Ein Paukenschlag in der Südfranzösischen Weinindustrie:
Geht die Millésime Bio nach Marseille?
Die weltgrößte internationale Fachmesse für Bio-Weine, die Millésime Bio in Montpellier, hat durch ihren Vorstand am 13. Juni beschlossen, die Region Provence-Alpes-Côte d’Azur zu verlassen. Man werde nach Marseille gehen.
(News) Die Millésime Bio verlässt Montpellier. Meinungsverschiedenheiten mit der anderen großen Weinmesse in der Stadt, der ViniSud, seien die Ursache, so die Verlautbarung der Équipe de Sudvinbio, der „Association interprofessionnelle des vins biologiques du Languedoc-Roussillon“, (ehemals AIVB-LR) welche den Salon der Millésime seit 1993 organisiert.
Anders als in einer Mitteilung der ViniSud verkündet und wie seit Wochen kolportiert, wird es also doch keine Zusammenlegung der beiden Weinmessen auf Ende Januar geben, wie bisher erwartet wurde. So hätte eine große Südweinmesse für Weine aus „world’s leading wine region, the Mediterranean“, so die ViniSud entstehen können, bei der die Bio-Weine in eigenen Hallen präsentiert worden wären.
Für die Zusammenlegung sprachen diverse Gründe, nicht zuletzt auch die Terminproblematik im Frühjahr: Ende Januar, dem traditionellen Termin der Millésime Bio, sind viele Weine aus dem Vorjahr noch längst nicht fertig, im März ist bereits die ProWein in Düsseldorf (auch dort sind etliche Weine noch nicht vorzeigbar, weil zu jung…) und nicht jeder Einkäufer hat Zeit und Lust, zweimal innert vier Wochen nach Montpellier zu reisen. Allerdings wäre sicher der besondere Charme der Millésime Bio als Tischmesse mit quasi Waffengleichheit unter den Ausstellern abhandengekommen.
Von insgesamt 336 Ausstellern auf der Millésime Bio 2016 hatten sich in einer Umfrage durch Sudvinbio im Mai diesen Jahres 78% gegen eine Zusammenlegung ausgesprochen. Die Millésime Bio sei eine internationale Ausstellung von Winzern für Winzer und Sudvinbio werde alle Anstrengungen unternehmen, um diese Kontinuität zu gewährleisten, so der Veranstalter in seinem Communiqué.
Konflikte sind bei den Diskussionen vorprogrammiert gewesen, erstaunlicherweise wollten nur wenige in Montpellier bleiben, während andere die äußerst erfolgreiche und kontinuierlich weiterwachsende Veranstaltung eher nach Toulouse oder Bordeaux verlegen wollten.
Die Entscheidung für eine Verlegung der Messe nach Marseille kam reichlich unerwartet, zumal gerade um erhebliche Zuschüsse durch die regionale Politik verhandelt wurde, welche nun hinfällig sein dürften: Die PHIA-Region beteiligt sich bisher mit ca. 300.000 €.
Konflikt mit der Vinisud
Wurzel des Konflikts war zunächst die Entscheidung der Veranstalter der größeren Vinisud, zeitgleich mit der Millésime Bio ihre Messe auf dem gleichen Gelände zu veranstalten und es bei der Terminplanung für den 29. bis 31. Januar 2017 auch zu belassen, nachdem die Verantwortlichen der Millésime einen Zusammenschluss abgelehnt hatten. Eine einvernehmliche Lösung oder zumindest eine, bei der sich beide Events nicht überlappen, scheint vorerst nicht zu finden zu sein, sodass sich vielerorts Unmut und Verärgerung breitmacht.
Xavier Volontat, Präsident von CIVL, AOP Languedoc und IGP Sud de France, Mitglied des Vorstandes der Vinisud, bedauert den Konflikt zwischen Vinisud und Millésime Bio, welcher letztlich zu Lasten aller in der Region geht. Eine steigende Anzahl von Weinmessen bei sinkenden Gesamtabsatz der Weinbranche bringt höhere Termindichte mit Mehrkosten für Aussteller und Besucher. Gekauft wird ohnehin Bio und Nicht-Bio. Ein Interesse an der Zusammenarbeit sei also nur konsequent, so Volontat.
Die nächste Millésime Bio wird wohl auch ohne das Internationale Business Forum „Forum international des affaires (FIA) des vins Sud de France“ auskommen müssen. Die Veranstaltung, die am Rande der Ausstellung stattfindet, brachte etwa 10% an zusätzlichen Besuchern.
Ein Winzer meinte, er habe zwar Verständnis für die Entscheidung, die sich gegen die brüske Art der Druckausübung der Vinisud wende, aber auf diese Weise verlieren alle. Die Messen bräuchten mehr Beteiligte, um zu überleben, aber im Languedoc bemühe man sich darum, diese zu halbieren. Macher erklärt das Verhalten mit einer Trotzreaktion gegen die langjährige Nicht-Beachtung der Bio-Winzer bzw. der ihnen durch die Landwirtschaftsverbände und konventionellen Winzer entgegengebrachte Verachtung. Man habe ja schon lange immer alle gegen sich gehabt.
Man wird sehen, ob sich noch eine Lösung für die Zukunft finden lässt, ein beträchtlicher Imageschaden dürfte jedoch schon jetzt das mindeste sein, was durch den Konflikt verursacht wurde.
Wir werden bei Gelegenheit über weitere Hintergründe und über Kommentare berichten.
Quellen:
- http://www.millesime-bio.com/
- http://www.vinisud.com/
- http://objectif-languedoc-roussillon.latribune.fr/
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MillesimeGlases © Stefan Schwytz
- Foto Millésime by ©Gilles Lefrancq
Short form in English:
A bang in the wine industry of Southern France:
Bio Wine fair Millésime Bio goes to Marseille.
The world’s largest international trade fair for organic wines, Millésime Bio in Montpellier, Languedoc, decided by its Management Board on June 13, to leave the region Provence-Alpes-Côte d’Azur. They will go to Marseille. Disagreements with the other major wine show in Montpellier, the VINISUD, are the reason, so the announcement of the organizers Sudvinbio, the „Association interprofessionnelle des vins biologiques du Languedoc-Roussillon“, (formerly AIVB-LR) which of the Salon Millésime organized since 1993. So there will be no merging of the two wine fairs with only one event united in January, like reported elswhere. Two events at the same time in different places might be a loss for many buyers and wine growers.