Nach dem gestrigen Altweibersommertag und dem letzten Riesling auf Balkonien (wir konnten wirklich bis spät abends ohne Wärmestrahler draußen sitzen!) kommt nun wieder die Zeit der schwereren Weine.
Zumindest, wenn man den Händlern und Großversendern Glauben schenken darf, die nun wieder zuhauf die Briefkästen mit den „perfekten Bordeaux zum Festagsschmaus“ werben. Ich will aber noch keinen Weihnachtswein und schon gar keinen Glühwein Winterwein! Und die Weihnachtsgans ist ein unbewältigtes Kindheitstrauma…
Nun gut, die Lust auf Rosé läßt dann ab November doch wirklich spürbar nach, aber auf Riesling, Grauburgunder & Co. verzichten, nur weil wir jetzt alle nur noch Weihnachten im Kopf haben dürfen? Niemals! Traditionell ist ja der September der schwächtste Monat im Weinhandel, was sicher nicht nur am Oktoberfest liegt. Die Lese ist im vollen Gange und den Winzern bleibt zu wünschen, dass sie nicht noch mit heftigen Regenfällen oder ähnlichem gebeutelt werden, zumal ja einige schon durch die Hagelunwetter im Mai genug Einbußen hinnehmen mussten.
Was trotzdem nervt, sind Verallgemeinerungen und Geschmacksdiktate wie: Sommerwein (was ist das überhaupt?) = Weißwein, Winterwein = (schwerer) Rotwein, Rosé nur spätnachmittags im Hochsommer und eisgekühlt.
Wie lässig man mit dem Thema umgehen kann, zeigen uns einmal mehr die Italiener. Selbst in Weinorten wie Montepulciano sieht man Winzer, die im Sommer ohne Hemmungen einen Sangiovese auch mal gekühlt auf den Tisch stellen – bei um die 30°C schmeckt er so sicher besser, als bei „Zimmertemperatur“… nichts ist widerlicher, als piss brühwarmer Wein.
Das gilt übrigens meiner Meinung nach für Glühwein, sofern man ihn überhaupt trinkt: Sobald er abgekühlt ist, merkt man, wie wiederlich der billige Fuselduft eigentlich schmeckt, wenn man sich nicht schon beim ersten, heißen Schluck sämtliche Geschmacksnerven verbrannt hat.
In diesem Sinne wünsche ich eine angenehme Herbst-/Lese-/Ernte-/Weinzeit mit Mut zu mehr Lässigkeit und neuen Weinen zu neuen Festtagsbraten 😉