Spät, aber immerhin noch ein Beitrag zur Weinrallye mit dem gar nicht so einfachen Thema „Region im Glas“…
Wer Baccantus schon eine Weile liest, der wird bemerkt haben, dass es mir der Süden Frankreichs, insbesondere das Languedoc-Roussillon auch in weintechnischer Sicht angetan hat.
Dabei ist „Le Midi“ enorm abwechslungsreich, sowohl was Methoden, Böden und (mikro-) klimatische Verhältnisse angeht, als auch in Bezug auf die einzelnen Regionen selbst.
La Clape
eine besonders reizvolle Region, die einige außerordentlich bemerkenswerte Weine hervorbringt, ist das kleine Kalkstein-Bergmassif La Clape. Mit ca. 15‘000 ha liegt es im Departement Aude zwischen Narbonne, Gruissan und dem Mittelmeer.
Das massiv ist Naturdenkmal und teilweise Naturschutzgebiet. Neben Reben und kleinen Nadelgehölzen ist der karge zerklüftete Kalkhügel, der einst eine Insel war, vor allem von Garigue bewachsen. Überall wächst Ginster und Rosmarin, der mir hier über den Kopf wächst, Thymian und allerhand andere mediterrane Kräuter, deren würziger Duft untrennbar mit dieser wunderschönen Landschaft verbunden ist.
Über dem Hochplateau thront der Coffre de Pech Redon, von dem aus man auf Gruisson und vom Golf von Lyon bis zu den Pyrenäen blicken kann. Über die bizarre wilde Landschaft wird immer ein würziges Lüftchen, das sich mitunter auch stürmisch präsentieren kann.
Genau hier hat einer meiner alltime favs unter den Winzern sein Weingut Chateau Pech-Redon: Christophe Bousquet.
Wenn man also das Wort Region im Zusammenhang mit Weinbau bringt, dann ist er für mich immer einer der ersten, die mir einfallen. Terroir ist ein in den letzten Jahren etwas überstrapazierter Begriff, aber wenn man es verwenden will, dann ist Christophe ein Terroirist ersten Ranges. Seine Weine schmecken so, wie La Clape um seine Reben herum riecht! Thymian, Rosmarin und viele andere Kräuternnoten finden sich so offensichtlich in den Cuvées
Les Cades und l’Epervier, dass man scherzhaft meinen könnte, er schmeißt die Kräuter gleich mit in den Gärbottich.
Tout Blanc – Südfrankreich in weiß?
Languedoc-Roussillon = Rotweinland. Aber auch Weißwein aus dem Süden Frankreichs hat unter Insidern einen ausgezeichneten Ruf, findet sich allerdings nur selten auf deutschen Weinkarten und auch im Fachhandel wird man nicht immer fündig. Unter den Weinfreaks sind die großartigen Tropfen aus Calce von Gérard Gauby, Tom Lubbe/ Matassa, Thomas Teibert / Domaine de l’Horizon, Olivier Pithon und Jean-Philippe Padié legendär.
Diese fünf Biodyn-Verrückten zeigen nicht nur, wo qualitätsmäßig im Süden der Hammer hängt, sondern keltern ein paar der erstaunlichsten Weißweine, die ich aus ganz Frankreich bisher getrunken habe. (jaja, die Roten aus Calce sind auch super, ich weiß…)
Mehr dazu gab’s schon bei der Weinrallye #37 «TOUT BLANC»
Aber zurück zu La Clape.
Auch Christophe Bousquet macht einen ausgezeichneten weißen Pech-Redon Epervier. Nachdem ich letztes Jahr die Domäne Laquirou und ihre Weißweine entdeckte, stolperte ich quasi in der Markthalle von Narbonne über einen weiteren Weißen aus La Clape, ebenfalls mit deutlichem Terroir- äh, Regionsbezug:
Domaine Sarrat de Goundy, Famille Calix, Vignerons Èleveurs.
Grenache blanc, Roussanne und Bourboulenc sind typische weiße Rebsorten auf La Clape, die Cuvée du Planteur enthält die letzten beiden mit 60 % bzw. 40 %. Hier feiert man die „Alchemie zwischen Mann und Terroir“, so der Klappentext.
Der Ausbau im Holzfass ist durchaus merklich, allerdings im positiven Sinne. Zunächst nussige Anklänge, etwas Honig und eingekochte gelbe Früchte, später Pfirsich, etwas Grapefruit und jede Menge Gewürze. Kein Leisetreter, aber es darf ja auch mal kräftig sein. Wo ist die Foie Gras? Die Käseplatte? Eine gerillte Dorade wäre jetzt perfekt… nächstes Jahr wieder.
Sodele, genug getippt, ein halbes Glaserl ist noch da…