsnoten auf. Die Säure war noch schön frisch, die Tanninstruktur aber nur noch erahnbar. Von den Würz- oder Fruchtnoten waren nur noch Spuren vorhanden. Vor allem der Honig-Chicoree machte dem Wein zu schaffen. Wer 70er Mouton hat, sollte sich daran machen ihn zu trinken!
Spannend wurde es ab dem zweiten Wein – Latour 85. Dazu gab es Seeteufel langsam gegart, Salsa vom Räucheraal und weißes Bohnenpüree. Latour, das Lieblingsweingut von Matthias von Campe, war die erste Offenbarung. Er zeigte gleich, warum ein Bordeaux gelagert werden muss. Granatrot und eine Nase voller Würze, Kaffe und Schokolade, Cassis. Am Gaumen samtige, saftige Tannine, die Säure immer noch jugendlich frisch – und dann entwickelt der Latour eine Harmonie einfach einzigartig. Bordeaux pur. Perfekt dazu abgestimmt der Seeteufel mit der Salsa vom Räucheraal. Die Würze Wein und Gerichte lief ziemlich perfekt ineinander über.
Risotto bianco mit dem Landei und schwarzen Trüffel und dazu der Cheval Blanc waren gemeinsam eine Offenbarung. Der Cheval Blanc hatte die Trüffel schon in der Nase, dazu schöne Räuchernoten, ganz leichte Paprika, Thymian und Rosmarin und dann kam, was dem Latour fehlte – eine wunderschöne Beerenaromatik. In der gemeinsamen Verkostung der beiden Weine waren Matthias von Campe und Patrick von Vacano sehr positiv überrascht vom Cheval Blanc, der dem Latour in der direkten Gegenüberstellung ganz klar die Schau stahl. Matthias meinte der Cabernet Sauvignon sei überreif geerntet worden und schon auf dem Abstieg. Der Cheval Blanc hat noch fünf bis zehn Jahre, in denen man noch recht viel erwarten kann.
Zum Hauptgang – Rinderfiletscheiben vom Stück geschmorte Rinderschwanzrolle, Thymian-Bergpfeffer-Strudel und Rotwein-Zwiebelconfit – gab es eine Zweier-Serie – Mouton Rothschild 86 und Haut-Brion 85. Der Mouton war nahezu perfekt aber noch mit großem Potential. Rund, reif, weich, harmonisch – einfach nur genial und in fünf bis zehn Jahren auf dem Höhepunkt. Doch die größte Überraschung des Abends war der Haut-Brion. Für mich der beste Wein in der Range. Haut-Brion in Hochform – in seiner würzigen, kraftvollen Art mit dunklen Beerenaromen, alle Schattierung des Bordeaux harmonisierte der Haut Brion in perfekter Weise und er begleitete das Rind ohne es zu überdecken – einfach nur der Wahnsinn.
Zu den Gewürzkuchen mit Bratapfelparfait verliesen wir das Bordeaux und Patrick präsentierte und einen Château des Fesle Bonnezeaux 1999 und eine Trockenbeerenauslese Grainhübel Riesling 1989. Der Bonnezeaux war im Gegensatz zu der Trockenbeerenauslese eine leichte Einttäuschung, er kam weder gegen den Gewürzkuchen noch gegen den Bratapfelparfait an. Das Süße-Säure-Spiel des Grainhübel Riesling dagegen war im Zusammenspiel mit dem Dessert das reinste Vergnügen!!!
Zum Abschluss gab es noch ein paar kleinere Bordeaux:
Villemaurine 08 St. Emilion Grand Cru Classé, St. Pierre 05 und Gloria St. Julien 08, Branas Grand Poujeaux Moulis 06 und den Pomerol Moulinet 06, Reserve de Comtesse Pauillac 06. Der Villemaurine und der Branas Grand Poujeaux stachen aus der Range deutlich heraus. Aber insgesamt waren alle sechs Weine zu jung, weisen aber alle ein großes Potential aus.
Der Abend war wieder einmal für sich das beste Argument, Weine reifen zu lassen…