Hin und Her in Montpellier – gibt es zwei Weinmessen im Frühjahr 2018 im Süden?
Chaos in Montpellier. Wie hier bereits mehrfach berichtet war 2017 das erste Jahr, in dem die traditionell Ende Januar stattfindende Millésime Bio erstmalig von SudvinBio auf den Veranstaltungsort Marseille verlegt werden musste, nachdem die größere VINISUD ihren Termin auf die gleiche Zeit vorverlegt hatte. Dies nicht zuletzt, um nicht mit den später im Messekalender stehenden Terminen, etwa der Prowein, in Konkurrenz zu geraten.
Thematisch zeigt die VINISUD Weine von Produzenten aus dem gesamten Mittelmeergebiet, während sich die größte Bio Weinmesse als Veranstaltung von Bio Winzern für Bio Winzer präsentiert und von den 300 Produzentenmitgliedern von Sudvinbio aus Okzitanien getragen wird. Aussteller finden sich aus der ganzen Welt der Biowein-Produzenten.
Man hatte sich mit den Organisatoren der VINISUD nicht verständigen können, parallel oder gemeinsam in den Ausstellungsräumen des Parc des Expositions de Montpelier eine größere Veranstaltung durchzuführen, so dass die Veranstaltung von SudvinBio 2017 erstmalig (und wohl einmalig) in Marseille als Konkurrenz-Event stattfand –
Sehr zum Ärger vieler Aussteller und Messebesucher, die sich als Geiseln zwischen zwei Veranstaltungen und deren starrköpfigen Organisatoren wiederfanden.
Beide Veranstalter bezeichnen ihre diesjährigen Messen als Erfolg und verzeichnen Zuwächse in Umsatz und Besucherzahlen. Soweit, so gut. Die Frage, wie es in Zukunft weitergeht, wurde nach dem Termin Ende Januar von weiteren Gesprächen und Bemühungen der Parteien begleitet.
Wie nun bekannt wird, ohne Erfolg:
Die Millésime Bio findet im kommenden Jahr wieder in Montpellier statt, und zwar vom 29. bis ein 30. Januar 2018.
Dies gibt der Veranstalter in einer Pressemitteilung von SUDVINBIO und MONTPELLIER EVENTS bekannt. Darin wird für die diesjährige Bio-Weinmesse ein riesiger Erfolg mit rund 8.850 Besuchern einem 20-prozentigen Anstieg der Zahl der ausländischen Besucher festgestellt und mitgeteilt, dass mit dem Messebetreiber in Montpellier eine Exklusivitätsvereinbarung erreicht wurde. Fünf Tage vor, während und zwei Tage nach der Millésime Bio dürfen künftig keine anderen Weinmessen am Veranstaltungsort stattfinden. Diese Vereinbarung läuft bis 2022.
Während es den Veranstaltern auf die Unabhängigkeit und besondere Identität der Messe ankommt, sind verständlicherweise andere Interessen dadurch beeinträchtigt. Für den Präsidenten von Montpellier Events, Philippe Saurel, wäre eine gemeinsame Veranstaltung der beiden großen Weinmessen in Südfrankreich sicher die angenehmste Lösung gewesen, so wie das auch viele Besucher und Aussteller sehen dürften. Letztlich bleibt mit der erzielten Lösung die Möglichkeit gewahrt, dass auch die VINISUD weiter in der Stadt Montpellier stattfinden kann, wenn auch nicht in der gleichen Woche.
Es sei aber die Frage gestattet, wer von den Besuchern aus den wichtigsten Märkten in Nordeuropa, Deutschland, Nordamerika und Asien mehrere Wochen in Montpellier verbleibt, um beide Messen besuchen zu können oder gar mehrmals in kurzer Zeit hin und her fliegt – ein kaum vertretbarer, wahnsinniger Aufwand!
In ihrer Pressemitteilung vom 27.02.2017 äußert die VINISUD hingegen ihr Bedauern über das einseitige, nicht abgesprochene Vorgehen von SUDVINBIO sowie deren Weigerung, sich über die Messetermine zu verständigen, trotz mehrfacher Einigungsversuche in diversen Gesprächen. Wie die Millésime Bio streicht auch die VINISUD ihre bisherigen und diesjährigen Erfolge hervor verweist auf ihre Bedeutung für die jeweiligen Produzenten und die Region. Die Veranstaltung 2017 habe ihre Ziele voll erreicht und über 20.000 Besucher, darunter 6.673 aus dem Ausland, begrüßt. Auf Übersee-Besucher entfielen 32 % der Besucherzahlen, verglichen mit 28 % im Jahr 2016.
Und nun?
Die Marschrichtung der Millésime scheint klar zu sein: weiterhin getrennte Wege, zurück nach Montpellier zum alten Termin. Für die VINISUD gibt es bis heute noch keinen Termin, aber auch hier arbeitet man mit Hochdruck daran, Montpellier wird ebenfalls der Ort sein, evtl. 1-2 Wochen später, also Mitte Februar.
Den wesentlichen Punkt haben aber beide Veranstalter anscheinend nicht verstanden:
Es geht darum, Produzenten und Besucher, im besten Falle Verkäufer und Käufer zusammenzubringen. Gelingt das nicht dauerhaft, stellt sich die Frage, ob und in welcher Form beide Messen in Anbetracht der Vielzahl von konkurrierenden Weinmessen im ersten Jahresdrittel überleben werden. Verlieren werden so alle Beteiligten.
Viele Deutsche Käufer gehen ohnehin davon aus, dass die relevanten Player im Markt bei der ProWein sind oder zumindest bei der Biofach in Nürnberg. Auch Biofach und Vivaness konnten nach Angaben der Messe 51.453 Fachbesucher verzeichnen, womit man längst aus der Nische in den Fokus der weltweiten Biofachmessen gerückt ist. Besucher aus 134 Ländern sowie 2.785 Aussteller aus 88 Ländern sprechen eine deutliche Sprache. Die Konkurrenz schläft nicht…
Stimmen hierzu
Jan Stork, Wein Stork Gmbh & Co. Kg: „[…] Es wäre ideal, wenn Vinisud und Millésime Bio wieder Gespräche über die Organisation der beiden Shows gleichzeitig und an der gleichen Stelle beginnen würden, vor allem für ausländische Käufer und Besucher wie uns. Es wäre wirklich besser“.
Françoise Antech Gazeau von Antech, Limoux: „[…] Mein einziges Bedauern, und eines, das von den meisten meiner Kunden geteilt wird, ist, dass Millésime Bio und Vinisud nicht gleichzeitig am selben Ort organisiert wurden. Es würde das Leben für alle leichter machen“.
Basile Saint Germain von Domaine Les Aurelles sieht das genauso: „[…] die einzige native Seite war die von den Käufern geäußerte Irritation, die sich über einen Mangel an Respekt ihnen gegenüber beklagten. Jeder beklagte die Verschwendung von Zeit, Energie und Geld, obwohl man letztlich beide Shows nebeneinander hätte haben können.“
Ich habe auf der VINISUD von den Winzern, u.a. Virgile Joly sehr ähnliches gehört und war selbst vom hin und her der Aussteller & Kollegen irritiert. Tellerschubser Harald Scholl von Weinreich, der zeitgleich in Marseille weilte, ging es nicht anders.
Bleibt zu hoffen, dass in ferner Zukunft die Vernunft zu einer größeren, attraktiveren, gemeinsamen Südweinmesse führen wird… es könnte klappen, gegebenenfalls mit anderen Personalien.
Zusammenschlüsse können auch funktionieren
Bleibt zu hoffen, dass in ferner Zukunft die Vernunft zu einer größeren, attraktiveren, gemeinsamen Südweinmesse führen wird… es könnte klappen.
Auf der ProWein, der größten internationalen Fachmesse für Weine und Spirituosen, die vom 19. bis 21. März 2017 in Düsseldorf stattfindet, schließen sich nun schon im sechsten Jahr in Folge France Vin Bio und die Biowinzer der Region Nouvelle zusammen, um am Gemeinschaftsstand in Halle 11 G60 ihre Weine zu zeigen. Ein breites Angebot von 40 Bio-Weinen der Regionen Provence, Languedoc, Loire, Elsass und Nouvelle Aquitaine wird gezeigt: