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WeinRallye – die hundertste Etappe!

Schon einhundert mal Weinrallye? Wie die Zeit vergeht… Grund genug, zunächst dem Erfinder und Host der ersten Jahre, Winzerblogger und Kellermeister Thomas Lippert dafür zu danken und das Jubiläum zu feiern!

WeinRallye – die hundertste Etappe!

„Eine der ältesten Wein-Institutionen im Social Web feiert mit der 100. Ausgabe nun ein ganz besonderes Jubiläum, die Weinrallye!“ Lange bevor es Facebook, Twitter und meisten anderen heutigen Social-Media-Kanäle gab, war die WeinRallye schon am Start… Hier der Aufruf zur Rallye im Winzerblog und hier sein Beitrag mit einem Rückblick auf 100 Etappen:

Weinrallye #100 – Zeit für Gedanken und Erinnerungen an ein wunderbares Projekt

Die hundertste Etappe – ein kleiner Blick zurück

Es hat sich seitdem vieles geändert. Auch die Weinblogs haben sich zum Teil vervielfältigt, etliche, teils sehr versierte Blogger sind auch wieder verschwunden oder betreiben das Bloggen nur noch gelegentlich, anderen ist es als Nebenfluß ins werbeträchtige Rennen um Adwords/ Clicks & Co., Anzeigen und sonstige Vertriebsformen für Content, Weine und anderes nur noch Mittel zum Zweck. Manches Weingut entdeckt erst jetzt das Bloggen als Kommunikationsform, ist sich aber über die Funktionsweise und den Sinn von Multiplikatoren und Feedback-Möglichkeiten ziemlich im Unklaren… In vielen Weinforen herrscht tote Hose, während Weingruppen, allen voran Hauptsache Wein bei Facebook, boomen. Viel Wein-Content kommt mittlerweile von Agenturen, die entweder gleich selber bloggen oder Inhalte an Dritte liefern. Das ist nicht unbedingt und von vorne herein verkehrt, ist doch zumindest bei einigen Agenturen der Inhalt hochwertiger als der, den sich Manche aus den Fingern oder Flaschenresten saugen…

Der Sinn der WeinRallyeIMG_9084

Über Sinn und Unsinn der Rallye habe ich mich in der Facebook-Gruppe neulich schon einmal ausführlich geäußert und mich gewundert, dass die klassischen Blogger-Tugenden „Sharing is Caring“ sowie das Verlinken von Beiträgen völlig außer Mode geraten sind. Dabei ist es nicht zuletzt das, was den Reiz dieser und anderer Veranstaltungen ausmacht und den gemeinsinnigen Mehrwert schafft, für den eben die WeinRallye in der heutigen Ellenbogengesellschaft auch der Weinwelt als Gegenentwurf einmal stand. Die diesbezügliche Gedankenlosigkeit Einiger und der fortgreifende Egoismus machen leider vieles wieder zunichte, was wir gemeinsam über viele Jahre mit der WeinRallye aufgebaut haben – man wird sehen, wie es weitergeht. Die WeinRallye lebt vom Engagement der Teilnehmer und derer, die sich hierfür einsetzen.

Fest steht – die hohe Zeit der Wein-Bloggerei, wie sie noch vor ein paar Jahren existierte, ist längst Geschichte. Schön ist es trotzdem, wenn eine Institution wie die WeinRallye nach so viel Jahren immer noch ein gewisses Interesse hervorruft. Zeit also, ebenfalls etwas zurückzuschauen und ein paar alte Beiträge heraus zu kramen, noch mal durchzulesen und zu überlegen, was davon heute noch von Relevanz ist.

Aus der WeinRallye-Historie

Weine am unteren Ende der Preisskala ist immer noch ein Reizthema für viele und wird es auch bleiben. MustTaste unter 10 Euro war seinerzeit das Thema, aber auch an der magischen Grenze von fünf Euro wurde auch immer wieder gekratzt. Dies ist immer noch der Bereich, in dem etliche Weine, wenn nicht sogar der Großteil der europäischen Weltproduktion erzeugt wird. Die Grenzen des guten Geschmacks – Weine unter fünf Euro. Sehr witzig damals das 5€-Bullshit-Bingo bei hundertachtziggrad von Leo Rosarius uns Susa…  die 5€-Wein-Debatte hatte uns jahrelang im WeinWeb immer wieder begleitet.

Es gibt Bereiche und Regionen, in denen die Winzer es immer wieder schaffen, ziemlich trinkbare Weine dieser Preiskategorie auf die Flasche zu füllen. Wer allerdings erwartet, dafür einen Biowein von erhaltenswerten Steilhängen der Mosel zu bekommen, der hat die Prinzipien der Marktwirtschaft ebenso wenig verstanden wie die einer nachhaltigen Landwirtschaft.
Bei aller Liebe zum Wein ist eben dieser selbst immer noch ein landwirtschaftliches Produkt, welches in Massenbauweise weltweit erzeugt wird, mit allen Problemen einer vielerorts flächendeckend vorherrschenden Monokultur. Aber dazu ein andermal mehr.cropped-grand-cru_design.png

Weißweine aus Südfrankreich – «TOUT BLANC»  –  blanc | sec | doux –  das war im August 2010 mal Thema einer Weinrallye, die ich gehostet hatte. Etliche spannende Beiträge kamen zusammen, hier die damalige Zusammenfassung. Auch heute noch stelle ich fest, dass die Weißweine aus Südfrankreich zum einen unterbewertet, zum anderen hierzulande recht unbekannt sind, von den knochentrockenen Exemplaren bis zu den verstärkten Vin doux Naturels.
Bei den Rebsorten Marsanne, Roussane und Viognier denken zumindest Insider noch an die nördliche Rhone und mit den reinen Viognier-Weinen aus der AOC Condrieu kann diese Region sicher einige der spannendsten Weißweine Südfrankreichs für sich verbuchen. Darüber hinaus sind diese und die weiteren Weißweinsorten aus dem Languedoc-Roussillon, aber auch aus dem Midi und selbst aus dem Bordelais und den Pyrenäen den meisten Weintrinkern ziemlich unbekannt.
Bourboulenc, Clairette blanche, Grenache Blanc, Terret Blanc, Piqupuol, Maccabeu, Vermentino, Ugni Blanc – schon mal gehört, schon mal getrunken? Letzteren vielleicht in Form von Cognac… Petit Manseng, Muscat d’Alexandrie, Muscat blanc à petits grains? Die Süßweintrinker wissen jedenfalls, wovon ich schreibe.terroiristes-internationaux_design

Alles Riesling?

Es ist nicht immer und überall Riesling die einzig relevante weiße Sorte bzw. Chardonnay oder Sauvignon Blanc. In manchen Regionen hatten sich aus gutem Grund andere Rebsorten durchgesetzt und ihre Heimat gefunden. Es käme wohl kaum jemand auf die Idee, Riesling und Sylvaner in Faugères oder Saint Chinian anzubauen, ebenso wenig wie niemand Grenache oder Carignan Blanc, Marsanne oder Roussanne im Ahrtal oder an der Mosel anbauen würde. Noch. (moment, das könnte vielleicht spannend sein 😉 )
Durch die Klimaerwärmung werden wir sicherlich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten noch einige Veränderungen erleben, nicht nur in Sachen Rotweinanbau in Deutschland, sondern eben auch bei den Weißweinen. Aber meines Erachtens nach braucht die Weinwelt weder noch mehr Chardonnay oder Sauvignon Blanc aus Südfrankreich wie neue Anbauflächen dieser Rebsorten in Deutschland – es gibt so viele andere spannende Sorten!

Über meine Wahlheimat, das Languedoc-Roussillon, konnte ich mich bei diversen Rallye-Etappen auslassen, im Guten wie im Schlechten. Zuletzt in der 97. Etappe «Vins du Sud», hier mit der Zusammenfassung mit sämtlichen Beiträgen.

Zum 100. Jubiläum der WeinRallye hätte man natürlich auch folgende Sub-Themen ausrufen können:

  • 100 Spitzen-Bordeaux Crus, die man getrunken haben sollte
  • 100 x Riesling Kabinett, für jeden Tag / aus dem letzten Jahrhundert usw.
  • 100 Weine unter 10 € oder gar unter 5 €
  • 100 Champagner für jeden Tag jede Gelegenheit…

Aber lassen wir das.

Spannende WeinRallye-Themen einst und jetzt

Ein paar weitere Themen, an die ich mich gerne erinnere:

  • Riesling aus Bioanbau sowie beim Weinkaiser „Riesling Spätlese“
  • Die Rhône – der Fluß, der Wein, die Winzer bei Originalverkorkt.de (hier mit meinem Beitrag von damals)
  • Naturwein
  • Gemischter Satzhier bei Baccantus.de  – immer wieder spannend und inzwischen wieder häufiger auch außerhalb
  • Blaufränkisch, Lemberger oder Kékfrankos? Für mich eine der spannendsten Rotweinsorten in Deutschland, nicht nur in Österreich.
  • Reifer Wein – was soll man sagen – es ist einfach eines der spannendsten Weinthemen überhaupt. Wer es nicht glaubt, der suche einmal ein paar hochwertige Rieslinge, die älter als zehn oder vielleicht auch älter als 20 Jahre alt sind. Die Geschmacksnuancen gehen eine völlig andere Richtung als bei den juvenilen Primärfrucht-betonten Jungwein-Exemplaren… und es wird garantiert nie langweilig.
  • «Vins du Sud» im April 2016 war mein letzter Gastgeberbeitrag zur Weinrallye #97, mit Weinen aus dem Süden Frankreichs, von der Rhône über die Provence durchs Languedoc-Roussillon, bis zum Vignoble du Sud-Ouest… hier die Zusammenfassung sämtlicher Beiträge.

Es bleiben noch etliche spannende Themen und die ein oder andere Wiederholung – genug Stoff für weitere 100 WeinRallye-Etappen!

Wein zum Schreiben20160729_230241

Der Autor begann das Schreiben dieser Zeilen mit einem Riesling von Max Ferd. Richter Brauneberger Juffer Riesling Kabinett 2015. Nachdem ihm der letzte Schluck wohl nicht vergönnt war und sich die Flasche Richtung Küchenfußboden – mit leichter Betonung auf ‚Fuß‘ (jaja, die Strafe fürs „Zu-Jung-Trinken“ folgt auf den Fuß, haha) verabschiedete, zum nächsten Wein:
Wiltinger Alte Reben Riesling Kabinett feinherb – Weingut St. Urbans-Hof von Nik Weis, (nein, ich werde mich jetzt nicht über Korkverschlüsse und ihre Alternativen auslassen, der Wein ist im Übrigen sehr zu empfehlen, sofern…) aus verschlusstechnischen Gründen leider ein Ausfall. Daher nunmehr retour au Languedoc:
Turner Pageot, Le Blanc 2012, Marsanne & Rousanne, ein Traum in weiß… ok sagen wir gelb. Goldgelb. Und wird mit jedem Schluck besser…

In diesem Sinne: alles Gute, liebe alte WeinRallye,
Cheers, Prosit und Santé!

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