Über Blaufränkisch aka Lemberger scheint man noch mehr reden zu müssen, es ist ein leiser Wein. Die Weinwelt schreibt lieber über den X-ten sensationellen Spargelwein, Etiketten, Kork- oder Drehverschlüsse und ruft mal wieder einen Jahrhundertwein aus. So what.
Die 85te Weinrallye ist vorbei, die nächste steht Ende Mai schon in den Startlöchern bei hundertachtziggrad.de – Rotwein für heiße Tage.
Hier also die kommentierte Zusammenfassung mit ein paar Ergänzungen.
Die Teilnehmer und ihre Beiträge
- Blaufränkisch – eine Rebsorte findet ihren Weg
Gerald Schuster schreibt zur Weinrallye #85 im Weinforum über Propheten im eigenen Land, Weinskandale und den eigenen Weg. Mit dabei der Blaufränkisch Eisenberg DAC Reserve 2012, Thomas Wachter, Deutsch-Schützen.
- The-incredible-Lemberger
„Lemberger lebt zurückgezogen in den sonnigen Hügeln Württembergs…“ Cordula Eich über den Hulk unter den Rebsorten, der sich unauffällig in der Schoppengesellschaft der Sorten bewegt.
- Blaufränkisch vs. Lemberger oder „Sechs Österreicher unter den ersten Fünf!“
Gottfried Stutz schreibt einen Praktikantenbeitrag bei hundertachtziggrad im Blog und hat die Cordoba-Historie vom Fußball über den Skisport bis zum Blaufränkisch fortgeschrieben. Er schickt ins Rennen:
Blaufränkisch 2012 Weingut Moric Burgenland vs. Lemberger „Annaweinberge“, 2012 Weingut Sankt Annagarten, Württemberg.
- Burgenland vs. Württemberg oder Heinrich vs. Jürgen Ellwanger
Thomas Günther vom Blog weinverkostungen.de schreibt über Weine aus den jeweilig klassischen Anbauregionen, dem Burgenland für Blaufränkisch und natürlich Württemberg für Lemberger. An den Start gehen: Lemberger Hebsack trocken 2012 von Jürgen Ellwanger sowie der Blaufränkisch 2012 von Heinrich.
- Blaufränkisch vs. Limberger – „Keine Datensätze gefunden!“
Peter Züllig ging es zur Weinrallye wie mir selbst – er weilte am Mittelmeer und war mit Grenache, Mourvèdre, Syrah, Carignan, Cinsault beschäftigt 🙂
Während mein in den Süden exportierter Lemberger leider korkte, hieß es bei ihm: „Keine Datensätze gefunden!“.
Nach anfänglichen Namensschwierigkeiten fand er immerhin heraus, dass in 10 Kantonen der Schweiz Blaufränkisch angebaut wird. Mit den Weinen von Roland Velich aus dem Burgenland vom Gut Moric hat erletztlich dann einen klassischen Blaufränkisch-Experten gefunden, der sicher zu den Favoriten auch in seiner Heimat zählen dürfte.
- Edelste Weine – Blaufränkisch vs. Lemberger
Hans-Jürgen Schwarzer setzt sich bei Edelste-Weine.de mit der Rebsorte Blaufränkisch an sich auseinander und bilanziert mit Jancis Robinson „Einfacher, ziemlich herber Wein“ – was hoffentlich nur für den Kandidaten „Lauffener Katzenbeisser“, Jahrgang 2012, trocken gilt! Falls nicht seinen ihm die Tipps der anderen Teilnehmer und die der Liste wärmstens ans Herz gelegt! 😉
- Lemberger vs. Frankovka – ein Nachtrag zur Weinrallye
Birgitt Mockler von aromakost.de schreibt hier bei Baccantus.de einen Gast-Nachzügler zur Weinrallye über Lemberger vs. Frankovka – so die tschechische Variante des Blaufränkisch. Die Kandidaten sind der Lemberger *** Gipskeuper 2012 vom Weingut Dautel aus Bönnigheim und von Arte Vini der Frankovka 2013 aus Nový Šaldorf-Sedlešovice, Südmähren, Tschechien.
- Blaufränkisch, Lemberger, Kékfrankos – Whatever. Die Liste!
Meinen Beitragswein wollte ich in Montpellier mit ein paar befreundeten Weinjournalisten aus aller Welt in der Hotellobby verkosten, aber leider nicht geil, sondern „killed by Cork“ – Der TCA-Teufel hatte zugeschlagen. Ich selbst füge hier daher nur noch ein paar meiner Favoriten aus den verschiedenen Gebieten an, die ich in diesem Jahr verkostet habe, die meisten bei der ProWein. DIE LISTE enthält allerdings eine geballte Ladung Blaufränkisch und Lemberger, wie ich finde ein paar der Besten ihrer Art überhaupt…
Fazit
Als Fazit einer Weinrallye mit sehr mäßiger Beteiligung bleibt festzustellen, dass es aus der verkannten Rebsorte großartige Weine gibt, und es werden mehr, auch jenseits von Württemberg und vom Neusiedler See. Aber eben auch dort. Jürgen Ellwanger, Haidle und Schnaitmann sind bei weitem nicht die Einzigen, die wirkliche Topklasse auf die Flaschen ziehen und nicht lediglich höflich freundlichen Beifall ernten.
Moric, Weninger, Paul Achs, Nittnaus, Heinrich sowie Claus Preisinger, um nur ein paar Spitzenerzeuger zu nennen, zeigen allein schon in dieser Region, wo der Blaue Frankenhammer hängt. Dass so viele der genannten Bio-zertifiziert sind, hängen zwar nur die wenigsten an die große Glocke, aber wozu auch? Die Qualität überzeugt auch ohne Label. Geschadet hat es aber auch nicht…
Felix Peters vom Weingut St. Antony hat es vorgemacht mit seinem Blaufränkisch auf rotem Schiefer vom Roten Hang in Nierstein, und zwar mit sensationell gutem Ergebnis. Es wird nicht der letzte gewesen sein, denn die Klimaerwärmung erfordert von den vorausschauenden Winzern schon jetzt, darüber nachzudenken, welche Rebflächen in den nächsten Jahren wie bepflanzt werden können und müssen. Es müssen nicht immer Merlot oder Cabernet-Neuzüchtungen sein…
Sigi Hiss schreibt schon im November 2014 in seinen Wein-News über eben dieses Blaufränkisch-Werk vom Roten Hang bei St. Antony.
In der Webweinschule.de fragt Felix Bodmann den Geschäftsführer und Winzer von St. Antony, Felix Peters:
„Was kann Blaufränkisch?“ im Video-Interview hier:
Die nächste Etappe der Weinrallye startet am 29.Mai 2015 bei Hundertachtziggrad mit dem Thema „Der Sommer wird rot! – Rotweine für heiße Sommertage“ – man ließt sich.
In diesem Sinne, Santé, Cheers und Prosit!