Bei unserer Weintour „Down Under“ war das erste angesteuerte Ziel Australiens Weingut des Jahres 2010: Tyrrell’s Wines, wie wir hier berichteten. Neben den teils herausragenden Pinot Noirs hat uns insbesondere dieser Shiraz angesprochen, der im mittleren Preissegment des Gutes angesiedelt ist.
Der vom Weingut in den eigenen Weinbergen in South Australia angebaute Shiraz liegt 18 Monate im Eichenfass, wovon nur 30% der Fässer Erstbelegungen sind. Dies und das im Vergleich zum „Hunter Valley“ deutlich andere Klima begründen die zweite große Überraschung bei der Verkostung unserer Reisemitbringsel.
Ein klassischer Australier, oder doch nicht?
Die Nase kommt samtig weich daher, mit den typischen Vanilletönen Kalifornischer Eiche. Ein klassischer Aussie-Shiraz könnte man jetzt denken und das ist er in gewisser Weise auch, aber doch zugleich angenehm anders. Die Noten von Kalifornischer Eiche verwunderten etwas, konnten wir doch in Kellern von Tyrrell’s neben großen Fudern vor allem Barriques aus der Tonnellerie Saint Martin aus Bordeaux sowie von François Frères von der Côte-d’Or finden, letztere wohl insbesondere für die Pinots.
Schon direkt nach dem Öffnen erstaunlich vollmundig-vollwürzig, ganz anders als die klassischen Syrahs aus Südfrankreich, die in ihrer Jugend oftmals doch sehr schüchtern und verschlossen sind.
Mit 14,5% bewegt sich der Rufus Stone Tyrell’s geradezu dickflüssig-träge im Glas, und verströmt schon mit den ersten Eindrücken einen Geruch von Pflaumenmus und dunkler Schokolade.
Keine wirklich großartige Komplexität und alles andere als filigran am Gaumen, dafür „a mouthfull of wine“, das mit jeder Minute mehr Spaß macht. Erdige, modrige, aber dabei nicht muffige Töne verbinden sich mit Röstaromen – wir konnten nicht widerstehen und haben dazu eine ganze Tafel dunkle Schokolade verdrückt…
Anders als bei vielen Rotweinkollegen aus Australien finden sich hier keine aufdringlichen Barriquetöne, wenngleich sie durchaus deutlich wahrnehmbar vorhanden sind, was nicht weiter verwundert: 18 Monate verbleibt der Wein im Fässchen, davon 70% in Zweit- und Drittbelegung, 30% in Erstbelegung. Fleischige Anmutung mit feingeschliffenen Tanninen, man kann schon behaupten, dass hier der Umgang mit der Eiche beherrscht wird, ob man die Stilistik selbst nun goutiert oder eben nicht.
Hit me hard and hit me quick!
Dieser Wein ist absolut straight forward und ohne Schnörkel, einfach right into your face… ein großer runder Trinkspaß, nicht überkandidelt, daher ideal auch solo zur Party oder zum Barbecue – vielleicht mit einem gegrillten Känguru-Steak?
Fazit: Ein mehr als nur konsensfähiger Wein im internationalen Stil und aller Vorbehalte zum Trotz nichts Ordinäres!
Kontakt zum Weingut
Tyrrell’s Rufus Stone McLaren Vale Shiraz 2008
Eine Bezugsquelle in Deutschland für den 2007er haben wir hier gefunden, für den 2008er leider noch nicht…