Krisen-Crianza aus Catalunya?
3,49 €? Ein Skandal! Nein. Nicht schon wieder eine 5-Euro-Weindebatte. Dennoch ist es interessant, was am unteren Ende der Preistreppe möglich ist. In diesem Falle gefunden beim Drogeriemarkt Rossmann, der auch online eine beachtliches Weinsortiment anbietet. Die Frage nach dem „Wie“ schwingt dabei natürlich immer mit, stellt sich aber auch bei vielen anderen Lebensmitteln, nicht nur aus Spanien. Was mir bei der ganzen Weinpreisdiskussion zumeist fehlt, sind die Fragen nach dem Lohnniveau und den Kosten für Grund und Boden, sprich – was kostet der Hektar Weinberg den Winzer (Kapitalkosten, Pacht, etc.…). Es macht sicher einen nicht unerheblichen Unterschied, ob ich halb- oder illegale Erntehelfer aus Nordafrika oder komplett Sozialversicherte in Deutschland bezahlen muss, was aber sicher nur einer von vielen Faktoren ist.
Zum Wein
Kraftvoll, rund und weich kommt er daher, dunkelrote Früchte wie Brombeeren und Kirschen, die typische Vanillenote des einjährigen Ausbaus im Barriquefass unüberschmeckbar, aber nicht übertrieben wie bspw. bei vielen Riojas dieser und deutlich höherer Preisklassen. Vielleicht ein Hauch zu viel Frucht, wird aber mit etwas Luft und Zeit runder. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass es vom selben Erzeuger neben dieser Crianza auch noch einen Gran Reserva von 2000 gibt, den wir bisher noch nicht testen konnten.
Der Wein zur Wirtschaftskrise? Ein unkomplizierter Alltags-Trinkwein mit wirklich skandalösem Preis-Leistungsverhältnis und hohem Spaßfaktor, der im Abgang allerdings gerade deswegen einige Fragen offen lässt.
Es sei bei der Gelegenheit jedoch daran erinnert, dass ein wesentlicher Teil des Weinkonsums in Deutschland eben über die Discounter und den LEH bedient wird, und für den breiten Alltagskonsum der durchschnittliche Weinpreis deutlich niedriger liegt, als mancher vermutet:
(Ein paar Zahlen / Durchschnittspreise von 2008:
Discounter: 2,30€
Supermarkt: 2,81€
Fachhandel 6,00€
Winzer/WGs: 4,90€.
Es handelt sich wohlgemerkt um Literpreise!)
[Quelle: Expertenschätzung durch das Fachgebiet Betriebswirtschaft und Marktforschung, Geisenheim durch Nutzung verschiedener Quellen, vgl. www.deutscheweine.de]
Zur 5-Euro-Debatte statt vieler:Mario Scheuermann im Drinktank mit ausgiebigen Diskussionsbeiträgen