Heute haben wir mal ein paar größere Güter aus dem Roussillon unter der Lupe genommen, und zwar mit zwei kleineren Roten AOC-Weinen vom
Château de Jau und Mas Amiel.
Mas Amiel 2008 Autres Terres Côtes du Roussillon Villages, AOC
Das Gut war einst einer der Pioniere in der Qualitätsoffensive des Roussillon, auch wenn mittlerweile eher die Kleineren die Nase vorn haben in Sachen Innovation und Klasse. In Maury gelegen ist die Große Domaine mit 125 ha in Rot (Ca/Sy/Gren) und 25 ha in Weiß (Grenache blanc/Muscat à petit grains) bei ca. 350‘000 Flaschen vor allem mit ihren Vin Doux Naturels weit über die AOC-Grenzen hinaus bekannt. Ganz groß: Maury 1969 Rouge VdN, Charles Dupuy 2006 & der Muscat de Rivesaltes…
Grenache noir, Syrah und Carignan
Der Wein. Konzentriertes dunkles Violett. Würzige Nase, reife Fruchtaromen, druckvoll, aber geschmeidig am Gaumen. Trotz der massiven Fülle und nicht zu verachtenden Alkoholwerten auch ein paar frische Töne, quasi das Minzblättchen en top zum dunklen Beerenconfit. Lakritze, klar. Ein vielseitiges Aromenspiel, das sich über den Abend mit vielen Schattierungen zeigt. Erstaunlich für diesen Preis… Sehr dicht und durchaus kein Leichtfuß, aber ein gelungener „schwerer Junge“ mit seinen 14,5% Alc. Etwas Kühlung auf deutlich unter 18 Grad kann hier nicht schaden. 12 Monate im Barrique ohne überbordende Fass-Aromatik, durchaus mit Lagerpotential – Rock’n’Roll zum Nice Price von 6,90 €.
Château de Jau 2010 Côtes du Roussillon Villages, AOP
Château de Jau in Chases de Pène gehört mit 110 ha in Rot und 24 Ha in Weiß ebenfalls zu den größeren Gütern im Roussillon und wohl auch zu den umsatzstärksten aus dem Agly-Tal. Mit den einfachen Consumerweinen à la JaJa de Jau mit witzigen Etiketten geht man auch recht erfolgreich auf Kundenjagd und findet sich mit dem Muscat de Rivesaltes Contrôlée Vin Doux Naturel und dem heutigen Kandidaten, die beide z.B. auch beim Jacques‘ Weindepot in Deutschland zu haben sind.
Syrah, Mouvedre, Grenache noir, 13%.
Der Wein. Deutlich schlanker als der Mas Amiel, aber auch etwas weniger dicht und konzentriert präsentiert er sich am Gaumen. Etwas vegetabile Aromen, ein Hauch von Geranien und mal ausnahmsweise Lakritzfrei. Frischer Pinienwald mit etwas staubiger Luft? Jedenfalls problemfrei trinkbar, allerdings deutlich verkürzt im Abgang. Braucht einiges an Luft, kommt nach ein paar Stunden deutlich besser in Fahrt. Im direkten Vergleich zum Amiel klar der 2. Platz und etwas kraftlos. Aber das kann man sich verallgemeinert hinter die weinbekleckerte Binde schreiben: Die klassischen Rotweine aus dem Languedoc-Roussillon sind entweder Stunden vor dem Genuß zu öffnen oder zu dekantieren. Es fördert fast immer den Genusswert!
Größe ist bekanntlich nicht alles und natürlich ist da noch jede Menge Luft nach oben in Sachen Qualität & Originalität. Aber dazu ein andermal mehr.