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Die Drei aus dem Teufelskeller des Supermarktes

Casillero del Diablo mal 3

Es gibt Weine, über die man gerne schreiben würde, man bekommt sie nur nie oder nur selten in die Finger. Und wenn, dann ist man eher damit beschäftigt, sich auf den Genuss denn auf die Schreiberei  zu konzentrieren… und schweigt.

Dann gibt es noch diese andere riesige Kategorie „sprachlose Weine“: solche, die man lieber schnell vergessen als wortreich umschreiben möchte, da jedes davon zu viel des guten wäre. Man findet sie in rauer Zahl in diversen Discountern und Supermärkten, aber auch im LEH. Selbst auf den Weinkarten landauf landab befällt auch den weniger verwöhnten Weintrinker der Eindruck der gepflegten (oder auch ungepflegten) Langeweile des ewiggleichen Einerleis.

Auch ohne Weinsnobismus sind es die besonderen Weine, die die Reize ausmachen, nicht nur für den Schreiber. Dich auch manch spannendes Sujet fehlt es oftmals an Relevanz hinsichtlich der hoffentlich geneigten Leserschaft. Wenn die Weine trotz Bezahlbarkeit kaum irgendwo erhältlich sind, ist man geneigt vom Tropfen in das Weinmeer zu sprechen… aber lassen wir das.

Relevant nicht nur in Sachen Verbreitung und Erhältlichkeit, sondern eben auch hinsichtlich ihrer Bekanntheit sind da die Weine aus den genannten Bezugsquellen im Lebensmittelhandel, wo über 70% des Weines in Deutschland verkauft werden, wovon der Löwenanteil auf die Discounter entfällt. Den Beau Rêve Bordeaux AC aus dem Aldi Süd für 1,99.- kennen todsicher Millionen mehr (auch persönlich;-), als das Gros der hochdekorierten Grand Crus, zu denen jetzt wieder die Händler und Journalisten pilgern.

Ob einem das nun gefällt oder nicht – es ist nun mal so. Und es ist auch nicht alles schlecht, was aus dieser (Haupt-)Vertriebsschiene kommt, auch wenn hier neben den üblichen massenerzeugten Trinkweinen, für den Massengeschmack konformisiert, auch wirklich fiese Restweinverklappung in Flaschenform stattfindet.

Wer nicht auffällt, geht unter. Ob das über den Preis allein funktioniert oder über Etikett & Aufmachung (hat da wer Yellow Tail gerufen?;-) oder über eine dezidierte Markenentwicklung samt Presse- und Bloggeraktionen und Social Media Kampagnen… es ist ein weites Feld.

Auf entsprechendem Wege erreichte uns ein Dreiteufelspack von Chilenischen Rotweinen, die sich vornehmlich im Lebensmitteleinzelhandel, sprich Edeka, Real, Kaufhof und Konsorten wiederfindet, aber auch bei diversen Webhändlern. Gesehen hat man die Flaschen zumindest schon einmal, wenn man sich durch die Weinabteilungen der genannten pflügt – das Etikett funktioniert also, Wiedererkennungswert vorhanden.

Unter der bekannten Marke Casillero der Diablo vertreibt das größte chilenische Weingut Concha y Toro in Deutschland unter anderem die Rebsortenweine Cabernet Sauivignon, Merlot, sowie einen Carmenère. Letztere Rebsorte stammt zwar aus Frankreich, wird aber in relevanten Mengen fast ausschließlich in Chile angebaut, man könnte sagen, sie ist inzwischen landestypisch.

Der Name Casillero del Diablo bedeutet „Teufelskeller“. Winzer und Concha y Toro- Gründer Don Melchor streute dereinst das Gerücht, in seinem Keller würde der Teufel sitzen. Anzunehmen, dass er weniger seine Produkte verteufeln denn Langfinger vergraulen wollte. Mit über 8445 Hektar gehört Concha y Toro zu den weltweiten Big Playern im Weinbusiness – es können also neben LEH auch sämtliche anderen Distributionskanäle versorgt werden, ohne das mit Engpässen zu rechnen ist. Das Unternehmen ist börsennotiert und tritt sogar als Sponsor in der Premier League auf.

Aber genug der Historien, zu den Weinen!

Preislich sind alle drei Kandidaten mit UVP von 6,99 EUR im Einzelhandel angesiedelt, vertrieben werden die Concha y Toro Weine über Mack & Schühle. Alle drei sind sauber gemacht, alltagstauglich und ohne weiteres empfehlbar, auch für Gelegenheitstrinker ohne Allure oder größere Etikettenambitionen.

CASILLERO DEL DIABLO MERLOT 2010

Nun, Merlot ist zugegeben nicht meine Lieblingsrebsorte. Dieser Kandidat kommt mit 13,5 % Vol. nicht eben leichtfüßig daher, ist aber mit rundgeschliffenen Taninen und samtiger Gefälligkeit auch keinesfalls allzu wuchtig. Dörrobst und Pflaumen, etwas rote Beeren, Cassis, ein markanter Kräuterwürzton, der so vielleicht doch etwas weniger europäisch anmutet, aber den leichten Marmeladenanklängen Paroli bietet. Ein guter Trinkmerlot für einen anständigen Preis, aber auch nicht mit überragendem Wiedererkennungswert.

CASILLERO DEL DIABLO CABERNET SAUVIGNON 2010

Etwas verschlossen zu Beginn, öffnet sich nach einiger Zeit etwas. Tabak und Röstaromen, Toast und Kaffee in der Nase. Cassis, Süsskirschen, Holztöne, merkliche leicht spitze Säure, die mit etwas MiKrooxidation im Glas milder erscheint.  Etwas flacher Abgang, aber durchaus gefälliger Gesamteindruck, der sich mit der Dauer und im Vergleich mit den anderen verbessert. Ebenfalls 13,5 %. Ein Schwapps Merlot würde ihm gut tun.

CASILLERO DEL DIABLO CARMENERE 2010

Mein Favorit unter den drei Teufelchen ist der Carmenere. Nicht, weil er vielleicht exotischer daher kommt, nein, er ist einfach am stimmigsten und ausgewogensten. Dunkles Purpur mit violetten Reflexen, dunkle Beeren mit frischem Kompott. Vollmundig mit deutlich längerem Abgang als beim Kollegen, dabei kein Reißer oder Holzer, sondern ein samtiger Schmeichler mit hoher Typizität. Ok, es ist auch noch 10% Cabernet Sauvignon drin, aber seis drum, in jedem Falle ein Trinkspaß für das „nehmen wir gerne mal wieder mit“-Weinchen im Supermarkt.

Spaß muss sein – hier meine perfekte Glascuvée: 70% Carmenere, 20% Cabernet Sauvignon und 10% Merlot.