Montpellier, Ende April. Nach einer harten Tour durch die Mienenfelder, äh, Weinberge der AOC Picpoul de Pinet mit Besichtigung der berühmten Austernbänke am Étang de Thau, welche etlichen Schalentieren das Leben kostete, wollte ich in der Nacht mit ein paar befreundeten Weinjournalisten aus aller Welt in der Hotellobby einen Lemberger verkosten. Mein mitgebrachter Rallyekandidat war der Lemberger *** Gipskeuper 2012 von Dautel, ein Wein, den ich für einen bezahlbaren, gelungenen und repräsentablen Kandidaten seiner Zunft und Herkunft halte. In diesem Falle aber leider nicht geil, sondern “killed by Cork” – Der TCA-Teufel hatte zugeschlagen. Ärgerlich, denn die anderen Weine der Kollegen entpuppten sich ebenfalls als wenig berauschend, sieht man einmal vom Alkoholgehalt ab. Birgitt Mockler von aromakost.de in Ludwigsburg hat in ihrem Weinrallye-Beitrag hier im Blog freundlicherweise eine VK-Notiz geschrieben, sodass auch dieser Wein vertreten ist.
Ich selbst füge hier daher lediglich noch ein paar meiner Favoriten aus den verschiedenen Gebieten an, die ich in diesem Jahr verkostet habe, die meisten bei der ProWein in Düsseldorf.
[Die ZUSAMMENFASSUNG ZUR WEINRALLYE #85 GIBT ES HIER, den Einstiegsartikel / AUFRUF BLAUFRÄNKISCH VS. LEMBERGER HIER.]
Diese Liste erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit oder irgendwas, sie ist auch keine Bestenliste o.ä. sondern eine Sammlung von Weinen, an der man sich orientieren kann, so man sich der Rebsorte Blaufränkisch/ Blauer Limberger trinkend zu nähern gedenkt. Nicht alle würde ich zu meinen Lieblingsweinen zählen, aber alle sind auf ihre Weise repräsentativ. Und ja, Lemberger/ Blaufränkisch kann lange lagern, die großen Weine sollen es auch. Jünger als 2011 kann man die meisten zwar schon gut trinken, man sollte ihnen allerdings etwas Luft gönnen. Manchen sogar sehr viel Luft…
Württemberg
- Weingut Friedrich Zimmerle, Korb www.zimmerle-weingut.de
Aus Ludwigsburg stammend liegen mir die Weine aus den benachbarten Ortschaften der Region naturgemäß näher als die etwas entfernteren. Und kommt man in Fellbach und Untertürkheim auch mal en passant vorbei, so liegt Korb er nicht auf meinen Wegstrecken durch das Wein-Ländle, sondern eben knapp daneben. Direkt daneben auf der ProWein stand allerdings Andi Knauß vom gleichnamigen Weingut Knauß in Strümpfelbach. Und so ergab es sich, dass ich dort am Stand auch die Zimmerle-Lemberger verkosten konnte – ein unerwartetes Highlight am verhangenen Düsseldorfer Messehimmel.
Goldadler Lemberger Qualitätswein trocken 2012 Korber Berg.
Ein Prachtexemplar… sozusagen das Große Zimmerle Gewächs. Frisch und dicht gewebt und eigentlich noch viel zu jung. ca. 25 €. Ebenfalls empfehlenswert ist der Kerf Lemberger trocken 2013, ca. 10 €.
- Weingut Rainer Schnaitmann, Fellbach
Schnaitmann Lämmler Bergmandel Lemberger GG Qualitätswein trocken 2012, ca. 36 €.
Einer der Besten seiner Art. Der allerbesten… Simonroth Lemberger trocken 2011, ca. 18,50 € (2012 auch Klasse). Auch der kleinere Schnaitmann Lemberger 2 Stern trocken 2013 (ca.14 €) ist sehr empfehlenswert.
- Weingut Jürgen Ellwanger
Hebsacker Lichtenberg Lemberger Großes Gewächs 2011, 25 €
2012 Lemberger trocken HADES, 25 €
Das Traditionsweingut Ellwanger kann auch große, edelsüße Rieslinge, aber der Lemberger GG gehört immer wieder zu den besten „Großen Gewächsen“ jenseits von Spätburgunder und Riesling. - Weingut Bernhard Ellwanger
2012 Lemberger SL trocken Großheppacher *Wanne*, 24,90 €
Großheppach im Remstal ist dem Lembergerfan ein Begriff. Sven Ellwanger von den jungen Schwaben macht mit der Großheppacher Wanne einen Lemberger deluxe, aber das scheint den Ellwangers seit Generationen im Blut zu liegen. - Weingut Sonnenhof, Vaihingen-Gündelbach
2011 Lemberger HADES trocken. 20 Monate im Barriquefass gereift. Mächtig Holz, aber das soll bei den Hades-Weinen so sein, die dürfen und sollen altern. Und 2011 ist noch nicht alt, die Tannine sind noch knackfrisch und freuen sich auf Luft. Oder eben noch ein Weilchen im Keller.
Ebenfalls sehr empfehlenswert:
- Weingut Karl Haidle, Kernen-Stetten: Stettener Mönchberg Lemberger Großes Gewächs (VdP Große Lage) 34 €
- Weingut Aldinger, Fellbach: Lemberger Bergmandel GG 2011, 2012 34 €
- Weingut Wöhrwag, Stuttgart-Untertürkheim: Lemberger GG Kreidenstein (VdP Große Lage) 23,50 €
Pfalz
- Blaufränkisch Reserve 2009 – Phillipp Kuhn, Pfalz. 24,90 €
Rheinhessen
- Weingut St. Antony,
Blaufränkisch Rothe Bach, St. Antony·2013·Qualitätswein b. A. trocken. BIO-Wein· 38,00 €
„1978 gepflanzte Rieslingreben (sic!) 2010/11 mit uralten Blaufränkisch Genetiken aufgepfropft“. Gerhard Retter mutmaßt schon den besten Blaufränkisch Deutschland. Egal, jedenfalls ganz weit vorne. Wer noch hat, soll mir doch bitte einen bis 2018 zurücklegen.
Ich komme dann gerne zum Nachverkosten vorbei…
Österreich / Burgenland
- Weingut Weninger –
Blaufränkisch Kalkofen 2012 – 32,50 €
Anders, ja. So z.B. wie Franz Reinhard Weninger seine Blaufränkisch in Horitschon im Mittelburgenland ausbaut.
Blaufränkisch Kirchholz Alte Reben 2012 – Weninger ca. 17 €
Hier kommt alles etwas kühler und frischer daher, ein Veilchen links und ein Minzbonbon rechts, etwas Bitterschokolade über die Himbeeren geraspelt, wunderbar.
- Paul Achs, Gols, Burgenland.
Blaufränkisch Edelgrund 2013
Gols soll ja mal Zweigelt-Hauptstadt gewesen sein, sagt man. Ich finde hier einen Top-Blaufränkisch neben dem anderen. Es müssen auch nicht immer die Pannobile-Serien der Winzer sein, auch die „10€-Klasse“ ist schon wunderbar besetzt. Und dass Paul Achs weiß, wie Blaufränkisch geht, hat sich inzwischen auch im Lemberger-Ländle rumgesprochen.
Blaufränkisch Spiegel 2011, 42 €
Hach. 95 Falstaff Punkte? Wurscht. Bio oder nicht, auch wurscht. Spitzenklasse! Geht das besser oder nur anders?
- Weingut Moric
Blaufränkisch Burgenland 2013. Ca. 15 €
Blaufränkisch Burgenland ist der Einsteiger vom Weingut Moric, sprich „Moritz“. Vielleicht einer der besten unter den kleineren Weinen, die anderswo schon die großen das Fürchten lehren.
Blaufränkisch Reserve 2012, Eisenberg, ca. 29 €
Großes Gaumenkino, kraftvoll burgundisch, spontan ohne „Nerv-Sponti“, rote Johannisbeeren, reife Brombeeren in der Nase, dezente feine Kräuterwürze. Präsente packende Säure mit anständigem Abgang und mächtig Alterungspotential.
- Weinhof Bauer-Pöltl
Blaufränkisch Altes Weingebirge Premium 2009
Der Weinhof Bauer-Pöltl wird von Daniel und Kathrin Bauer-Lang betrieben und schon seit 2007 arbeitet man auf den 15 ha biologisch. Davon sind ca. 60 % Blaufränkisch – man lebt und arbeitet schließlich mitten im Blaufränkischzentrum zwischen Horitschon und Deutschkreutz, in Unterpetersdorf.
Der „Altes Weingebirge Premium“ von über 50 Jahre alten Stöcken ist 2009 wie 2012 eine pfeffrig-elegante Bank und kann auch in den jüngeren Jahrgängen überzeugen, aber auch die kleineren wie Blaufränkisch DAC Reserve vom Lehm und der der Blaufränkisch Hochäcker DAC 2012 präsentieren sich ausgezeichnet.
Bei ca. 13 € macht das schon jetzt viel Spaß, schöne Fruchtnoten von Brombeere und Kirschen ohne Marmeladenkompott, feingeschliffene Tannine mit gut eingebundener Säure bei deutlichem Druck am Gaumen. Was will man mehr?
Andere Etiketten, bitte! 😉
- Claus Preisinger
Blaufränkisch Buehl 2011 – , ca. 60 €
Noch so ein Blaufränkisch-Gott, der Preisinger. Cool & minimalistisch das Etikett, kühl die Weine. Was soll man sagen, ohne sich zu wiederholen, mir gefällt das einfach saugut. Buehl 2011, klar, aber auch gerne die jüngeren. Oder der Gangsta St. Laurent, aber das ist ein anderes Thema… einer der besten St. Laurent, die ich bisher im Glas hatte. Preisinger gefällt mir aber besonders auch in seinen Cuvées aus Blaufränkisch mit Zweigelt, etwa der Pannobile oder der Paradigma mit 60% BF und 40% Merlot. Yummy! Die kleinen Cuvées bei Preisinger, ob nun der Heideboden oder der Basic, jeweils mit 50% Zweigelt, machen für ca. 16 bzw. 8 € schon richtig Lust auf mehr, ohne in die Beliebigkeit abzurutschen. Präzision und geschliffene Kante. Ach, und dann wären da noch die Pinots, z.B. …
Ungarn
- Weninger
Kékfrankos Steiner 2011 – ,ca. 25 €.
Auf der ungarischen Seite des Neusiedlersees im Süden in Balf, Region Sopron machen Weningers in der Lage Steiner einen Kekfrankos – dass sie Blaufränkisch können, sollte klar sein. Auf der Prowein im März gefiel mir auch der jugendliche 2012er schon sehr gut, das wird verdammt groß in ein paar Jahren. Der 11er zeigt sich derzeit schon etwas zugänglicher, aber auch das hier ist Blaufränkisch, Verzeihung – Kékfrankos in Weltklasse-Format.
Und dann wären da noch:
Zu viele… Ganz groß die Weingüter von Uwe Schiefer, Andi Kollwentz, Hans u. Anita Nittnaus, Prieler, Gernot Heinrich sowie Johann Heinrich (Tochter Silvia leitet seit 2010 den Betrieb),Christian Tschida. Wer hier nicht fündig wird…
HIER geht’s zur Zusammenfassung der WeinRallye #85 mit allen Teilnehmer-Beiträgen.
Ergänzungen und Kommentare sind natürlich herzlich willkommen. Was sind Eure Favoriten?