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Keep Calm! Vom Sommerwein, Urlaubs- und Terrassenweinen

Bei den nun herrschenden sommerlichen Temperaturen denkt der geneigte Leser oftmals nicht erst am späteren Abend an ein schönes kühles… – hat da jemand „frisch gezapftes Pils“ gedacht???

Kein Wunder – viele Weine machen bei um die 30 °C einfach keinen Spaß – sie sind zu schwer, zu massiv und alles andere als erfrischend. Eine Weinscholle mit großem Gewächs- Riesling erscheint dann nur bedingt erfrischende Erleichterung versprechen, Dekadenz-Vorwürfe hin oder her.

Und so wundert es kaum, wenn derzeit allerorten üblichen Moto-Weine angepriesen werden, welche leichten und unbeschwerten Trinkgenuss versprechen, wobei die Betonung oftmals eher auf dem Trinken den auf dem Genuss liegen mag.

Und so greifen die einen zur Weinschorle, Radler oder gar alkoholfreiem Hefeweizen, während PR- Agenturen, Werbezunft und manch Weinschreiberling zu immer drastischeren schillernden Beschreibungen und Motos greifen.

Keep calm, stay Cool, drink Sherry!

Kühlen heißt die Devise! Warm wird der Wein ohnehin von selbst, leider oft viel zu schnell. Also darf auch die Rotweinflasche ruhig mal in den Kühlschrank, sie soll es sogar! Weißwein sowieso. Coolpacks etc. sind ebenfalls nicht nur für geschwollene Kniegelenke eine feine Sache und auch wenn jetzt mancher Kenner wieder aufschreien mag – eine halbe Stunde im Gefrierfach schadet kaum einem Wein, auch wenn man einem wirklich großen Rotwein diesen Kälteschock ersparen sollte, einem typischen Sommer-Rotwein sollte dies nichts anhaben können.

Gerade manche Rotwein macht zu dieser Jahreszeit gekühlt bei 12-14 °C erst richtig Spaß, warm werden Gläser und Flaschen ohnehin schnell, gerade wenn man auf der abendlichen Terrasse sitzt. Dazu sei noch ein weiterer Tipp erlaubt: oft sind es die Gläser, die mit 25-30° viel zu warm sind, wenn man sie aus dem Schrank holt. Die meisten haben in die vierfach viel zu wenig Platz, um ihre vielleicht sogar edlen Gläser dort herunter zu kühlen, sie vorher aber mit kaltem Wasser auszuspülen oder mit Eiswürfeln und Wasser zu freezen, das sollte allemal möglich sein. So mancher Barkeeper schwört auf Crushed Ice, da es eine größere Oberfläche als in Würfelform hat – auch eine Möglichkeit, allerdings zu viele schon wieder zu aufwändig. Schon beim Einschenken erwärmt sich der Wein schnell um 2-3°, daher wie gesagt lieber anfangs etwas gechillter.

Und nun endlich zum Summer Wine…

Ein klassischer trockener Riesling Kabinett geht sicher auch, aber warum nicht mal einen französischen Muscat Sec versuchen?

 

Aux Quatre Vents – Clos Bagatelle 2011, Muscat sec Vin de Pays d`Oc 

Muscat aus dem Languedoc muss nicht süß sein. Dieser hier gehört als Sec eher zu der erfrischenden Sorte, frisches Hellgelb im Glas, florale Aromen und die typische Muscatnote in der Nase, etwas Grapefruit. Klasse zum Aperò, aber auch ein guter Speisebegleiter mit faszinierendem, langanhaltenden Duft. Immer wieder beeindruckend, was Christine Simon vom Weingut Clos Bagatelle in Saint Chinian auch bei ihren einfacheren Weinen auf die Flasche füllt. Ca. 7 €, 100 % Muscat à Petit Grains.

Cuvée Camille & Juliette 2010 Saint Chinian AOC.

Ebenfalls vom Weingut Clos Bagatelle stammt dieser federleichte Rosé aus dem Languedoc, den Christines Bruder Luc Simon in Donnadieu keltert, einem kleinen Dörfchen im Norden von Saint Chinian, in dem das Schiefer-Terroir vorherrscht. Angebaut werden die traditionellen Sorten Grenache, Cinsault und Syrah, die hier zu 40/40/20% verwendet wurden. Schönes Lachsrosa im Glas, zarte weiße Blüten und annimierende Fruchtnoten, feinste Himbeeren frisch von Großmutters Hecke gepflückt – einfach pur oder auch als Essensbegleiter, eigentlich zu allen Sommergerichten. Gebratener Lachs mit Sommer-Gemüse CousCous-Salat vielleicht?  ca 7,50 €.

CM Allgo Rosé 2012 aus Portugal / Dào D.O.P.

Aus den Rebsorten Alfrocheiro und hauptsächlich aus Touriga National wird dieser Rosé gekeltert, eher granatrot als der blassrosa-Typ, eher der kräftigere, mineralische. Ein dezent herber, beeriger Ton, etwas Erd- und deutliche Himbeere, trotzdem keine überladene Fruchtigkeit, keine klebrige Opulenz oder übertriebene Restsüße: 2g/l… könnte gut zur Dorade oder Grilladen passen. Jawollja, Rosé zum Fisch, #läuft. Kein Rosé à la „magstauchnProsecco“?

Für knapp unter 8 € z.B. bei ovinho.de oder VinoMonte.de erhältlich.

Champagne geht natürlich immer, solange man ihn nur schnell genug trinkt, bevor er Suppentemperatur erreicht, Sherry sowieso.
Etwa ein Fino von Gonzalez Byass Tio Pepe, knacktrocken, klasse zu kleinen Snacks, Tappas und sonstigem Terrassen- und Balkongedöns, oder ein Manzanilla wie den La Guita Manzanilla Muy Seco. Beide im Online-Fachhandel leicht zu finden und überaus bezahlbar… den Tio Pepe findet man auch für knapp 10 € in besseren Edeka-Märkten.

Und jetzt aber ab in den See mit mir, Salute, Prosit und Cheers!