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Erste Eindrücke von der Millésime Bio

Zurück von der Millésime Bio in Montpellier im Süden Frankreichs, eine der Weinmessen für Bioweine… 

Das besondere an dieser Fachveranstaltung sei mit den Worten des Veranstalters gesagt:
„Jeder Aussteller verfügt über genau das gleiche Material, um seine Weine zu präsentieren: einen Tisch, zwei Stühle, eine weiße Tischdecke, ein Spucknapf, Gläser für die Weinprobe, Eis … Es geht um die Beurteilung und das Vergleichen der Weine – und nicht um die Hilfsmittel, mit denen die Weine präsentiert werden! Alle Aussteller haben hier die gleiche Ausgangsbasis, um ihre Produkte vorzustellen. Die Stände werden nicht nach Region oder Bezeichnung zusammengefasst, sondern zufällig verteilt.“

Das erforderte vielleicht den einen oder anderen Blick mehr in den Ausstellungskatalog oder die Hallenübersicht, förderte aber auch die Kommunikation und führte in meinem Falle auch zu ein paar „Zufallsfunden“, an denen ich sonst sicher vorbeigegangen wäre. Wettbewerbe wie der Challenge Millésime Bio, freie Verkostungsflächen und Konferenzen rund ums Thema rundeten das Ganze ab.
Die wesentlichen Informationen waren zwar in diversen Sprachen verfügbar, weitergehende jedoch meist nur auf Französisch und auf Englisch, und das obwohl der deutschsprachige Raum einen nicht unerheblichen Anteil am Weinimport und eben auch am Bioweinkonsum darstellt. Ist es so schwer, die paar Texte übersetzen zu lassen? Das allerdings ist kein Biowein-spezifisches Problem… gut jedenfalls, wenn man Französisch und Englisch beherrscht…
Erstaunlich für mich war, dass zwar viele Deutsch auf den Fluren der Ausstellungshallen gesprochen wurde, aber nur zwei Aussteller aus Deutschland ihre Weine zeigten: das Weingut Zähringer aus Heitersheim in Baden und das Weingut Heiner Sauer aus Böchingen, Pfalz. Österreich hingegen war mit sechs Kandidaten vertreten, davon drei aus der Steiermark. Italien, Spanien und natürlich Frankreich stellten den Großteil der Aussteller.

Ob die Teilnahme an der ProWein und diversen anderen (oftmals wesentlich teureren!) Weinveranstaltungen in jedem Falle auch für jeden Biowinzer anzuraten sind mögen andere beurteilen. Die Kollegen aus Österreich und Südtirol schienen jedenfalls recht zufrieden zu sein mit der Millésime in Montpellier.
Neue Märkte erschließen sich eben nicht immer nur vor der eigenen Haustüre, aber jeder, wie er mag. Aus dem kleinen primär südfranzösischen Biowinzertreff ist jedenfalls 2011 eine der bedeutendsten internationalen Fachmessen für biologisch erzeugte Weine mit 560 teilnehmenden Betrieben und über 3000 Fachbesuchern geworden.
Manchem Veteran unter den Ausstellern wird es mittlerweile auch hier gar zu groß und überlegt, im nächsten Jahr ganz auf derartige Veranstaltungen zu verzichten…
Und auch die Bio-Weinszene selbst hat sich weiter ausdifferenziert: vom Kleinst- und Kleinbetrieb bis zum modernen Biohandelskonsortium reicht die Bandbreite ebenso, wie vom Qualitätsfreak hin zum Trendmitmacher und Adabei. Und auch auf der Millésime Bio ist nicht alles goldglänzend. Ob Bio oder nicht – taugt der Wein nicht oder ist er merklich fehlerhaft, wird er kaum Käufer finden, auch nicht mehr an der Grabbeltheke beim Bioladen. Dass dies im Topsegment möglich ist und einige der angesehensten Weine der Welt biologisch erzeugt werden, lieber Herr E. S., ist in der Tat wenig bemerkenswert. Umso erstaunlicher jedoch, dass sich auch im Einstiegssegment und zu echten Kampfpreisen so manches bemerkenswerte Fläschchen finden lässt.

Positiv fiel vor allem auf, dass es kein Gedränge in den Fluren gab und man genug Zeit fand neben Verkostungen auch mit den Winzern ins Gespräch zu kommen, was bekanntlich nicht auf allen Weinmessen der Fall ist. Viele Aussteller finden gerade dies auf der Millésime Bio sehr angenehm, da sie sich nicht nur als Weinausschenker fürs Volk betätigen wollen, sondern auch die Möglichkeit haben, mit Kunden und Kollegen zu fachsimpeln und ihrer oftmals erklärungsbedürftigen Weine darzustellen. Dank offenem und hinreichend starkem WLAN in den meisten Ecken der Hallen sowie ein paar PCs war auch der Draht zur Außenwelt gesichert. Smartphones und iPads wurden durchaus eifrig genutzt, konzertierte Bloggeraktionen oder Wein2.0-Veranstaltungen im engeren Sinne gab es allerdings keine.
Was nicht so gut klappte zwar gerade an den ersten Tagen das Handling mit den Aussteller- und Besucherkarten. Trotz Barcode und vorhergehender Erfassung übers Web gab es ein heilloses Chaos auf dem Weg zum durchaus bemerkenswerten Mittagsbuffet, und sich die registrierten Besucher nochmals akkreditieren mussten. Datenverarbeitung und -Organisation im 21. Jahrhundert…

ein erstes Fazit

Alles in allem ein ziemlich positiver Gesamteindruck mit vielen interessanten Kontakten, spannenden Weinen, ob nun mit geringer oder ganz ohne Schwefelung, Bio-Ch9dP und -Champagner, phantastische Rivesaltes und viel Kulinarisches und Weiniges in und außerhalb der Messehallen… Ob sich das Wachstum und die Professionalisierung der Messe positiv auf das Flair und die interessanten Aussteller auswirken wird? Man wird sehen, was die nächsten Jahre bringen.

Weitere Impressionen nebst Vorstellung einzelner Winzer und Weingüter folgen in den nächsten Tagen hier im Blog!


An anderer Stelle zum Thema

Bildrechte 2011 Fotos S. Schwytz.  MillésimeBio-Logo, Text-Zitate & Facts via Press-Kit AIVB-LR, Lattes, by kind permission!


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