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Gute rote Spanier für gutes Geld

In diesen närrischen Tagen habe mal wieder den Blick über die Pyrenäen gewagt und ein paar Exemplare gefunden, die ein paar Zeilen lohnen.

Gewogen und für zu leicht befunden… Spanische Weine haben ein Problem: den Preis.

Durch Verkaufspolitik der großen Produzenten, aber auch durch Geschäftsgebaren seitens der Verkäufer hierzulande sind nicht nur die Fassweinpreise aus Spanien auf nahezu unterirdischem Niveau, auch viele einst große Namen lassen sich nur mehr mit deftigen Preisabschlägen an den Käufer bringen. Dieser hat oftmals das Credo Rotwein aus Spanien = billig derart verinnerlicht, dass nur noch Liebhaber und Spezialitätenjäger bereit sind, für einen anständigen Wein auch einen ebenso anständigen Preis zu zahlen. Dabei lassen sich durchaus herausragende Exemplare für – sagen wir – unter 30 € finden, die man vergleichbar in Bordeaux lange suchen muss.
Ein Phänomen, das – so verallgemeinernd es auch sein mag – so zutreffend auch gerade für gereiftere Weine ist. Manche populäre Kandidaten wurden noch vor einem Jahr für 15-20 € gehandelt und werden jetzt für unter 10€ verscherbelt, teilweise sogar deutlich darunter. Auch bei den großen Discountern tauchen mitunter solche Flaschen als Sonderposten auf, die in der Aktion für 6,99 € den Besitzer wechseln. Das Zeug muss raus und der Markt ist voll davon, der nächste Jahrgang kommt. Teils müssen fragwürdige Parker-Punkte jenseits der 90PPs als Verkaufsargument herhalten… (von den Bioweinen für 2,49€ aus Massenproduktion sprechen wir vielleicht ein andermal…)

Tempranillo ist die wichtigste Rebsorte der meisten großen Weine der Rioja. Und leider hat gerade diese wunderbare Sorte durch allzu viel Holzeinsatzsowohl bei günstigen als auch bei mittelpreisigen Weinen in der Vergangenheit viele Vorurteile geprägt und verstärkt.  (Ob man nun amerikanische Eiche mit den typischen Vanilletönen mag oder nicht – wenn man das Gefühl hat, auf Holzstückchen mit Vanillesauce rumzukauen, ist es definitiv zu viel.)
Glücklicherweise scheint eine neue Generation von Winzern umzudenken und geht zumindest teilweise etwas behutsamer und weinspezifischer mit Barriques (und Holzchips…?) um.

Hierzu gehören bspw. auch die Weinmacher des Traditionsbetriebs Viñedos y Bodegas de la Marquesa, welches sich immer noch in Familienbesitz befindet.

Valserano Crianza 2007, Viñedos y Bodegas de la Marquesa, Rioja

Mitteldichtes Rubinrot mit purpurnen Reflexen. Rote Früchte und Beeren, keine überreifen Kompott- und Marmeladentöne, eher etwas wunderbar frisch-fruchtiges. Dezente Röstnoten, etwas rote Johannisbeere, kein zugekleisterter Holzbomber mit überbordender Fruchtopulenz, aber auch kein Weichspülgang für Angorahasenstreichler.
Geschmeidige Tannine mit mittellangem Abgang. Großer Rioja-Trinkspaß ohne Balken bei absolut korrekter Preis/Leistung. (ca. 9 €). Restzucker: 1,6 g/L, Säure:5,27g/L, Alkohol: 14 % / Vol. Rebsorten: 90 %Tempranillo 10 % Mazuelo (Carignan noir).

Valserano Reserva 2005, Viñedos y Bodegas de la Marquesa, Rioja

Die Verwandschaft und die Handschrift unverkennbar ähnlich der Crianza, alles noch einen Tick gereifter, geschliffener und polierter, bis es glänzt. Reife Früchte, etwas Dörrobstnoten, Backpflaumen, würzige Aromatik. Da kratzt trotzdem kein Holz und auch hier ist eine angenehme Säure spürbar. Dicht gewebt und ohne Klebrigkeit, angenehm ausbalanciert, ein Gaumenschmeichler, der sein Geld wert ist. (12-13€).
24 Monate in Fässern aus 60% frz./ 40% amerikanischer Eiche, Alk: 14,20%, Säure: 5,41 gr./l, Reduzierende Zucker: 1,7 gr./l.
Allerdings macht schon die Crianza als „kleine Schwester“ der Reserva eine beeindruckende Figur. Von den „großen Brüdern“ wie dem „Finca Monteviejo“ hört man ebenfalls viel Gutes, jedenfalls ein Weingut, das ich im Auge behalten werde.

Don Pablo Reserva Excepcional 2005

Ob er nun zu den 300 besten spanischen Rotweinen gehört oder nicht ist mir eigentlich ziemlich egal, interessant ist er allemal, dieser reinsortige Cabernet Sauvignon aus der D.O. Penedès in Katalonien. Bei weitem nicht so bekannt wie die Produzenten Albet i Noya, Codorníu und Torres zeigen die Bodegas Naveran, wie man bezahlbaren CabSauv auf hohem Niveau erzeugen kann. Hier wurden reife Trauben ohne jede grüne Paprika-Aromatik gekeltert und davon nach Ausbau in frz. Barriques lediglich 16‘230 auf Flaschen gefüllt, für spanische Verhältnisse (gerade beim „Nachbarn“ Torres) eine geradezu winzige Menge.
Dennoch ein absolutes Überraschungserlebnis mit hoher, völlig unkomplizierter Trinkfreude und ohne großes Tamtam. Man kann auch wesentlich mehr für wesentlich schlechtere Cabernet Sauvignons ausgeben, beispielsweise in Bordeaux…
Feinste Süßkirschen, schönes Säurespiel, mittlere Dichte am Gaumen, angenehm weich ohne glattgebügelt zu sein, samtige Anmutung bei mittlerem Abgang. Keinesfalls zu schwergängig, tanninlastig oder verkopft, da muss man nicht viel erklären, sondern nachschenken… dezente Anmutung von Tabak, schwarzer Pfeffer und Leder, angenehm auch die relativ geringe Alkoholgehalt mit 13% Vol.
Großer Spaß im Glas für mehr als korrekte 9,90 €.

Na also, geht doch.