Typisch – vor Weihnachten hat es vor lauter Lauter nicht mehr für die üblichen Tipps (die außergewöhnlichen, versteht sich…) zum Festtagsbraten gereicht, geschweige denn für den ultimativen Weißweinsoßenwein zur Hirschschulter. (diesmal eine Fl. Tawny Port mit getrockneten Steinpilzen, geraspelter dunkler Schokolade, ein halber Lebkuchen gekrümelt, 2 Stunden reduziert auf einen Bruchteil, Bratensaft, Demi Glace, fertig).
Und nun, am letzten Tag des Jahres – Champagner, Champagner, Champagner!
Überhaupt gab es dieses Jahr nicht nur das eine oder andere zu feiern, auch das VinoCamp stand fest im Zeichen der Bubbles und Schaumschläger. Wer immer noch meint, bei Veuve Clicquot Ponsardin brut oder der ebenfalls brute imperiale Moet & Chandon sei schon Ende der Fahnenstange, dem sei wie folgt ins Glas gespuckt: you ain’t see nothin‘ yet! Klar, nach oben ist meist viel Luft, aber auch in der Klasse der „Standard-Champagner“, oder sagen wir besser, derjenigen, die noch einigermaßen im relativ schmerzarmen Preisbereich liegen, gibt es gigantische Unterschiede. Etliche schäumende Prickel-Entdeckungen dieses Jahr waren Winzerchampagner, aber nicht nur. Lenoble in der Breite wie quer durchs Sortiment ein Höhepunkt auf der ProWein, Champagne Bruno Michel seit Jahren sicher einer der besten Blanc de Blancs unter den Bio-Schäumern.
Und sonst? Wo fängt man an… zur Foie Gras trinkt man ja gerne (und nachher auch) Sauternes oder einen Jurançon. Dieses Jahr in der Gascogne entdeckt: Pacherenc du Vic-Bilh. Stilistisch irgendwo zwischen dem bekannteren Jurançon und einem Monbazillac, wobei letzterer aus Sémillon, Sauvignon Blanc und Muscadelle gekeltert wird, ersterer aus Camaralet de Lasseube, Courbu, Gros Manseng und Lauzet sowie inzwischen aus Petit Manseng. Der Pacherenc wird aus Arrufiac (Ruffiat), Courbu, Petit Manseng, Gros Manseng, Sauvignon Blanc und Sémillon gewonnen, wobei sich auch hier der Schwerpunkt Richtung Manseng verschiebt.
Der Weinanwalt empfiehlt für 2014: ausprobieren, experimentieren! Macht doch, was Ihr wollt. Egal, was „man“ so trinkt, es muss ja nicht immer und ausschließlich der ewig-gleiche Kanon aus Bordeaux, Burgundern, Toskanern und Pfälzern sein. Erlaubt ist, was gefällt und nicht zu Erblindungen oder Zahnfleischbluten führt. Der Grand Bourjassot Goutte Noir, quasi das Tropföl unter den Gigondas-Weinen, ist so ein Beispiel: Es muss nicht unbedingt Ch9dP sein, denn auch dort gibt es sehr viel, was hinter diesem Monolith völlig verblasst… gut für mich.
In Deutschland gibt es neben den gerne auch mal überschätzten Spätburgundern (jaja, ich weiß, es gibt…) beispielsweise wunderbare Lemberger (Blaufränkisch), und wer im Pinotland nichts bezahlbares findet, was seinem Gaumen schmeichelt, der wird hier vielleicht fündig.
(Empfehlung: Dautel Lemberger Bönnigheimer Sonnenberg **** QbA trocken 2010, oder Lemberger Gipskeuper *** 2011)
Was ich nicht verstehe
Es gibt ja Leute, die schwören auf die Halbedel-Schampus aus dem Discounter, wenn nicht gleich Rotkappensirup mit Kohlensäure. Gut, man zahlt ja nicht viel dafür und Alkohol ist auch drin, so what? Zur Erinnerung: die Schaumweinsteuer, die zur Erhalt der Preußisch Kaiserlichen Flotte eingeführt wurde, beträgt 1,02 €/0,75 l. Was der Inhalt taugen kann, wenn man die Kosten für Flaschenausstattung, Korken,Werbung etc. abzieht, dazu ist eigentlich alles gesagt. Definitiv nachhaltig produziert und passt zum Tofu-Schnitzel! 😉
Wenn man 2,65 €/Fl. für ein „Prickelndes Vergnügen“ ausgibt, und 49,99 € für 65 Sekunden Feuerwerk, dann bitte. Ich halt mich an anderen und anderem fest… jetzt aber!
Korken raus!
Ich wünsche ein wunderbares prickelndes 2014 – kommt gut rüber!
Euer Weinanwalt