Es ist schon wieder Weinrallye und ich komme zu nix. Gerade erst aus dem Büro raus, schnell noch nebenan in den Bio-Supermarkt (hat bis 8 offen…) und zwei Flaschen Wein gegriffen, die unter 5 € gelistet werden. Nein, ich habe keine Lieblingsweine „low five“ am Start oder noch im Keller. Alles längst ausgetrunken, verschenkt, verkocht oder auch mal weggekippt. (Ok, da gibt es noch eine Ecke im Keller, aber da liegen die Sommerreifen davor…) An meine Lieblinge in diesem hart umkämpften Marktsegment an der Grenze des guten Geschmacks komme ich leider erst wieder im Sommer, sofern ich ins Languedoc fahre.
Die aktuelle Etappe #62 der Weinrallye, ausgerufen von Nico Medenbach vom Weinblog Drunkenmonday befasst sich mit der Frage nach den Grenzen des guten Geschmacks. Wie ich bereits in meinem ersten Beitrag zu dieser Rallye bei ‚Glasklare Gefühle‘, dem Blog von Wein-wenn-du-kannst. geschrieben habe – die untere Grenze ist eher abzustecken als die obere, sofern es denn eine gibt, die nicht durch finanzielle Mittel begrenzt wird. Und nein, es gibt keine Spitzenweine für unter 5. Aber durchaus nette Trinkweine. Kann ja auch mal reichen. Montags zum Beispiel.
Ein Vergleich von Supermarkt-Weinen wäre sicher auch ganz nett gewesen, etwa „die besten Spargelweine unter 5 € bei Aldi, Lidl, Norma & Co.“… aber das sollen andere trinken, äh, beschreiben.
Wie der geneigte Leser bemerkt haben dürfte, werden hier im Baccantus-Blog des Öfteren Bioweine beschrieben. Was lag also näher, als auch zu dieser Weinrallye dabei zu bleiben und statt zum Discounter zum Bio-Supermarkt zu gehen? Auch hier ist nicht alles golden, was sich müde im Glase schwenken lässt und die Auswahl vieler Bio-Märkte scheint von zittriger Hand getroffen und jedenfalls nicht von Kenntnis zeugend gewählt. Ein gestreckter Galopp über die Millésime Bio oder die Prowein vermag eine Vielzahl von expliziten oder verhüllten Bioweinen zur Strecke zu bringen, die auch jedem konventionellen Fachhändler gut zu Gesichte (zu Regale? Egal.) stünden.
Habe nun, ach! Lust auf ein paar Spaßweine und finde keine?
Ein etwas merkwürdig sortiertes Weinregal bei Denn’s führt mich letztlich, von der magischen 5 geleitet zu zwei Weißen. Auf einem steht „passt zu Risotto“, und da ich außer Risotto-Reis und grünem Spargel nicht viel zuhause habe, steht der erste Kandidat schon fest, der zweite kurzentschlossen ist der daneben.
Endlich daheim, Spargel- Steinpilz- Tomaten- Knoblauch zerkleinert, ins Risotto gekippt, mit Wein und Parmesan verfeinert (Riesling aus der Literflasche von Baltasar Ress, QbA trocken, auch durchaus nett im Glas… aber nicht unter 5 € zu haben.) und los geht’s. Essen mundet, allein der Wein…
Aber dazu im Einzelnen:
Wein 1: Montalbano Grillo Sicilia 2011. 12,5 % Vol.
Strohgelb mit hellgrünen Reflexen. Reiches Bukett nach weißen Blüten, Birnen und Mandeln? Bullshit. Erinnert an einen einfachen, überlagerten Weißburgunder aus Südbaden. Sorry. Aber das geht gar nicht. Mancher Wein aus 2011 ist noch zu jung zum wahren Trinkgenuss, dieser hier ist auf dem Weg zum Friedhof. To old to rock, to young to die? Nope. Stone Dead. Okay, vielleicht ist da auch ein leichter untypischer Alterungston am Start, aber auf eine zweite Flasche zum Vergleich will ich mich nicht einlassen. Demnächst schreib ich mal lieber über einen richtig guten weißen Biowein… aber nicht aus Italien. Dabei gibt es wirklich auch gute & günstige Grillos, die sich auf mein Essen gefreut hätten… Egal. Weiter.
Wein 2: Trebbiano d’Abruzzo, Italien 2012, Demeter, 11,0 % Vol.
Ein Wein quasi von Übersee, also von bzw. für Peter Riegel Weinimport abgefüllt, jenseits von Stockach, andere Bodensee-Seite. Kaum verwunderlich, kommt doch ein zumindest erheblicher Teil der Weine beim Biosupermarkt Denn’s von Riegel. Helles Grüngelb, frisch und blumig in der Nase, etwas CO2, was die Frische sicher unterstreicht (mich nervt das manchmal ja schon etwas…). Ein duftig-legerer Trebbiano, schlank, merkliche aber nicht aufdringliche Säure. Passt. Aber mehr muss man dazu auch nicht sagen. Weiter.
Aber im Ernst – kein Grund zu Weinen! Wer anständige Bioweine sucht, kann auch welche finden. Manchmal kann es jedoch (Bio hin oder her) nicht schaden, vielleicht mal 6 oder 8 € in die Hand zu nehmen. Ein Milchkaffee kostet bei uns auch schon oft deutlich über 3 €… und wer eine Empfehlung sucht, kann mich gerne fragen oder hier im Blog mal quer lesen. Cheers!
Die Zusammenfassung mit allen Beiträgen zum Thema gibt es bei DrunkenMonday hier.