Es gibt rund ums Thema Wein viele interessante oder nette Accessoires und Gadgets, ein erheblicher Teil davon jedoch mit mehr oder weniger ausgeprägter Sinnhaftigkeit. Manche dienen eher der Selbstdarstellung des Verwenders wie beispielsweise aufwändig verzierte Korkenzieher, Kapselschneider oder Sektkühler, von denen manche kaum zu ihrer eigentlichen Bestimmung taugen. (Ich hab mal einen Kühler geschenkt bekommen, da passte keine Standard-Sektflasche rein oder verklemmte sich so, dass das ganze Teil mit samt geleerten Flasche im Müll landete…)
Dann gibt es wieder Erfindungen, die durchaus einen Sinn ergeben, die aber nie zur Hand sind, wenn man sie mal wirklich brauchen würde. Stichwort Weinthermometer. Nie da, wo man es sucht… Ok, natürlich kann man oftmals Pi mal Daumen die Temperatur abschätzen, gerade wenn der Wein frisch aus dem Kühlschrank oder dem Keller mit konstanter Temperatur kommt. (Aber hat den jeder?)
Trotzdem bekommt man vielerorts den Wein zu warm serviert, und zwar egal ob weiß oder rot. In Deutschland trinken viele ja auch tendenziell den Rotwein eher zu warm, während des anderen vor dem Gedanken an Weingenuss bei 27° oder mehr Zimmertemperatur eher graust und sie lieber gleich zum Bier greifen… Auch auf der Terrasse oder dem Balkon denkt man oft nicht daran, den Wein zu kühlen oder in ein entsprechendes Gefäß zu stellen, so dass auch ein gut gekühlter Weißwein Ruckzuck von kühler Erfrischung zur lauwarmen Plörre mutiert – manchmal reicht schon eine halbe Stunde auf Balkonien.
Cool oder uncool…
Auf der ProWein entdeckt: Die Firma Vinotherm aus Wutöschingen im südbadischen Klettgau (also etwas rheinabwärts von uns:-), bietet genau hierfür ein Produkt an: ein Klebe-Thermometer mit der Größe von 63x13mm und einer Skalierung von 6-24°C, das von der Etikettenrolle bereits vom Winzer dauerhaft auf die Flasche geklebt wird und so die tatsächliche Temperatur des Weines anzeigt und signalisiert, ob diese gut temperiert ist oder dringend in den Kühlschrank muss.
Nach Angaben des Herstellers sind die Etiketten ökologisch getestet, stoß- und wasserfest und können mit den üblichen Etikettiermaschinen, zB Krones-Maschinen, ohne Umrüstung oder durch sehr einfache Umrüstung laufen und auf die Flaschen aufgebracht werden. Angeboten werden die Thermometer dabei auf 3000-Stück Rollen angeboten. Das Design des Klebethermometers ist nach eigener Aussage momentan nur in der abgebildeten Version erhältlich. Man könne sich aber vorstellen, künftig weitere Varianten anzubieten.
Der Erzeuger kann mit seiner empfohlenen Temperaturangabe und entsprechender Gestaltung der Flaschenausstattung/ Rücketikett dem Weintrinker mit dem Klebethermometer zusätzlich ein Werkzeug zur einfachen Genusssteigerung an die Hand geben und sich gegebenenfalls auch damit von vergleichbaren Konkurrenzprodukten absetzen.
Die uns auf Nachfrage mitgeteilten Stückpreise staffeln sich natürlich nach Abnahmemenge, klingen dabei aber sehr vernünftig. Das ganze kann durchaus einem interessanten Mehrwert für den Kunden auf der Flasche bedeuten, auch wenn dies sicherlich bei hochpreisigen Erzeugnissen weniger interessant sein wird als in Märkten mit entsprechenden Absatzmengen. Für eine Beerenauslese oder Großes Gewächs? Wohl eher nicht… aber das ist auch sicher nicht das erklärte Verwendungsziel. Ein cool designter Rosé mit „eingebauter Temperaturanzeige“ für 5,99 €? Why not? Ich kann mir durchaus diverse „Fashion-Weine“ vorstellen, bei denen das passen könnte…
Jedenfalls ist das Vinotherm-Klebethermometer mal eine sinnvolle Erfindung und sicher Weintrinker-freundlicher, als der 1000ste unpraktische Korkenzieher… ich bin gespannt, wann und mit welchem Wein ich die erste „Wohltemerierte“ Flasche im Handel entdecke!
Bezugsquelle und weitere Infos gibt’s direkt beim Hersteller Vinotherm.
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