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Ein Tag an der südlichen Rhône

Fünf Männer und ein Auto

[GF] Nach dem Besuch der Millésime Bio besuchten wir fünf noch vier Weingüter an der südlichen Rhône. Pascal Chalon, ein kleiner Winzer in Tulette, war die erste Anlaufstation. Pascal macht zwei Weine, La Grand Ourse – einen Côtes du Rhône Villages aus dem Terroir Tulette – und La Petit Ourse – einen Côtes du Rhônes aus der Gemarkung Visan. Er arbeitet biodynamisch und ein Großteil seiner Ernte landet beim bekannten Château Beaucastel. Leider bekommen wir vom ihm nur jeweils rund 300 Flaschen pro Wein. Der 2009er La Petit Ourse ist schon fertig, ein kleines Monster mit schönsten Cassis-Brombeer und würzigen Noten, 15%Vol, die kaum am Gaumen zu merken sind. Tolle, weiche Tannine. Mit dem Cuvée des Grand Ourse 2009 Ist Pascal noch nicht zufrieden, daher bekamen wir nur eine Vorversion zu probieren. Ein spannender Wein.

Visan – Côtes du Rhône

Danach ging es zu einem der am schönsten gelegenen Weingüter an der Rhône nach Visan zur Domaine l’Obrieu. Dort probierten wir nichts, da Jean-Yves Perez meinte, sie seien noch nicht soweit. Aber der kurze Spaziergang durch die alten Reben auf den Höhen über Visan bei Sonnenschein, 14° Grad und mit Blick auf den Mont Ventoux und die Alpenvorgipfel waren ein kleiner Traum. Von Jean-Yves und Cecile Perez ging es zu den Eltern von Cecile nach Gigondas. [nggallery id=3]

Gigondas, Sablet und Vacqueyras

Marie-Claude und Pierre Varenne sind mit einem Wort zu beschreiben – Schatzig. Hier paart sich die südländische Gastfreundschaft mit der Liebe zur Natur und zum Wein. Sie arbeiten schon immer Bio, und stehen 2011 im zweiten Jahr ihrer Conversion. Sie gehören für mich zu den drei bis vier besten Machern von Gigondas. Zuerst ging es kurz in die Reben von Grand Bourjassot – ein paar hundertjährige Rebstöcke zu betrachten – sieht man schließlich auch nicht jeden Tag. Und dann wurde in der Januarsonne eine kleine Weinprobe abgehalten. Der erste Wein war der 2009er Sablet Blanc. Für Terroiristen ein Traum, ein alter Mischsatz aus den alten Trauben der Rhône, von Marsanne, Roussanne, Viognier, Bourboulenc und Clairette, in der Nase quer durch die Welt des Weißweins von Pfirsich bis Heu. Am Gaumen eine unglaubliche Salznote mit wunderbarer Säure und kraftvollen Fruchtkomponenten. Kein Wein für jedermann, aber zu Salat oder hellem Fleisch genial.
Der kleine IGP war ein netter Einsteiger für die Roten, 100% Grenache Noir. Den Sablet Rouge gab es in der Ausführung 07 und 09. Der 07er ist leider schon Ausverkauf genau wie de 08er, der 09er noch nicht auf der Flasche. Aber der 09er wird ein Hammer. Grenache und Syrah – nicht zu schwer, aber Fruchtnoten mit leichter Salzigkeit – wunderschön. Tja und dann ging es richtig los.
2009 Vacqueyras – Pfeffer, Würze, Frucht – ein kleiner Traum. Der nächste Wein war der Gigondas Tradition, einfacher Gigondas im Stahltank ausgebaut – wunderbar Gigondas pur. Die Version Cuvée Cecile 2008, der Tradition nach im Demi-Muid ausgebaut, ist für mich der große Burgunder unter den Gigondas, die ganze Welt der südlichen Rhône mit einer ganz eigenen Eleganz.
Und ganz zum Schluss kam dann die erste Probe des 2009er Goute Noir. Der wurde 2008 nicht gemacht. Bis 2009 war dieser Wein für mich immer ein Zwischending zwischen St Estephe und Châteauneuf-du-Pape, Gigondas fehlte mir ein wenig. Der 2009er ist Gigondas pur. Die ältesten Syrahs und Grenache Noirs der Domaine finden hier ihren Eingang, 50/50. Genommen wird nur die Flüssigkeit der Eigenpressung. Und daraus wird dann der Stoff, aus dem unsere Weinträume sind. Bis auf mich als Fahrer spuckte keiner die Weine der Varennes / Grand Bourjassot aus. Für das Abendessen nahmen wir noch eine Magnum des Goute Noir 2000 mit. Dazu später noch ein Wort.

Ch9dP

Der letzte Halt war Châteauneuf du Pape – Clos du Caillou in Courthezon. Bruno Gaspard, den Önologen, kenne ich seit langem durch Christophe Bousquet von Pech Redon und den Önologen Hervé Chabert. Die Reben für den Côtes du Rhône haben ein Alter von 45 Jahren und mehr, die Châteauneufs sind im Durchschnitt noch älter. (Weiter Infos zum Gut unter www.closducaillou.com). Begrüßt mit einer Kellerführung wurden wir aber erst einmal von der Besitzerin Sylvie Vacheron.
Sie stellte uns auch die ersten Weine vor, die drei Weißen, den einfachen Côtes du Rhône, den Bouquet des Garrigues Côtes du Rhône und den Châteauneuf Les Safres Blanc 2009. Letzter braucht noch ein paar Jahre, dann wird er zum Gedicht. Dann ging es zu den Roten. Schon die Côtes du Rhône waren eine Wucht, Le Bouquet des Garrigues machte seinem Namen alle Ehre. 2008 war ja der angeblich so schlechte Jahrgang in Châteauneuf du Pape. Ich durfte in den letzten 8 Tagen zwei Stück probieren, den Beaurenard (genial) auf der Millésime und den Clos du Caillou auf dem Gut. Normalerweise macht Bruno drei verschiedene Ch9dP, dem Jahrgang 2008 geschuldet nur einen. Das lag aber nicht am Regen, sondern am Mehltau, der im Frühjahr einen Großteil der Ernte auf der Bio-Domaine vernichtete. Aber der hat es in sich:
Châteauneuf in traditioneller Art pur, ein Traum zwischen Pfeffer und Brombeere, wie sagen die Franzosen? Équilibré – raffiniert, elegant mit viel Kraft und trotzdem in seiner ganzen Eigenheit filigran. Auch hier nahmen wir noch eine Magnum 2004 Les Quarts mit in unser Hotel.

Rossini und Goute Noir…

Wir wohnten im L’Esplan in Saint-Paul-Trois-Châteaux – keines der Luxushotels, aber der Chef kocht sehr gut und die Zimmer sind ebenfalls gut. Eines meiner liebsten Hotels für einen Kurztripp an die Rhône, in dem auch ein amerikanischer Zweiradfahrer mit gelben Hemden zuweilen logierte… Einziger Nachteil ist die Nähe zum Nuclear Tricastin. Der Chef machte uns ein hervorragendes Menu zu den Weinen, die Stefan ihm so überreichte: «Probieren Sie die beiden und machen Sie damit, was sie wollen!» Rotbarbe auf gebratenen Steinpilzen und als Hauptgang klassisch Filet Rossini (Rinderfilet Charolais unter gebratener Gänsestopfleber mit schwarzen Trüffeln auf grob gestoßenen Kartoffeln mit Lavendelblüten). Die Vorspeise, Fro——— viel leider der Zensur zum Opfer, war aber extraordinär gut!

Der Goute Noir war ein wenig leichter, sehr tiefe Struktur, extrem langer Abgang, tolle Lakritze, wunderbar warm und weich, geniale Harmonie mit der Rotweinsauce. Der Châteauneuf-du-Pape mit einer extremen Mineralität und noch länger, pfeffrig bis dunkle Waldfürchte, traubig, ein charmanter Edelmann – perfekt für das Rossini. Beide Weine ein Traum, allerdings sehr unterschiedlich. Ich glaube am besten brachte es am nächsten Tag unser Mitfahrer Bernd zum Ausdruck. «Ich habe heute Nacht nicht gut geschlafen. Bin immer wieder aufgewacht. Ich habe geträumt, dass mir der Sommelier wieder ein Glas der beiden Weine einschenkt». Er habe den Geschmack jetzt noch am Gaumen. Mehr braucht man dazu nicht sagen…

Der Film zur Tour…

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Weiterführende Links

die passenden WeinShirts zur Tour 🙂

Vornehmlich passen hier natürlich die Terroiristes Internationaux und Ch9dP – das einzige SpezialShirt für den deklarierten Châteauneuf-Fan! Aber auch Syrah & seine Freunde dürfen nicht fehlen…

2 Kommentare

  1. Die köstliche klassisch französische Vorspeise fiel leider der Zensur zum Opfer… war aber richtig gut, soviel sei gesagt! 😉

  2. Sehr schöner Bericht, da kommt Vorfreude auf, wenn ich im März eine Woche in diesem herrlichen Landstrich unterwegs bin.

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