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Lignum Negre von Albet i Noya, Penèdes

Penèdes oder die Fortsetzung des Roussillons mit anderen Mitteln?

Im Umland der Katalanen-Metropole Barcelona wird viel Wein angebaut. Den meisten Lesern ist der Cava als mehr oder weniger gute, oftmals sehr gefällige Sekt-Alternative bekannt, die ebenfalls (meist) aus dieser Region stammt, wobei allerdings die D.O. Cava nicht mit der von Penèdes deckungsgleich ist. Und ja, es gibt auch gute Cavas… allerdings nicht für 2,19.- bei uns im Supermarktregal. (was da bei 1,02 € Schaumweinsteuer, 19% MwSt. für den Grundwein sowie X-Kosten für Transport, Flasche & Verschluss übrigbleibt, kann sich ja jeder selbst ausrechnen…)

170 Mio. Liter Wein auf ca. 26’000 ha werden in der Region erzeugt. Das wohl bekannteste Weingut (neben dem Cava-Giganten Freixenet) ist das der Familie Torres, eines der Big Player im Weinmarkt und trotz seiner Größe auch im Topsegment „gut aufgestellt“, wie es so schön neudeutsch heisst. Rund um Vilafranca del Penedès unterhalten sie Weinberge in einer Größenordnung, die selbst die größten Genossenschaften hierzulande erbleichen ließen…

Haupt-Rotweinsorten der Region sind Garnacha (Grenache), Syrah, Merlot, Tempranillo, der hier Ull de Llebre genannt wird, Pinot Noir, Monastrell, Cariñena, und auch Cabernet Savignon.

Unter den Weißen sind vor allem die folgenden zu finden: Macabeo, Xarel.lo, Parellada, Chardonnay, Riesling (müsste man mal probieren…), Gewürztraminer, Chenin Blanc und Moscatel de Alejandría (Muscat d’Alexandrie auf frz., wo im grenznahen Languedoc-Roussillon zusammen mit dem Muscat blanc à petits grains der Vin Doux Naturel Muscat de Rivesaltes gewonnen wird).
Manche Verwandtschaften zeichnen auch in Sachen Weinbau die Katalanen beiderseits der Pyrenäen aus nicht nur die Liebe zu Grenache, Muscat und Carignan. Doch wie auch beim genaueren Blick auf das weite (Wein-)Feld des Roussillon, so werden auch in Penèdes die Unterschiede im Detail sichtbar, was nicht nur der stark unterschiedlichen Höhe der Weinberge geschuldet ist…

Aber reden wir über Rotwein aus Penèdes!

Mittlerweile scheint es sich ja rumgesprochen zu haben, dass ich ein Problem mit fassigen Weinen habe, soll heißen: ich will Wein trinken und nicht auf Eichenholz-Weingummi rum kauen! Spanien hat viele großartige Weine und Weingüter, oft mit einem sensationellen Preis-Leistungsverhältnis, was oftmals allerdings neben den Betriebsgrößen auch den Produktionsmethoden geschuldet ist…
Viele Weingüter setzen auch (immer noch?) auf stark getoastete amerikanische Eiche beim Barrique, sofern nicht… aber lassen wir das Thema Chips & Co heute beiseite.

Wie es auch gehen kann zeigt seit Jahren das Weingut Albet i Noya, einem der führenden Betriebe in Penèdes (auch nicht eben klein mit 76ha), moderne Stilistik, weltoffen und ohne angestaubte Gutsherren-Attitude, die sich anderswo findet… ach ja, nebenbei bemerkt: Albet i Noya ist eines der renommiertesten Bioweingüter Spaniens, die schon jahrelang und ohne lediglich grün getünchte Methoden auf ökologische Behandlung der Weinberge und Verzicht auf Pestizide setzen. Ein besonderes Anliegen ist auch der wasserschonende Anbau – anders als bei so manchem spanischen Winzer wird hier auf Bewässerung verzichtet…

Was mir auf der Webseite übrigens wirklich positiv aufgefallen ist und – da es leider absolut keine Selbstverständlichkeit ist – daher mir einer extra Erwähnung würdig erscheint: Die Seite ist komplett auch auf Deutsch übersetzt, und zwar nicht mit einem Auto-Translator! (Auf Castellano und Català gibt es sie neben Englisch natürlich auch…) Man scheint also seine Märkte zu kennen.

 

Im Glas: Lignum Negre 2008

Rebsorten:
Cabernet Sauvignon, Carinyena (Carignan), Garnatxa (Grenache Noir)
Reifung:
11 Monate in gebrauchter Allier-Eiche,  dann  4 Monate Flaschenreifung…
aber genug der Technik. Einfach ein schöner Roter, der dezent mit filigranem, vielschichtigen Aromengerüst aufwartet, kein Holzmonster, genau so, wie ich es mag. Merkliche Obertöne, keine Marmeladenpampe. Vorhandene, aber nicht überbordende Fruchtigkeit mit angenehmer Säure. Ein klein weinig mehr Druck am Gaumen würde sicher nicht schaden, aber wahrscheinlich kommt er gerade deshalb trotz 13,5 Vol% so leger daher?

Konsumabel und genießbar auch ohne großes Tamtam und Schnickschnack, aber auch mit hinreichend Tiefe, um sich auf die nächste Flasche zu freuen…

Erhältlich zB. bei ProBiowein.de für zZt. 7,95 €

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