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Noch ist nicht „Allesverloren“

Am Anfang stand die Tragödie

Auf Anregung eines Freundes (Danke Pascal!) wurde ich kürzlich auf das Weingut Allesverloren in Südafrika aufmerksam. Er hatte mir begeistert von seinen Erfahrungen mit dem Süßwein/Port „2007er Fine Old Vintage“ vom seit 1706 Weinbau betreibenden Gut berichtet. Das war Grund genug um mich neugierig zu machen.

Von der brennenden Farm zum Weingut

Allesverloren wurde als Farm um 1696 gegründet und hat Ihren einprägsamen Namen einer Katastrophe in jungen Jahren zu verdanken. 1704, als die Besitzer von einem Einkaufsbesuch in „Stellenbosch“ zurückkehrten, fanden sie die Farm geplündert und niedergebrannt vor. Doch schon 1706 bauten Sie den ersten Wein an und heute sind Sie die älteste Weinfarm im Bezirk Swartland in Südafrika. Sie liegt ca. 90 km von Kapstadt entfernt in der Nähe von Riebeek-West und ist vor allem dafür bekannt, dass hier einer der ersten Shiraz in Südafrika gekeltert wurde. 227ha ist die Farm mittlerweile groß und auf 187 ha sind Reben gepflanzt – ein kleinwenig größer also als die meisten Güter hierzulande…

Der Winzer und die Stilistik

Der Weinmacher und Inhaber in sechster Generation ist derzeit Dani Malan. Er gewann mit seinen ‚Port‘ in schöner Regelmäßigkeit (mittlerweile 12-mal) den Titel des Südafrika-Champion. Auch sein Shiraz ist mehrfach preisgekrönt und er selbst erhielt unter anderem 1998 den Titel Weinmacher des Jahres Award von Dinners Club.

Helfen tut Ihm hierbei vor allem das warme und trockene Klima in der Regio

n Swartland, welches sich vor allem für Shiraz, Cabernet Sauvignon und Port-Trauben, wie Tinta Barocca, Touriga Naçional und Souzao eignet. So entstehen unter Einsatz von dezenter Tropfbewässerung (wenn nötig) Weine, mit einem sehr kraftvollen und fruchtigen Charakter, die sich zudem durch frühe Genussreife und ein erstaunliches  Alterungspotenzial auszeichnen.

Tinta Barocca 2008

Meine Verkostung mit dem Weinanwalt begann mit dem Tinta Barocca,  da ich es spannend fand, mich einmal mit dieser klassischen Port-Traube in Reinform zu beschäftigen.
Der Wein präsentiert sich mit einer klaren rubinroten Farbe und zeigt Reflexe vom granatrot, die an reife Sauerkirschen erinnern. Das Aroma das die Nase umspielt ist intensiv, reiffruchtig, würzig und leicht erdig. Trotzdem wirkt die Nase jugendlich bzw. auf dem Weg zu einer angedeuteten Reife. Auf der Zunge entfaltet sich dann ein Geschmack von Cassis, etwas dunkler Schokolade, Sauerkirschen und Brombeeren. Der Körper wirkt dabei mit einer mittleren Fülle und präsentem, aber nicht aufdringlichen Säureakzent, alles andere als wuchtig. Der Gerbstoffcharakter ist samtig weich und sehr angenehm am Gaumen und im Abgang bleibt er noch spürbar erhalten, könnte vielleicht noch einen Tick länger sein.
Ein durchaus harmonisches Trinkerlebnis, welches über eine Stunde nach Öffnung noch eine deutliche reife Erdbeernote dazugewann und nur mit einem einfachen „Lecker!“ und „sehr gerne wieder“ abschließend kommentiert wird. (jaja, Lecker ist bei vielen verpönt, stimmt aber manchmal einfach …)
Viel Spaß im Glas für ca. 10 € – ein tolles Preis-Leistungsverhältnis.

 Fine Old Vintage 2007

Der Zweite im Bunde war der Süßwein in Port-Machart, der meinem Freund so zugesagt hatte und mir den Anstoß für den Ausflug nach Südafrika gab. Ich muss mich allerdings hier vorweg, als Fan des Süßweins outen und bin daher sicherlich so subjektiv, wie es der Weintrinker nur sein kann, geht es doch beim Verkosten um unser aller sensorische Erlebnisse.

In der Farbe sehr dicht am soeben besprochenen Tinta Barocca 2008 (siehe Fotos!) umspielt die Nase ein Duft nach Trockenobst mit edlen Holz- und Rauchnoten. Auch Schokolade und Kaffeenoten sind auszumachen. Auf der Zunge überrascht der Fine old Vintage vor allem dadurch, dass sein cremig-süßlicher Eindruck am Gaumen dennoch frisch wirkt und nicht etwa pappig- zäh daherkommt. Die Zunge umspielen die bereits in der Nase wahrgenommenen Aromen von Dörrobst, Schokolade und diversen Gewürzen. Der Körper wirkt mäßig kräftig und weich zugleich, er schmeichelt der Mundhöhle.
Eine gekonnte Cuvée aus den Rebsorten Tinta Barocca, Sauzao, Pontac, Malvasia Rey, Tinta Roritz, Tinta Francisca und Touriga Naçional,  der auch über eine Woche später noch Spaß macht und für 14,50 € ein geradezu unschlagbares Preis-Leistungsverhältnis hat und so sicherlich nicht die letzte Flasche in meinem Besitz bleiben wird.

Weiterführende Links:

Baccantus Shirts 

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