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Kurzer Rückblick

2010 war für uns ein spannendes Jahr mit vielen neuen Bekannten in der Weinwelt, von denen einige auch im RL zu Freunden geworden sind. Neben vielen spannenden und auch banalen Weinen waren die großen Themen des vergangenen Weinjahres  der Superjahrgang BDX09 und die Chinesen, Kork & Alternativverschlüsse,  Cork & das „Arschjahr 2010“, hohe Säurewerte. Nebenbei fand eine nicht unerhebliche Verlagerung der Schwerpunkte weg von Twitter und hin zu Facebook statt, auch viele ursprüngliche „Bloggosphärenthemen“ und Diskussionen fanden eher auf der FB-Plattform statt. Das kann man gutheißen oder bedauern – interessant ist es allemal.

Was mich persönlich daran stört, ist die extreme Kurzlebigkeit und Flüchtigkeit. Wer scrollt bei FB schon mal Seitenweise zurück? Gerade die oft kontrowersen Debatten sind nach ein paar Wochen nahezu unwiederbringlich verschwunden. (was bei manchen auch besser so ist, bei anderen jedoch schade).

Neues Jahr beginnt mit Kork…

Und schon wieder die gute alte Diskussion im WeinWeb2.0. Kork. Gähn. Ach übrigens: auch wir hatten in der Weihnachtszeit den ein oder anderen Korkschmecker, aber das Thema ist mittlerweile vor allem eins: laaangweiiilig! Wen es wirklich noch  interessiert – ich bevorzuge Schrauber, Argumente gibt es genug. Aber auch Kork hat weiterhin seine Berechtigung, Glasstopfen sind auch nett… nur Plastikstopfen braucht es meiner Meinung nach nicht wirklich, obwohl es auch durchaus gute Winzer gibt, die das Zeug verwenden. Alle Pros ’n‘ Cons wurden ausgiebig anderswo breitgetreten. Die aufdringliche Werbung der Korkindustrie, die mittlerweile auch uns Blogger direkt anschreibt, nervt mich jedenfalls nur bedingt – ich habe viel Platz im Postfachmülleimer des Mailaccounts…

Wünsche und Vorsätze

Wünschenswert für das deutsche WeinWeb2.0 wären aus meiner Sicht ein etwas gepflegterer Umgangston, mehr Respekt vor einander, mehr Social Web im Sinne von mehr Teilen (sharing is caring!) und weniger rummotzen, und dabei nicht so tun, als hätte man alles selbst erfunden und entdeckt. Warum nicht auch mal bei anderen Kollegen im Blog kommentieren? Nur so eine Idee…

„Jeder bloggt für sich, nur ich blogg für mich!“

Ich wünsche mir mehr Wein- und Winzerthemen, mehr Neuigkeiten für Interessierte wie für normale Weintrinker, die es eben auch gilt zu erreichen, will sich das WeinWeb2.0 nicht nur weiter in Selbstreferenzialität ergehen.
Ich wünsche mir mehr Blicke über den Tellerrand und in den Weinkeller & Berg, weniger Motz, Eifersüchteleien und Besserwissertum.  Mehr Respekt voreinander und auch vor den Winzern und Weinmachern, selbst wenn die Methoden oder Produkte dem ein oder anderen nicht so zusagen. Dabei kann, darf und muss es aber auch erlaubt sein, Kritik zu äußern, Missstände zu benennen oder auf Fehler hinzuweisen. Doch auch hier gilt – der Ton macht die Musik! Eine Netikette bzw. deren Einhaltung…

Was mich auch 2011 wieder umtreiben wird, ist die Frage: Wo gibt’s interessante Winzer, die gute und gerne auch günstig sein dürfen. Mich interessieren Leute, die nicht wie alle anderen denken und deren Weine auch nicht wie alle schmecken, die unverwechselbar und eigenständig sind. Aber natürlich muss es auch die anderen geben. Und ja, auch die Genossenschaften haben sicher ihre Daseinsberechtigung…

Ausblick

Ach ja, und 2010 wird natürlich wieder ein Jahrhundertweinjahr, zumindest in Bordeaux. Da aber 2009 schon gigantomanisch war und entsprechend propagiert und beworben wurde, werden die Subskriptionspreise 2010 zwar hoch, aber wohl eher nicht auf Vorjahresniveau bleiben. Wem also BDX09 zu teuer war hat vielleicht 2010 die Chance, sofern nicht die Chinesen auch die bezahlbareren Bordeauxweine entdecken… und wenn doch? Trinken wir Riesling aus Deutschland und wagen uns in die noch nicht asiatisch usurpierten Weinregionen vor… 😉

In diesem Sinne Euch allen ein schönes und entdeckungsreiches Weinjahr 2011 – im Web2.0 wie natürlich auch im Real Life!

3 Kommentare

  1. Was bedeutet RL?
    „Kurzlebigkeit bei Social-Media“ war auch auf dem Convention Camp 2010 ein Thema. Wie archiviert man? Wie bleiben Daten erhalten und „fließen nicht nur vorbei“?
    Selbstreferenzialität betrifft nicht nur WeinWeb, sondern alle Gattungen: Kunst, Literatur, Wissenschaft etc.
    Ich hoffe dass ihr weiterhin „extreme Beobachtungsgabe“ vorweist und „Edelsteine“ in der WeinWelt entdeckt wie die BioWinzer vom Kaiserstuhl.
    Viel Erfolg Euch für 2011

  2. Alex Koch

    klasse! kann ich jeden einzelnen Satz unterschreiben!

  3. @Alex – merci! 🙂
    @Daniel RL = s’Läbe ebbe = Real Life;-) Man sollte bei aller Virtualität der Social Media nicht vergessen, dass es immer noch Menschen dahinter gibt, die schreiben, diskutieren und die man durchaus auch treffen kann – sowohl im pesönlichen, als auch im übertragenen Sinne…
    Und klar drehen sich auch andere special interest groups um sich selbst. Beim Wein2.0 in ‚Schland ist es allerdings schon recht auffällig…
    Ob Kaiserstuhl oder nicht – wir bleiben auf der Prisch & à la recherche du vin perdu!

Kommentare sind geschlossen.