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Edle Einfalt, stille Größe, rot.

Sodele, zurück aus der „Douro-Pause“. Man trinkt ja auch so manche Weine, zu denen einem partout nichts einfallen will oder die einfach keiner Zeile wert sind. Hier ein paar Rote aus der jüngsten Zeit, die durchaus und jeder auf seine Art bemerkenswert sind – über manche andere breiten wir lieber den Mantel des Schweigens…

Château Yveline, Lalande de Pomerol 1998 von Christian Durand.

Eine Art Kellerfund aus der Appellation Contrôlée Lalande de Pomerol, nördlich von Pomerol, Rive Droite bei St Emilion. Önologe und Eigentümer Durand bewirtschaftet gerade einmal 3,1Ha. Dieses Exemplar ist ein dezent gereifter Lalande, der sich in erstaunlich guter Verfassung präsentiert. Schönes Rubin mit granatfarbenen Reflexen und einer ausdrucksstarken Nase, die immer noch einiges an Frucht bereithält. Schwarze Johannisbeeren, Schwarzkirschen und Himbeeren. Am Gaumen gut abgerundet, ohne dabei flach zu werden, reife Aromen von Backpflaumen, Leder und etwas Schokolade.
Der Jahrgang 1998 war nach Ansicht mancher Experten gerade in der Region Pomerol sogar stärker als 2000 – ohne jetzt wieder von Jahrhundert-Jahrgängen einen reden zu wollen. Einfach klassischer, schöner und bezahlbarer (zumindest vor einigen Jahren noch um die 15 €?) Bordeaux! Mal sehen, ob ich noch einen jüngeren Jahrgang ergattern kann…

Refosco nonsò DOC 2009 Bio Castello di Arcano

Nix ordinäres im Wortsinne. Aber auch kein Wein für jedermann. Aus dem Friaul Grave kommt dieser Spezialist aus der alten, aber weniger bekannten Rebsorte Refosco mit der Besonderheit „ohne Zusatz von Schwefel“.
Dass dies möglich ist, haben schon einige Winzer bewiesen manche mit größerem Erfolg, manche eher ohne. Weniger Schwefel würde sicherlich so manchem Wein nicht schaden, und dass dabei große Weine möglich sind, haben beispielsweise die Güter Sepp Moser von Nikolaus Moser in Rohrendorf, Krems oder Franz Strohmeier in St. Stefan/ Stainz und Werlitsch in Österreich gezeigt.
Dieser Bio-Extremist mit prägnanter Säure und anfangs noch feinperligen CO2-Bläschen kommt pfeffrig-beerig daher, blitzsauber gemacht, aber alles andere als ein Gaumenschmeichler. Bei nur 12,5 Vol. % das Gegenteil von einem Kuschelmerlot für Angorahasen-Streichler. Ein Erlebnis der anderen Art, aber nicht für jeden Tag und kein easy drinking stuff… this is hardcore, Baby!

Es wäre allerdings wirklich interessant, wie sich das Material mit biologischem Säureabbau und/oder einer dezenten Abrundung im kleinen Holzfässchen im Vergleich darstellen würde. Und wenn dann doch ein Hauch von Schwefel drin wäre?

Für 6,95 € bei www.Probiowein.de

Las Colinas Del Ebro, Syrah Garnacha 2008, Cataluña, Terra Alta. 14% Vol.

Syrah und Grenache passen einfach perfekt zueinander. Auch hier bei diesem Wein aus dem Süden Kataloniens von den Ebro-Hügeln von den Bodegas Abanico. Gold bei der Berliner Wine Trophy, was auch immer das im Einzelfall bedeuten mag – hier wurde jedenfalls mal ein anständiger Tropfen für kleine 3,99€ bei Norma. Weich, rund, gefällig, aber nicht klebrig-marmeladig oder völlig banal, wie dies oft bei den Discounter-Sonderpreis-Schoppen der Fall ist, über die ja schon des Öfteren hier  oder hier bei Baccantus zu lesen war. Ein durchaus bemerkenswertes Preis/Leistungsverhältnis, bei dem man sich nicht so genau fragen möchte… aber lassen wir das heute einmal. Es gibt auch wesentlich bekanntere und teurere Exemplare, die nicht der Rede wert sind und die nicht einmal Spaß machen, was dieser Kandidat durchaus tut.

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