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Kleines Gläschen vom OT?

Petit Verre d’Ot – Montesecondo 2005

Dieser sympatische Froschkönig ist uns neulich über die Zunge gehüpft:

Und wie man bei diesem Namen unschwer richtig vermutet, handelt es sich um einen Petit Verdot. Aus dem Chianti.
Genau – Chianti liegt nicht in Bordeaux, wo man diese Rebsorte für gewöhnlich vermuten würde und wo sie leider immer seltener in den edelen Cuvées anzutreffen ist. Insbesondere im Médoc findet die sehr spät reifende körper- und tanninreiche Sorte aber immer noch ihren Weg in die Verschnitte von Häusern wie Latour und Margaux.

Da der kleinbeerige Petit Verdot mit seinem typischen Veilchen-Duft in vielen Jahren nicht zur vollen Reife gelangt, und ertragsmäßig großen Schwankungen unterworfen ist, befindet er sich im Bordelais auf dem Rückzug und wird zumeist durch den zuverlässigeren schnellreifenden, aber oftmals auch banalen Merlot ersetzt. In südlicheren Gefilden Europas und auch in Australien trifft man ihn hingegen häufiger an.

Der Petit Verre d’Ot überzeugt auf ganzer Linie. Wunderschönes dunkelviolett im Glas mit betörend tiefer, typischer Veilchenduft in der Nase – ein echter Schnupperwein. Voluminös am Gaumen, vielleicht etwas zu dominante Alkoholnote, was aber auch der etwas zu hohen Trinktemperatur geschuldet sein könnte. Schmelzig-nussige Röstaromen ohne überladen holzige Barriquetöne, keinesfalls zu fett auf der Zunge, Dörrobst. Angenehme Dichtigkeit bei mittellangem Abgang. Ein Wein, der es auch mit würzigeren Speisen aufnimmt, aber auch als Solist ohne weiteres überzeugt. Mit etwa 18 EUR nicht ganz billig, aber ein Wein, der im Gedächtnis bleibt. Fazit: Individueller, würziger Trinkspaß, immer gerne wieder!

Die Weine des Gutes werden biodynamisch bewirtschaftet und liegen in der IGT Toscana im Chianti Classico im kleinen Örtchen San Casciano in Val di Pesa.
Bestehend aus 100% Petit Verdot von durchschnittlich 15-jährigen Rebstöcken. Handernte mit kräftiger Ertragsreduzierung; Ausbau in Tonneaux mit 5hl und Barriques für 12-18 Monate.
Bei nur 2.500 Flaschen Produktionsmenge ist man schon versucht, von Liebhaberei zu sprechen, doch der Schwerpunkt des Weingutes liegt naheliegender Weise auf Sangiovese, Canaiolo und Colorino für die ortstypischeren Chiantis. Neben dem verkosteten Petit Verre d’Ot und dem Chianti Classico bietet das Gut noch einen Rosso, einen Passito del Rospo und einen Rosso del Rospo.

Alc. 14 Vol%,  Restzucker < 2 g/l, Schwefel 30/40 mg/l.

Link zum Weingut:
http://www.montesecondo.com
Erreicht hatte uns der Wein übrigens über unsere Freunde von
http://www.mein-sommelier.de