Der Empfehlung von Gerald Naef von Patina Wines folgend, besuchte ich am nächsten Tag die „Ross Hill Winery“ in Orange und erlebte dort einen Rosé der etwas anderen Art.
Doch der Reihe nach. Das Weingut gehört der Familie Robson und seit 2006 sind Sohn und Schwiegertochter Teil des Betriebes. Obwohl ich gerade in eine Verkostung von Sommeliers aus Sydney platzte, nahm sich die seit 2008 mit ihrem Mann Phil zum Weingut gestoßene Rochelle Kearney die Zeit und führte uns durch das gesamte Sortiment.
Das Winemakerpaar erlernte sein Handwerk in Frankreich und fühlt sich der französischen Weinbautradition verpflichtet. Dies ist bei Ross Hill vor allem in ihrer Premiumreihe „Pinnacle Series“ deutlich spürbar und lässt unter anderem keinen Spielraum für Restsüße zu.
Das Gespräch drehte sich diesbezüglich um die sogenannten „Sugar Bombs“, die den Tiefpunkt der australischen Weinkultur einst bildeten und leider immer noch zu oft produziert würden, so die Winzerin. Doch der Wandel im Weinwissen und Anspruch des Konsumenten seien erfreulich und stetig zunehmend in Australien. Aber nichts desto trotz gibt es bei Ross Hill eben zwei Produktlinien um den traditionelleren australischen Gaumen ebenfalls zu bedienen.
Das Weingut selbst gibt es seit 1994 und schaut nunmehr auf 15 Jahre Weinanbau Down Under zurück. Unter den Rebsorten befinden sich vor allem Chardonnay, Sauvignon Blanc, Merlot, Shiraz, Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon und Cabernet Shiraz. Diese stehen zwischen 750 und 850 m Höhe und auf einer Anbaufläche von insgesamt 12 Hektar.
Orange ist die am höchsten gelegene Weinregion Australiens. Nur über 600 m liegende Weinberge dürfen sich Orange Weine nennen. 2008 wurden von Ross Hill in 1080 m Höhe weitere 5 Hektar mit Pinot Gris, Pinot Noir & Sauvignon Blanc gepflanzt. So kommt das Weingut auf insgesamt 17 Hektar Rebfläche.
In der gesamten Region Orange gab es keine Kellter. Die Traubenverarbeitung der ansässigen Betriebe erfolgte im über eine Stunde entfernten Nachbarort, was der Qualität nicht eben zuträglich war. So entschloss sich das Weingut Ross Hill kurzerhand selbst eine zu bauen. Auf 2400 m² in 4 temperierbaren Räumen werden heute die eigenen Weine sowie die von sechs benachbarten Weingütern gekeltert, was so die bis dato nötige Traubenkutscherei obsolet macht.
Ein etwas anderer Rose oder ich und der Cabernet Franc
Bei der Verkostung der Pinnacle Serie war für mich zunächst ein sortenreiner Cabernet Franc bemerkenswert, dessen pfeffrige Würze und reife Paprikanoten mir besonders gefielen. Jedoch hatte ich noch nicht den Rosé Ross Hill Jessica 2009 probiert… Dieses Schmuckstück ist eine Kreation aus dem noch jungen Merlotpflanzung bei Ross Hill und dem erwähnten Cabernet Franc. Er ist würzig, sehr würzig, sagte ich schon extrem würzig?
Ein Rosé, zudem Ziegenkäse und das Baguette fast zwingende Begleiter sind! Von Pfeffer, Paprika und Röstaromen geformter Körper, würzig und zugleich erfrischend und von roten Früchten getragen – er schmeckt einfach nur nach mehr. – Ich hatte mich verliebt.
Rosé war schon eine Jugendliebe von mir, und nun dieses neue sensorische Erlebnis, diese Überraschung…
Da freut es, dass es sich bei Ross Hill um eines der wenigen Weingüter auf meiner Reise handelte, die weltweit ausliefern – ich kann es kaum erwarten, bis er endlich ankommt…
Ich werde Euch, so ich ihn denn nicht ganz egoistisch allein trinke, vielleicht hier auf Baccantus vorstellen…Wie gesagt, vielleicht…