Zum Inhalt springen

Spannende Elsässer von der Domaine Julien Meyer

Ein Riesling ist ein Riesling…

… ist ein Riesling? Nun ja. Es gibt Konsens-Weine, also solche, die fast jedermann zusagen, und damit leider auch allzu oft in die Kategorie Allerweltsgeschmack fallen. Und es gibt Weine, die polarisieren – man mag sie oder man mag sie nicht. Dabei gibt es aber auch noch solche, die nicht jeder auf Anhieb versteht und die vielleicht etwas Zeit und die ein- oder andere Erklärung benötigen, um sich einem zu erschließen. Wie auch bei komplexerer Musik sind auch diese Genüsse also nicht für Jedermann geeignet. Insbesondere nicht für Menschen ohne die Muße, sich hierfür auch die erforderliche Zeit zu nehmen.

Solche Weine macht Patrick Meyer von der Domaine Julien Meyer in Nothalten bei Sélestat im Elsass, einer der wohl individuellsten und innovativsten Winzer Frankreichs.
Gegen das Wort „Weinmachen“ würde sich der überzeugte Biodynamiker dabei sicherlich wehren – „ich mache im Keller fast gar nichts, das läuft von selbst.“ Er lebt das Thema Bio und benutzt es nicht nur als Marketing-Label. Er versucht, mit dem absoluten Minimum an Schwefel auszukommen, mache seiner Weine sind sogar gänzlich ungeschwefelt. Gerade diese sind allerdings auch wirklich erklärungsbedürftig, gelten sie vielen nicht nur als untypisch, sondern als fehlerhaft, was natürlich nicht der Fall ist. Typisch untypische Elsässer macht Patrick also, wobei ihm die Ausbalanciertheit seiner Weine ebenso wichtig ist wie eine ausgewogene und lebendige Böden.

Grittermatt & Münchberg

Besonders gut gefallen haben mir der Riesling Grittermatt 09 und der Muenchberg 07 – ein bemerkenswert ausgewogenes Spiel von Säure und Mineralik findet sich bei beiden.
Der Muenchberg präsentiert sich ohne barocke Schnörkel mit beeindruckend intensiven fruchtig-floralen Tönen in der Nase – man möchte immer wieder dran schnuppern. Ohne übertriebene Breite am Gaumen zeigt er eine tiefgründige Mineralität mit ausbalancierter Säure und elegantem Schmelz – auch nach längerem Schwenken im Glas zeigen sich immer neue fein aufgelöste Nuancen, die zeigen, wie unglaublich vielschichtig dieser wahrhaft große Riesling ist. Eigentlich – und das gilt ja für recht viele Weine – müsste man ihm noch ein paar Jährchen im Keller gönnen!

Der vielleicht spannendste Riesling ist aber der Grittermatt. Grittermatt ist ein Lieu-Dit, eine alte Ortsbestimmung in Nothalten. Schon die Zisterzienser bauten hier Weine an. Grittrermatt hat eine ganz eigene Mineralität, eine schöne salzig-schmelzige Note und Kraft ohne Ende. Was man nicht findet, sind die üblichen Fruchtnoten, dafür viel Finesse, Struktur, Klarheit und eine tolle Länge, um dies alles zu genießen.

Alles in allem ein Riesling-Erlebnis der besonderen Art…

Fanny Elisabeth & Heissenberg

Pinot Gris Fanny Elisabeth 09 und den Gewürztraminer Heissenberg 09 kommen bei Patrick Meyer fast trocken daher. Beide leben von ihrer natürlichen Frucht und Eleganz. Der Heissenberg Gewürz ist einer der erotischsten Weine für mich. Er ist wie Marilyn Monroe oder eher wie Sophia Loren in ihren besten Jahren, genau richtig, mit viel Finesse und Filigranität, der Weißwein wirkt dunkel und schwül und geheimnisvoll…