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Terroir-Rieslinge aus dem Remstal

Wenn man an deutschen Riesling denkt, kommt den meisten wohl Mosel, Pfalz oder Rheingau in den Sinn,  Württemberg eher nicht an erster Stelle.

Allerdings zeigen etliche schwäbische Winzer seit Jahren, dass sie nicht nur Trollinger und Lemberger können, darunter bekannte Weingüter wie Aldinger, Dautel und Schnaitmann. Bio-Winzer Jochen Beurer aus Stetten im Remstal macht seit einigen Jahren gerade auch mit seinen Rieslingen von sich reden.  

Seit 2003 arbeitet er ökologisch und ist inzwischen nicht nur einer der bekanntesten Biowinzer der Region, sondern seit 2021 Demeter zertifiziert und seit 2013 Mitglied im VDP – (Verband deutscher Prädikatsweingüter), neben „Junges Schwaben“ und Ecovin.
Verzicht auf Reinzuchthefe und Spontangärung und ein markanter Stil mit hohem Wiedererkennungswert seiner Weine sind das eine – Jochen setzt sich aber auch für lebendige Böden und den Erhalt alter Rebsorten ein:
Unterhalb der Y-Burg hat er einen kleinen Weinberg mit mittelalterlichen Rebsorten angepflanzt, um diese zu erhalten – und natürlich auch, um damit Weine im gemischten Satz zu machen.

Gips | Schilf | Kiesel

Die schwäbische Schichtstufenlandschaft mit Gipskeuper, Schilfsandstein und Kieselsandstein prägen auch Jochens Rieslinge – bei gleicher Philosophie kann man hier sehr schön sehen, welchen Einfluss „das Terroir“ auf den Wein in der Flasche hat. Trotzdem bleibt bei den drei Rieslingen vom Gipskeuper, Schilf- und Kieselsandstein“ die Handschrift von Beurer klar erkennbar.

Die drei Rieslinge sind alle auf der Ebene VDP.ORTSWEINE angesiedelt – Alle drei sind vielschichtig und eher mineralisch geprägt, ordentlich Grip und machen viel Spaß im Glas.

Die Rieslinge GG von Beurer kommen aus den Paradelagen Stettener Pulvermächer und Stettener Mönchberg.

Der PULVERMÄCHER BERGE GG 2019 wurde von James Suckling mit 96 Punkten ausgezeichnet, aber auch der Schilfsandstein als Ortswein erhielt 95 Punkte – nicht gerade schlecht für einen Ortswein 😊 Ohne Flachs – das ist schon sehr weit oben, nicht nur in der Schichtstufenlandschaft und nicht nur für Wein aus „The Länd“.

In den letzten Jahren habe ich die Rieslinge Schilf und Gips häufiger verkostet – ok, manchmal auch einfach nur getrunken –  und mal hat mir der eine, mal der andere besser gefallen. Der Gips ist sicher jung bereits am ehesten mit seinen gelben Fruchtnoten von Mirabelle, Butterbirne und Brioche zugänglich, im Laufe der Zeit legen die anderen zu.
Der aktuelle Kieselsandstein 2020 ist zunächst noch etwas verschlossen und braucht Luft. Karaffieren ist sicher nicht verkehrt, wenn man nicht zu lange warten will. Sehr spannend ist es zu sehen, wie sich der unfiltrierte Wein im Laufe des Abends verändert und öffnet. Auch ein paar Tage später macht der Wein noch ordentlich Druck, sofern er den ersten Abend übersteht… eine echte Entdeckung.

Die Ortsweine von Jochen Beurer sind eine Empfehlung zum Einstieg in die schwäbische Rieslingwelt – es muss nicht immer ein GG sein. Preislich liegen sie für Endkunden ab Hof zwischen 14, 80 und 18,50 €.
Und wer sich am Begriff Terroir abarbeiten will, kann sich vom Gips bis zum Stubensandstein durchtrinken oder darüber philosophieren, ob biologischer Säureabbau beim Riesling sein darf – das Ergebnis spricht für sich, wie ich finde.
Viel Spaß damit!