Rosé boomt, gerade auch in Deutschland. Der leichte Sommerdrink ist das überkommene Wein-Klischee schlechthin. Gerne aus der Provence, gerne billig, spürbare Restsüße, Mädchenwein, immer unkompliziert, häufig recht seicht. Schlüpferstürmer… Seiner Beliebtheit tut das verbreitete Image vom Wein für Nicht-Weinkenner keinen Abbruch.
Nicht Fisch, nicht Fleisch?
Dass der lachsrosa bis kräftig pinke Drink durchaus seriös daher kommen kann und ein vielseitiger Speisebegleiter, nicht nur zum Gegrillten – Fisch UND Fleisch ist, hat sich inzwischen rumgesprochen. Beliebt, flexibel und unkompliziert, in Deutschland liebt man es oft simpel. Machmal auch zu simpel, sind doch viele der im Markt erhältlichen Bouteillen eher schlichten Gemütes. Fest steht, dass die Farbe in Deutschland immer beliebter wird, und zwar nicht nur bei der „Bückware“ im Eingangsbereich des Marktes, sondern inzwischen auch im gehobenen Segment.
Glamour in Pink
Nicht erst seit Angelina Jolie & Brad Pitt 2012 das provenzalische Weingut Miraval in der Gemeinde Correns kauften und durch die Familie Perrin, die auch das legendäre Châteauneuf-du-Pape Gut Beaucastel verantworten, ist das Thema Rosé & Qualität jenseits der Discountware auch unter Weinfreaks angekommen – der Miraval machte sicherlich kräftig urch den Glamour-Faktor von sich reden, aber eben auch durch Höchstbewertungen vom Wine Spectator und ein gewaltiges Echo auch außerhalb der Filterblase der Winelovers.
Le Sud en Rosé
Im Süden macht insbesondere auch das Languedoc immer wieder mit spektakulären Rosés von sich Reden, Ex-Rugby-Star Gerard Bertrand macht nicht neben Weinen wie Diving into Hampton Water Rosé mit Jon Bon Jovi und dessen Sohn, Jesse Bongiovi von sich Reden, sondern produziert neben vielen anderen Roséweinen in den verschiedenen Appellationen mit Château La Sauvageonne La Villa Rosé einen der besten Weinen dieser Spielart überhaupt.
Kaum irgendwo wird mehr und breitgefächerter ernsthaft Rosé hergestellt, als in Frankreichs Süden von der Provence über die Rhône (Tavel) bis an die Pyrenäen, wobei in keiner Weinbauregion Frankreichs mehr Rosé hergestellt wird, als in der Provence. Über 80% der Weine kommen in zartrosa Lachsfarben diverser Schattierungen daher!
Zwei Methoden
Dass ein Rosé gewöhnlich nicht durch Mischen von Rot & Weißwein entsteht bzw. nach langer europäischer Weinbautradition rechtlich nicht entstehen darf, sollte sich inzwischen rumgesprochen haben, Schillerwein mal außen vor.
Rosé entsteht aus Rotwein, wofür hauptsächlich zwei Techniken angewendet werden. Die Wahl der Technik hängt neben der Stilistik des Weingutes von mehreren Faktoren ab. Zustand bzw. Gesundheit der Beerenschalen, der Reife des Leseguts, den Rebsorten und ihrem organoleptischen Potenzial, der Wahl ihres Anteils zum Zeitpunkt der Verschneidung und dem gewünschten Profil der Aromen. In beiden Fällen erfordert die Herstellung von Roséwein viel Liebe zum Detail, um eine schöne Farbe und gleichzeitig feine und ausdrucksstarke Aromen zu erhalten. In Deutschland von den Verbrauchern die Lachsfarbe eher geschätzt als die schweinchenrosa Exemplare.
Pressurage direct oder Saignée-Methode
Bei den meisten roten Rebsorten sind die Farbstoffe, die Anthocyane, in den Beerenschalen, nicht im Saft enthalten. Je länger also Saft und Beerenschalen bei der Weinbereitung in Kontakt stehen, desto dunkler wird der Wein durch das Auslösen der Anthocyane. Will man wenig Farbstoffe, muss man hier ansetzen.
Bei der Direktpressung werden unzerkleinerte oder nur leicht angepresste Trauben mit kurzer Kontaktzeit von Schale und Most nach ein paar Stunden oder Tagen abgepresst, wenn das gewünschte Extraktergebnis den Wünschen und Zielen des Kellermeisters entspricht. Je kürzer die Zeit, desto heller das Resultat. Bei einer sehr sanften zügigen Pressung mit kurzer Kontaktdauer erhält man einen „Blanc de Noirs“, also einen „Weißen aus Roten“ – es haben sich fast keine Farbstoffe gelöst… die Weinbereitung erfolgt also fast wie beim Weißwein, während beim Rotwein versucht wird, durch längere Maischestandzeit und physikalische Methoden die Extraktion der Farbe möglichst zu forcieren. (Remontage, Pigeage, Maischeerhitzung usw.)
Bei der Saignée-Methode wird ein Teil des Rotweinmostes von der Maische schon nach ein paar Stunden Standzeit abgezogen und separat verarbeitet und weiter vinifiziert. Ein nicht unbedeutender Nebeneffekt ist die stärkere Konzentration des verbleibenden Mostes für die Rotweinproduktion. Die „ausgeblutete“ oder zur Ader gelassene Maische (daher auch der blutige frz. Name der Methode) enthält dann im Verhältnis mehr Beerenschalen zum Saft, in der neben den Pigmenten auch die wichtigen Gerb- und Aromastoffe enthalten sind. Gut für den Rotwein. Die Methode wird von machen als die minderwertigere der beiden angesehen, der Rosé ist hierbei das Nebenprodukt des Roten.
Mourvèdre, Cinsault, Grenache, Syrah
Die roten Klassiker aus dem Süden spielen die Hauptrolle unter den Rebsorten, aber auch Rolle (Vermentino) und die Provence-Spezialität Tibouren, die fast ausschließlich zu Rosé verarbeitet wird, kommt neben Barbaroux und Calitor zum Einsatz.
Pink Facts
In Deutschland selbst wird zwar auch Rosé erzeugt, allerdings eher als Randerscheinung. Der Durst danach kann mit der eigenen Produktion bei weitem nicht befriedigt werden. Deutschland ist daher auch beim Rosé eines der wichtigsten Wein-Importländer, und zwar derzeit der drittgrößte Markt der Welt für in Sachen Roséweinkonsum!
In den letzten fünfzehn Jahren haben sich die Importvolumina fast verdoppelt. Die französischen Rosés, die 31% der Importe nach Wert ausmachen, sind hierbei auch in Deutschland Marktführer – allen voran die Provence, wo die Roséweinproduktion weniger eine Nebenrolle, sondern das Big Thing schlechthin in Sachen Weinbau ist: 156 Millionen AOC-Rosé Flaschen im Jahr 2016, 42% der nationalen Produktion in Frankreich und 6% der weltweiten Roséweine… das Angebot und Marktsegment für hochwertige Roséweine steigt dabei weltweit, auch für biologisch produzierte, die immer wichtiger werden.
la vie en rose – mehr als eine Modeerscheinung
In Frankreich selbst kommt man ohnehin kaum an ihm vorbei – seit 1990 wächst der Konsum von Roséwein unaufhörlich und hat sich in 25 Jahren sogar verdreifacht. Heute ist jede dritte verkaufte Flasche Wein ein Roséwein! (CIVP-Daten nach IRI Symphony).
AIR PROVENCE – Wine Business Trade Meeting
Im Herzen der Appellation Côtes de Provence findet am 6. und 7. April 2020 die erste Ausgabe von AIR PROVENCE statt, organisiert vom CONSEIL INTERPROFESSIONNEL DES VINS DE PROVENCE (CIVP) im Auftrag von der Appellation Côtes de Provence.
Weinexperten , Journalisten und Fachleute aus dem Weinhandel sind eingeladen, den dynamischen, vielschichtigen Markt für Rosé-Weine mit rund 200 Produzenten und mehr als 1.000 Weinen aus der Nähe und jenseits der großen Fachmessen kennenzulernen.
Neben Ausflügen in die AOCs der Region und Winzerbesuchen gibt es ausgiebige Möglichkeiten zur Fachverkostung, Masterclasses, Fachvorträgen und Abendveranstaltungen.
Mehr Informationen & Anmeldung unter www.vinsdeprovence.com
Mehr bei Baccantus.de zum Reizthema Rosé & Sommerwein
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