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QR-Codes die Zweite – zum Weinen?

Nachdem nun schon in Virtuellen Supermärkten in Korea mit dem SmartPhone geschoppt werden kann haben wir uns gefragt, was man damit noch anstellen kann. Im ersten Artikel wunderte ich mich, dass es so wenig inspirierende Anwendungen zur Nutzung gibt, obwohl einige ja sehr banal, naheliegend und dennoch prakisch sind. Inzwischen habe ich noch ein wenig recherchiert und weitere Infos zusammengetragen.
Ich bin mir sicher, dass sich an dieser Front noch gewaltiges tun wird!

QR-Codes? Wer? Was?

QR-Code steht für Quick Response, also „Schnelle Antwort“ und ist eine besondere Form eines zweidimensionalen Strichcodes, der sich nicht nur mit speziellen Laserscannern, sondern prinzipiell mit den meisten gängigen Mobilfunkgeräten abfotografieren lässt, eingebaute Kamera vorausgesetzt.
Eine Software übersetzt dann die codierten Informationen, etwa eine hinterlegte URL oder eben auch ein Text, eine Adresse oder etwa Visitenkartendaten wieder in lesbaren Text oder öffnet eine Webseite, von der aus es dann weitergeht.
Mehr dazu bei Wikipedia.

Beim Antrag auf Erlass eines Mahnbescheids gibt es übrigens eine recht ähnliche Technik, bei der die gemachten Angaben in einen Code  übertragen werden, der dann als pdf generiert, ans Mahngericht verschickt bzw. ausgedruckt und dann wieder gescannt wird.

Nicht perfekt, das System, aber immerhin ein guter Anfang, nur: Warum kann mand das nicht direkter lösen? Juristen… 😉

Print  2 Web

Eine der denkbaren und inzwischen auch recht verbreiteten Verwendungsformen ist es, einen Artikel, etwa in einem Printmedium, mit weiteren Medien zu verknüpfen, etwa um in einer Zeitung ohne lange Hyperlinks direkt auf Hintergrundinfos, Bilder und Videos zu verweisen, ohne das der geneigte Leser ellenlange Verknüpfungen abtippen muss.

Mobile Shopping

Eine weitere Nutzmöglichkeit ist die für Smart-mobile-Shopping-Apps, nicht nur wie die hier erwähnte Koreanische in der U-Bahn.

So bietet etwa Shopgate mobile Shopping-Lösungen an, bei denen der Kunde von der Werbung zum Produktkauf über QR-Codes geführt wird. Die deutsche Shopgate GmbH scheint dabei eine Führungsrolle zu entwickeln und arbeitet bereits mit über 200 Shops zusammen, wobei auch diverse „Unter-Apps“ für einzelne „Shop-Brandings“ möglich sind. Pionierarbeit in einem Land, dass sich leider viel zu oft als technophob darstellt…
Preisvergleiche, Barcode Scanner, Push- Benachrichtigungen, Produktinfos, Gutscheinaktionen, die sich natürlich auch auf Post, Briefumschläge und Newsletter per QR-Code drucken lassen – alles aus einer Hand.
Das klingt schon nach einer Web2.o-Denke, die auch beim Kunden ansetzt und nicht nur auf modernen Anstrich alter Vertriebsmuster setzt.
Neben den genannten gibt es auch interessante Möglichkeiten für Händler, die angebotenen Produkte über den eigenen Shop in das Shopgate-System einzugliedern und anzubieten, sondern auch den eigenen Shop als eigene iPhone App entwickeln und branden zu lassen – was sich viele Händler wünschen, aber an den hohen Kosten für oftmals wenig funktionable Eigenentwicklungen und mangelnden API-Konformitäten scheitert.
Das System bietet also weit mehr als nur einen Barcode- bzw. QR-Scanner mit SmartBuy-Funktion.
Es sind übrigens auch schon einige Weinvertriebler am Start, bspw. LaKaaf. Die Android-Version kommt im August, die iPhone App gibt es natürlich im AppStore.

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Message @ a Bottle

Nicht alles ist also nur zum Weinen… Schon vor längerer Zeit begann Adegga mit mit einem QR-Code-gestütztem TrackingTool für Weine, mit der die angeschlossene Community Weine, Winzer und Infos verwalten und abrufen kann. Derzeit sind 187 Winzer aus Deutschland, 319 aus Österreich und 1757 aus Frankreich erfasst, neben vielen weiteren. Man hört allerdings recht wenig von einem regen Gebrauch hierzulande durch die Weinszene, und was sind schon 187 Winzer bei zig Tausenden?

Was natürlich schon längst geht und auch einige machen, ist es, einen Code auf ein Produkt zu drucken, und dann direkt weitergehende Infos dazu etwa auf der Herstellerseite  hinterlegen. Man könnte auch direkt zum WinzerShop verlinken oder in einen Dialog mit dem Kunden treten – „Hat der Wein ihnen geschmeckt? Möchten Sie noch mal nachbestellen? Sonderpreise für Serientäter! Was anderes probieren oder uns erzählen, was Ihnen nicht so gefällt?“… Oder einfach nur virtuelles Datenblatt mit Zusatzinfos, die nicht auf die Etiketten passen.

Der SocialMedia-affine Österreichische Winzer Gottfried Lamprecht vom Herrenhof in der Steiermark etwa druckt einen QR-Code auf Seine Flaschen, wobei auch der Inhalt mehr als nur erwähnenswert ist! Derzeit verlinkt der Code auf unserwein.at, wo u.a. ein virtueller Weinratgeber mit App und privater Weinverwaltung mit Lagersystem am Entstehen ist – wir bleiben dran!

Connect to Customer

Infos, die aufgrund ihres Umfangs nicht sinnvoll auf das Rückettiket der Flasche passen, lassen sich so ebenfalls für den Kunden leicht erreichen, ohne erst die Webseite suchen zu müssen (oftmals schreibt der Winzer leider nichtmal seine Webseite auf die Flasche… sollte er aber!), die URL abzutippen und dann dort nach der gewünschten Info zu suchen, und sie schlimmsten Falle nicht zu finden…

Eigentlich wäre das alles auch mehr oder minder mit einem herkömmlichen Barcode darstellbar… wichtig aber, dass man es dem Kunden so leicht wie möglich macht, sich mit Produkt und Hersteller zu konnektieren und in Verbindung zu bleiben. Das sind die Mehrwerte, auf die es letztlich ankommt. Bestandskunden halten, nicht vergraulen… Werbegeschenke, Specials und Gutscheine mobil an die verteilen, die sie auch haben wollen, ohne Streuverluste! Mobile Couponing nennt sich das dann Neudeutsch…

Smarter LifeStylen

Kundenbindung via QR? Kein Problem. Man nehme nur das Produkt und verbinde es mit exklusivem Content durch den Code… das muss nicht immer etwas Käufliches sein, es könnte auch ein Vip-Club mit Benefits oder so sein. Champagne MOËT & CHANDON machen viel Werbung, meist mit berühmten Schauspielerinnen, derzeit Scarlett Johannson. Das ganze erinnert sehr an Parfumwerbung, was wenig wundert – gehören doch auch die Marken Dior, Givenchy, Guerlain und Kenzo zum Gleichen Luxusgüterkonzern LVHM. Auch die Präsentation im Showroom in Epernay hat etwas von einer Edelparfumerie… aber davon hatten wir es ja schon hier.

Die Marke bietet über den in der Werbung abgedruckte QR-Code direkten Zugang zu Moet-Hollywood.de, dem Moët & Chandon Hollywood Blog… dort gibt es dann Content, der wohl eher auf ein weibliches Publikum zugeschnitten ist: Glamour, der „Champagner der Kinowelt und ihrer Stars“ und neben Produktinfos auch eine Lokalisierungsfunktion, mit der man dann Bezugsquellen in der Nähe aufspüren kann. Schick umgesetzt und zielgruppenorientiert ist das alles, aber letztlich nicht wirklich „mobile“ ? Da ist sicher noch einiges möglich – bleibt zu hoffen, das die Media-Agenturen auch den Kunden nicht vergessen…

In der gleichen Cosmopolitan (ich gebs zu 🙂 gab es noch weitere QR-Codes zu entdecken, auch eine Werbung von John Frieda für Haarpflegeprodukte. Auch hier wurde trotz Erklärung der Funktionsweise keine spezielle Landingpage konzipiert, die den Bedürfnissen der SmartPhone-Nutzer angepasst wurde. Think Mobile! – möchte man ihm zurufen, dem John. Vielmehr aber noch seiner Agentur, die zwar weit, aber nicht weiter gedacht hat. Produktinfos und Lifestyle-Stories sind eines, Mobile Marketing kann allerdings mehr.

Ich habe eben einen neuen Drucker erworben. Thema Tintenpatronen… man weiß, man braucht eine neue, doch wenn man im Blödmarkt steht, weiss man nicht mehr, welche genau es war – an die oft kryptischen Bezeichnungen erinnert sich sowieso niemand. Die Idee von HP: Zettel beigefügt, den man in die Geldbörse stecken soll. Immer dabei. Ginge aber auch so: QR-Code auf die Patrone oder Packung kleben, abknipsen – immer dabei. Im Smartphone, denn das hat man auch immer dabei…

Wenn ich einem Kunden, der sich offensichtlich so für ein Produkt interessiert, dass er den Code mit seinem Handy knippst, schon einmal habe, kann ich ihm ja auch anderes – hoffentlich zielgruppentaugliches – zeigen und ihn informiert (und interessiert) halten. Damit lässt sich auch Geld verdienen. Click-Tools gibt’s schon jetzt genug, allerdings meist für wenig sinnvolles (mobil jedenfalls). Ein Einfallstor für Betrüger und Abzocker sind diese Techniken sicherlich auch, und davor hat man hierzulande sicher vor allem Angst, während anderswo dann der große Reibach gemacht wird. Aber ich wiederhole mich.

aus dem Baccantus-Shop 🙂

Forever mine – Ballantine’s

Es geht hier ja meist eher um Wein als um Whisky (ohne ‚e‘, versteht sich!). Ein Marketing-Gag, der buchstäblich unter die Haut geht ist das gemanagte Tagging eines QR-Codes, den sich ein Marco für Ballantine’s als Tatoo hat stechen lassen. Der verlinkte Inhalt ist austauschbar… aber passt so natürlich perfekt zum Tatoo-Design selbst… Wann kommt der erste QR-Tatooed Winzer daher? Das wäre mal echte Verbundenheit mit dem eigenen Produkt! 😉 „Leave an Impression“ – der Slogan von Ballantine’s – bekommt so natürlich noch eine ganz andere Bedeutung…

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Kommunale Fatale?

Zur Verhinderung von Fatalem lässt sich mit den Codes auch im Öffentlichen Raum Sinnvolles anstellen. Das gabs in Japan schon längst, ok. Aber auch hierzulande tut sich langsam was, auch in Schwäbisch Hall, auch in Hamburg. Die Stadt Hamburg macht Werbung für ihren mobilen Behördenfinder… aber man kann auch Touristische Hotspots und wichtige Einrichtungen damit ausstatten und so Bürger und Gästen besser zu Diensten sein.
An statt fünfsprachige Schilder an jedem Denkmal aus Bronze oder hinter Plexiglas aufzustellen (man ist ja immer sauer, wenn im Ausland alles nur auf englisch und japanisch angeschrieben wird, chinesisch mittlerweile vielleicht auch;-) könnten sich Kommunen und deren Marketingvereine einiges sparen… Infos direkt aufs Handy, einfach knipsen. Machen sie ja sowieso… Public Tagging!
Schwäbisch Hall hat nicht nur hervorragende Landschweine, sondern präsentiert auch Stadtgeschichte in moderner Form. Als historische Erlebnistour lässt sich anhand der QR-Codes die Stadt unter dem Motto „Glaube, Recht, Salz“ mit dem Smartphone erkunden und so Wissenswertes auch ohne Stadtführer erfahren.
Darüber hinaus hat die FH Schwäbisch Hall im Schulterschluss mit der Stadt diverse andere Projekte via QR-Code umgesetzt: Urbane Poesie, Stadtverwaltung, Touristik, Landratsamt, aber auch Bürgerinfos, Fahrpläne des ÖPNV sowie Infos zu Freizeitangeboten, Kunst und Kultur wurden entsprechend mobil umgesetzt. Respekt. Auch für die Stadt – ich kann mir die Diskussionen im Gemeinderat im Vorfeld bildlich vorstellen… Bitte nachmachen!

Ach ja, in Berlin haben die BVG (für Nicht-Berliner: Öffentliches Nahverkehrsunternehmen der Hauptstadt) mit „Touch & Travel“ ein Handyticket-System eingeführt. Das Ticketing funktioniert entweder via GPS oder durch QR-Codes, die eingescannt werden. Wer seine Fahrtrouten also gerne von der BVG überwachen lassen möchte und keine Big-Brother-Ängste entwickelt, für den steht ein recht praktisches System bereit, dessen Datenschutzrechtliche Relevanz durch die 6monatige Datenspeicherung der Bewegungsprofile allerdings zumindest ein wenig zum Nachdenken anregt…

Ich bin jedenfalls gespannt, was es QR-mäßig in den nächsten Zeit noch für Neuerungen geben wird, Ideen und Möglichkeiten gibt’s ja genug!

 

Weiteres zum Thema, Quellen

3 Kommentare

  1. Ich hab da in F schon einiges an Angeboten gesehen – auch auf dem letzten Vinocamp in Bordeaux wurde wohl wieder so was vorgestellt. Einige app Anbieter scheinen auch schon wieder die Segel zu streichen…Ich such mal nach dem Anbieter, der mir neulich zehn Probeaufkleber mit so einem Code zum ausprobieren anbot – natürlich, um den Service später zu verkaufen…

    Sicher eine interessante Lösung für Winzer, deren Wein sonst einsam und allein gelassen im Supermarktregal steht, wo keiner mehr Auskunft gibt – und das sind ja wohl die meisten… Persönlich haben wir seit 12 Jahren die Emailadresse auf dem Etikett (und dem Korken, den man im Restaurant leichter mitnehmen kann), damit kann uns der Kunde, der den Wein nicht direkt auf dem Gut oder bei einem kundigen (also uns kennenden) Weinhändler gekauft hat, dann Kontakt aufnehmen und all die Fragen stellen, die er beim Eingeben von Lisson Wein Olargues, oder Iris…. nicht schon direkt im Web gefunden hat.

    Ob ich damit die Smart- und Iphone-Cummunity vergraule? Vielleicht – aber das ist wie mit den Anbietern von réalitée augmentée, die dem Besucher im Weinberg die Erklärung all dessen, was er sieht auf dem Handy lieern wollen… Bei mir steht da immer noch die Winzerin persönlich neben dem Gast und gibt (wenn nötig in drei Sprachen), die passenden Erläuterungen – – und so soll’s auch bleiben:-)!

  2. [EDIT] – eben entdeckt in den Weiten des Webs:
    http://www.barcodeofwine.com/
    ein Wein-Barcode-Reader für Android…
    demnächst angeblich auch für iPhone und WinPhone…

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