Es weihnachtet sehr, und neben der alljährlichen Wiederkunft des Herrn stellt sich für viele neben der Geschenkeorgie die Frage nach der feierlich-adäquaten Nahrungsaufnahme nebst passenden Getränken, so denn die Welt nicht untergeht am 21. Dezember, folgt man dem Maya-Kalender.
Anders formuliert: Was wollen wir trinken, sieben Tage lang?
Schließlich ist ja auch bald Silvester, welches ebenfalls freudig beschwingt begangen werden will.
Fangen wir hinten an, der Jahreswechsel auf 2013. Natürlich wird 2012 weintechnisch wieder ein Jahrhundertjahrgang, aber das kennt man ja inzwischen. Mein Rat daher: investieren Sie in Wein und anständige Schäumer, getreu dem Motto: Champagner böllern auch, schmecken und riechen aber besser als Raketen und Knaller, für welche manche auch ein Vermögen verbrennen. Neben den knallenden Korken, die vorzugsweise nur einen freudig-lustvolles Ploppen von sich geben sollten, vermögen auch die kleinen Bulles in feiner Perlage aufgereiht ein Geschmacksfeuerwerk auf der Zunge erzeugen. Aber bitte nicht in der Sektflöte für 0,99 € oder in Großmutters Schampusschalen, auch wenn sie aus ach so teurem Bleikristall der 50er sind! Lieber ein anständiges Weißweinglas verwenden und die Schalen für Krabbencocktail oder Rote Grütze 😉
Es muss freilich nicht immer Champagner sein, ein anständiger Winzersekt oder Crémant tut es oft ebenso wie ein Prosecco. Allerdings darf es auch hier mal Qualität sein. Prosecco Superiore Conegliano Valdobbiadene, das schafft man nüchtern kaum auszusprechen, doch gibt es diese herausragende Qualität seit April 2010 in einer DOCG. Nicht für 3,99 €, aber auch nicht für Unsummen, d.h. zwischen knapp 10 und 25 € können es schon sein. Und beim Champagner sollte man vielleicht mal jenseits der allgegenwärtigen Witwe Clicquot, Moët und ähnlichen massenkompatiblen Einheitsprodukten schauen, denn es gibt in vergleichbarer Preislage wirklich spannende Winzer-Champagner.
Nun aber kurz und knackig ein paar überschäumende Empfehlungen:
Riesling Brut 09 Schloss Vaux, Rheingau, ein klasse Teil vom Sektspezialisten, dass man mal getrunken haben sollte. Ca. 15 € ab Weingut oder zB. beim www.koelner-weinkeller.de. Definitiv besser als jeder Supermarkt-Schampus! Hefe meets Grapefruit.
Auch ein sehr feines Winzerschäumerchen macht das Weingut Braunewell mit seinem Pinot Prestige Sekt, brut. Eine Cuvée aus Grau- und Spätburgunder für 12,50 € ab Gut, www.weingut-braunewell.de
Zuletzt ein Teil vom Weingut Wilhelmshof aus Siebeldingen in der Pfalz, seit vielen Jahren eines der Sektproduzenten, die beständig herausragende Qualität liefern: 2009 Pinot B Sekt, Brut. 21 € ab Hof. www.wilhelmshof.de. Wer braucht schon eine Wittwe zuhause?
Champagne Blanc de Blanc 1. Cru Bruno Michel, Pierry. Hach! Einer der besten unter den bezahlbaren Winzerchampagnern, Bio obendrein und ein verlässlicher Partner fürs Silvestermenu. Frucht meets Butter & Nuss, sehr anständige Länge, Präzision auf Zunge und im Keller. Mehr Prickeln geht nur schwer für den Preis. 39,95 € z.B. bei www.probiowein.de
Auch ein sehr empfehlenswerter Winzerchampagner, fast zum Discountpreis: Champagne A.C. »Cuvée Intense« Lenoble aus Chardonnay, Pinot Noir und Pinot Meunier. ab 26,95 € bei www.krote.de
Und was zum Fest, was zum Braten?
Mir doch egal. Trinken Sie, was Sie wollen, solange es Ihnen und Ihren Mittrinkern gefällt. Na gut, das macht die Sache nicht unbedingt einfacher. Vielseitig verwendbar ist Champagner & Co, und zwar nicht nur vor dem Essen, sondern auch zum Hauptgang! Ein anständiger Prosecco Superiore kann nicht nur mit feinstem Lachs und zartem Gebäck, er kann auch mit kräftigerem wie helle Braten oder diversen Nachspeisen. Oft passt ein Schaumwein sogar besser als so manch empfohlener Rotwein… aber ich wiederhole mich. Und zum Weihnachtsbraten? Dafür hat man die Weine ja ohnehin schon im Keller, oder etwa nicht?? 😉 Egal. Weiter.
Was in den hochheiligen Tagen auf jeden Fall geköpft wird, sind ein paar anständige Rieslinge. Ob Spätlese, Auslese oder etwas Restsüßes, auch hier muss es nicht immer ein Großes Gewächs sein, auch wenn der Anlass es hergibt. Mal sehen, wen es erwischt…
Zu Schokoladigem und Mandelgebäck kann es zwar auch ein feiner Vin doux Naturel sein, zB. ein HighEnder von der Domaine Cazes, Rivesaltes Tuilé, Vin Doux Naturel, A.C. Biowein, 1995 oder der Ambré aus gleichem Hause. Aus letzterem lassen sich übrigens auch hervorragende Saucen zum Geflügel zaubern… Kontraste, sag ich! Was aber auch einen Versuch zur Schokki wert ist: Riesling, genau. Kontrast von Säure mit Süße, Schmelz muss sein! Ausprobieren, wer’s nicht glaubt. Hochwertige Schokolade in den Mund, Auslese drauf… genial!
Welcher Braten letztlich im Ofen landet, ist derzeit noch offen, es könnte aber ein Wildstück wie Reh oder Hirsch sein. Standard wäre Rhône, eher Hermitage als Chateauneuf d.P. – aber wieso eigentlich nicht? Power gegen Gewürz. Ein pfeffriger Syrah passt sicher auch.
Oder eben das Kontrastprogramm – man nimmt einen eleganten aber stoffigen Pinot Noir aus dem Burgund, Baden oder von anderswo…
Z.B. Karl H. Johner Vogtsburg-Bischoffingen, Kaiserstuhl, Baden, Blauer Spätburgunder SJ, Dr. Heger aus Ihringen, Kaiserstuhl – Achkarrer Schlossberg Spätburgunder *** 2007 Großes Gewächs, Jürgen Ellwanger aus Winterbach, Württemberg, Hebsacker Lichtenberg Spätburgunder 2008 Großes Gewächs. Ein echter Hammer ist auch ein anderer Württemberger Spätburgunder, vom VDP-Winzer Dautel aus Bönnigheim: Spätburgunder **** QbA trocken 2009, z.B. bei www.vicampo.de für 18,50 €. Rock’n’Roll!
Der Worte sind genug gewechselt, lasst Braten folgen!
In diesem Sinne wünsche ich Frohe Wei(h)nachten und besinnliche Tage!