…so möchte man den Apple Usern zurufen, seitdem letzte Woche Mac OS Lion erschienen ist und am ersten Tag mehr als 1 Million mal herunter geladen wurde. Was man nach der Installation alles beachten sollte, wann das erste Update kommt und wie man mit der neuen Großkatze zurecht kommt, haben andere (vgl. Links) zur Genüge berichtet. Worum es hier gehen soll, ist die Art, wie das Auftauchen eines neuen Raubtiers das Ökosystem der Betriebssysteme verändert und was das für uns alle und unsere IT Zukunft bedeutet.
Der Preis vom anderen Stern
Zuallererst ist hier einmal der Preis von 23,99 € anzusprechen den das Betriebssystem kostet. Das ist gelinde gesagt eine Revolution auf dem Markt der kostenpflichtigen Betriebssysteme, ist doch Windows 7 für deutlich mehr als 100 € im Handel und es gibt nur eine Version von Lion, die alles beinhaltet und nicht wie bei Windows 7 diverse (Home, Starter, Premium… Ultimate, 32 Bit, 64 Bit). Des Weiteren erwirbt man beim Kauf von Lion das Recht, es auf alle eigenen Maschinen zu installieren, man erwirbt also nicht wie bei Microsoft nur eine einzige Lizenz. Schöne neue Welt, könnte man also meinen…
Steves Herzensgüte?
Allerdings kommt das alles nicht aus der Güte des Herzens von Steve Jobs heraus, sondern ist vor allem der Tatsache geschuldet, das es Lion nur als Download via App Store gibt und somit Lion das erste Apple-Betriebssystem ist, das nicht mehr auf physisch realen klassischen Datenträgern (DVD, CD, Diskette;-) vertrieben wird. Daher also der günstige Preis, spart man sich doch das massenweise Produzieren von DVDs, Verpackungen und das Drucken von „Begleitzetteln“. Ebenso gibt es somit endgültig keinen Zwischenhandel mehr (der wird sich freuen), der etwas mitverdienen möchte. Wie man sich trotzdem eine Lion DVD erstellen kann erfahrt Ihr hier und wer unbedingt will, kann sich Lion für 59 € auf einem von Apple gelieferten USB Stick ab August kaufen.
Was mir Angst macht
Da hat Apple nun also den Preis gesenkt, alles ist kinderleicht aus dem Internet herunterzuladen, ich zahle einmalig für alle meine (Mac-) Rechner und habe keine weitere DVD daheim rumfliegen. Was will man mehr? – Könnte man fragen. „Kontrolle!“ wäre die Antwort. Wenn die neuen Modelle von Apple ein eingebautes Recovery Feature in ihrem EFI (Bios war vorgestern) haben, welches das komplette Herunterladen von Lion via Internet ermöglicht, selbst wenn man die Festplatte vollständig formatiert oder eine fabrikneue eingebaut hat, dann wird es langsam aber sicher unheimlich.
„Mit dem ersten Glied ist die Kette geschmiedet.Wenn die erste Rede zensiert, der erste Gedanke verboten,
die erste Freiheit verweigert wird,
dann sind wir alle unwiderruflich gefesselt.“ [Erik Satie]
Apple nimmt mir hier eindeutig zu viel ab oder aus der Hand und legt den Grundstein für unser aller Internetzukunft, die da heißt: alles aus dem Netz, alles liegt auf irgendwelchen Servern und nicht mehr bei mir daheim auf der Platte, alles entzieht sich meiner Kontrolle bzw. der Kontrolle meines Rechtstaates oder meiner Wertegemeinschaft, liegen die Server doch zumeist außerhalb Deutschlands / der EU. Das ist die Straße auf die uns Apple, Facebook, Google, Twitter und die Cloud im Allgemeinen führen.
Und es ist eben nicht nur die Straße ins Paradies der Sorglosigkeit, auf der man sich um nichts mehr kümmern muss, sondern der gleiche Pfad, der in die Entmündigung und die schleichende Abhängigkeit von den Big Playern der Online- bzw. Cloud-Welten führt.
Always on?
Überall online & mobil Arbeiten können und über meine Daten verfügen, aber nur zu Bedingungen, die ich mir nicht mehr aussuchen kann?
Wem gehören die Daten? Wo liegen sie? Who cares?
Brave new World
Was also bleibt zu tun? Ganz aussteigen? Offline gehen, Stecker ziehen? Rechenschieber und Bleistift benutzen anstatt Numbers und Excel?
Sicher nicht. Aber sich informieren, Alternativen ausprobieren, Multibootsysteme fahren und sich genau überlegen, was man wo und bei wem in die Cloud verlegt, das kann und sollte man tun.
Der User / Kunde darf unbequem sein, nach dem Datenschutz fragen, sich beschweren und seine alte Hardware und Software im Keller archivieren, nur für den Fall der Fälle… 😉
Und wenn alle Stricke reißen, dann machen wir ein analoges Netz auf mit Brieftauben, USB Sticks und QR Codes oder wir schreiben wieder gute alte Postkarten…