Coup de Coeur – Herzensweine von Baccantus
Zur Weinrallye #101 geht es nicht um hochtrabend bepunktete Spitzenweine, sondern einfach einmal um ein paar persönliche, gänzlich subjektive Lieblinge. Ohne Wertung und Gewichtung, einfach ein paar Favoriten (coup de coeur gefällt mir besser, da steckt mehr Herz im Becher), die mir seit vielen Jahren und in den verschiedensten Jahrgängen ans Herz gewachsen sind, selbst wenn sich in den jeweiligen Regionen teurere, hochwertigere und berühmtere Weine befinden mögen.
Gastgeber dieser WeinRallye-Ausgabe ist das DrunkenMonday-Weinblog mit dem schönen Herzenswein-Thema.
Wer mich kennt, der weiß, dass ich früher oder später mit einem Wein aus dem Languedoc um die Ecke komme, sofern es nicht um Riesling oder Pinot Noir geht. Ein Weingut hat mir vor vielen Jahren vor allen anderen die Augen für die Besonderheiten und manchmal auch herben Schönheiten der Languedoc-Weine geöffnet:
La Clape
Château Pech Redon in la Clape
Auf dem kleinen Bergmassiv von La Clape in der gleichnamigen Appellation, direkt unter dem Coffre de Pech Redon liegt das kleine Weingut von Christophe Bousquet, eine etwas abgelegene Perle unter den Weingütern der AOC südlich von Narbonne.
Chateau de la Negly oder Chateau L’Hospitalet von Gérard Bertrand fallen vielen sicher als erste ein, wenn man von La Clape spricht. Und dennoch sind für mich die Weine von Christophe die authentischsten der Region und weit darüber hinaus.
Schon der kleine La Clape „Les Cades“, bisher aus den Paradesorten Syrah, Grenache, Mourverdre, Carignan, Cinsault zeugt von einer ungemeinen Würzigkeit. Hier dominiert nicht etwa eine klebrige Bonbon-Fruchtsüße, sondern die Garrigue-Kräuter, die direkt um die Reben herum wachsen. Ginster, Lorbeer, mannshohe Rosmarinbäumchen (Sträucher kann man sie schon nicht mehr nennen), wilder Fenchel, Thymian… Manch einer frotzelte schon, dass Christophe die Kräuter nach der Handernte der Trauben mit diesen in die Gärbottiche wirft… der große Bruder des Les Cades ist der geschmeidigere l‘Épervier, ein eleganter feinwürziger typischer La Clape-Vertreter, der in den letzten Jahren immer besser geworden ist.
Beides sind überaus bezahlbare Vertreter, die nicht nur unter den Biowein-Freunden eine große Fangemeinde haben, sondern auch völlig unabhängig davon. Christophe Bousquet ist derzeit der Präsident der AOC La Clape und macht sich insbesondere für biologische Produktionsmethoden, nachhaltige Gesamtwirtschaft und ressourcenschonenden Wasserverbrauch stark. Für mich nach wie vor eines der bemerkenswertesten Weingüter im ganzen Languedoc.
Château Pech-Redon, Christophe Bousquet.
Ein paar weitere Lieblinge aus dem Languedoc
Und jeweils vielleicht auch ein echtes Highlight aus einer anderen AOC…
Faugéres – Ollier-Taillefer
Luc und Françoise Ollier machen für mich mit die schönsten Faugères… natürlich nicht nur für mich. Die Grande Reserve von 2013 ist eine Cuvée aus je 30% alter Carignan, Syrah und alte Grenache-Reben sowie 10% Mourvèdre. Gewachsen auf Schiefer zwischen 250 und 300 m über dem Meer. Die Höhe bringt eine sehr schöne Frische in den Wein, ein typischer Faugères ohne jede Holzbombastik, die leider auch in dieser Appellation immer populärer wird.
Mehr dazu auch hier bei der #97ten WeinRallye: Larzac? Faugères? Frauenpower mit den Vinifilles zur Weinrallye #97
Terrasses du Larzac – La Réserve d’O
Marie et Frédéric Chauffray machen für mich ein paar der spannendsten Weine auf den Terrasses du Larzac im Nordwesten von Montpellier. Die Weine von La Réserve d’O sind biodynamisch, ich würde sie allerdings auch konventionell oder radioaktiv verstrahlt lieben… Sie sind Biodyn, Ecocert & Demeter zertifiziert. Die Cuvée La Réserve ist einfach der Knüller, auch wenn sie natürlich noch viel zu jung ist. Just amazing, meinte letzten Sommer US-Sommelier Jonathan Lipsmeyer, bevor er am nächsten Tag gleich wieder hinfuhr, offenbar auch für ihn Coup de Coeur – Herzensweine. Aber trinkt ruhig nur alle weiter Chianti Classico, dann wird das hier schon nicht noch teurer…
Mehr dazu auch hier bei der #97ten WeinRallye: Larzac? Faugères? Frauenpower mit den Vinifilles zur Weinrallye #97
Saint-Chinian – Clos Bagatelle
Clos Bagatelle ist das Weingut von Christine Deleuze und ihren Bruder Luc in Saint-Chinian im Languedoc. Noch ein Lieblingsweingut, dass ich seit fast einem Jahrzehnt besuche. Hier stimmt einfach alles, vom kleinsten einfachen roten Landwein bis zu den Topgewächsen, vom leichten Sommer Rosé bis zum Muscat de Saint-Jean-de-Minervois. Neben den alten Carignan-, Grenache- und Syrah-Reben hat es ihr neben dem Mourvèdre der Muscat angetan – frisch und trocken oder eben als Vin doux naturel. Coup de Coeur – Herzensweine galore seit Jahren… ein Favorit bei uns hier der rote Saint-Chinian „Veillée d’Automne“ von Clos Bagatelle, der inzwischen unter neuem Namen und schönerem Etikett segelt.
Seit dem Jahrgang 2013 nennt sich unser Allzweckwaffen-Herzchen aus Syrah, Grenache, Noir und Mourvèdre nun „Au fil de soi“. Und er bleibt ein Liebling… Ganz großes Languedoc /Saint-Chinian-Kino sind die großen, Vom Mourvèdre geprägten Cuvées „La Terre de mon Père“ (offizieller Coup de Coeur einer bekannten frz. Weinzeitschrift…) sowie der überragende „Je me souviens“ mit meist weit über 90% altem Mourvèdre…
AOP Languedoc – Domaine de la Dourbie
Von den Füßen der Larzac-Terrassen in Canet, unweit des Lac du Salagou gelegen kommen gleich vier Coup de Coeur – Herzensweine, und das auch schon seit Jahren: die weißen und roten Marie Nostra und dem länger außgebauten Mala Coste von der Domaine de la Dourbie.
Cinsault / Syrah je 50 % beim Roten, Sauvignon 65 % / Chardonnay 20 % / Roussanne 15 % / Terret Bourret 5 % beim Weißen Marie Nostra. Beim roten Mala Coste sind es Cinsault 50% / Grenache 25 % / Syrah 20 % / Mourvèdre 5 %…
Inzwischen gibt es auch noch eine Qualitätsstufe darüber, die Grande Cuvée. Gekonnter Holzeinsatz und traditionelle Vinifikation unter dem Önologen Hervé Chabert führen zu eleganten, feingestrickten Weinen, die nicht nur in der Gastronomie gut ankommen: Der Keller des Weinanwalts steht voll davon.
Cabardès & Minervois, Domaine de Parazols, Bertrou
Ein Kracher aus Syrah und Grenache noir von der Domaine de Parazols, schwarz wie die Nacht: Nuit Noire. Vergärung der Trauben in offenen Bottichen bei strenger Temperaturkontrolle, täglicher Remontage während der langen Mazeration, sowie regelmäßiger täglicher Pigeage des Tresterhutes. Irgendwoher muss ja die schwarze Farbe kommen. Die Domaine de Parazols liegt genau an der Grenze zwischen den AOCs Minervois und Cabardès und darf somit auch die Bordeaux-Sorten Merlot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc sowie Côt anbauen. Diese dunkelbeerige Cuvée kommt allerdings allein mit den Languedoc-Klassikern Syrah und Grenache aus. Und das bestens.
Pézenas – Turner-Pageot
Kurz vor der AOC-Grenze von Faugères liegt das Biodyn-Weingut Turner-Pageot in Gabian. Emmanuel Pageot ist nicht nur ein außerordentlich sympathischer Winzer und großartiger Koch und Gastgeber, er ist unter den Biodynamikern im Languedoc auch einer der präzisesten Weinmachern. Seine Frau Karen Turner ist eine Top-Önologin und in Japan erst jüngst bei den Wine Awards 2016 zur Best Woman Winemaker by “Sakura” gewählt worden. Zwei Double Gold Awards gab es für die Prieuré Blanc 2014 sowie die Prieuré Rouge 2009 der Prieuré Saint-Jean de Bébian. Weltklasse! Aber das nur nebenbei…
Die Weine von Turner-Pageot fallen wieder in die Coup de Coeur – Herzensweine -Kategorie, und zwar alle. Man könnte hier von „Languedoc für Fortgeschrittene sprechen“, denn nicht alles ist einfach und easy drinking. Manches ist intellektuell anspruchsvoll, aber alles von bewusst durchdachtem Tun (oder dem berühmten Nichtstun?) geprägt, das mir schon bei den Einsteigern sehr gut gefällt. schlanke Finesse, vielschichtige Struktur, die sich oft erst nach Stunden oder Tagen gänzlich offenbart. Lovin‘ it!
Südliche Rhone, Gigondas
Grand Bourjassot, Gigondas, Sablet, Vacqueras
Eins der Weingüter, die selten als erstes genannt werden, in Kennerkreisen aber ob ihrer gleichbleibend hohen Qualität sehr geschätzt werden. Bei Grand Bourjassot gibt es neben einem herausragenden Gigondas (Cuvée Cecile) eine „Extra Vergine- Erstpressung“, die Cuvée Goutte Noire aus 50% grenache et 50% Syrah. ein überragendes Erlebnis, das leider viel zu geringen Stückzahlen produziert und daher immer schnell vergriffen ist, aber so manchem großen Chateauneuf-du-Pape überlegen ist… egal. Die Vacqueyras und Sablet-Weine vom gleichen Gut sind ebenfalls Coup de Coeur -Weinchen. Der weiße Sablet ist seit Jahren einer besten und vielseitigsten Essensbegleiter, die ich mir vorstellen kann. Viognier, Marsanne, Bourboulenc, Roussane in perfekter Vereinigung…
Sherry… Fino, Manzanilla & Co.
Ein weites Feld, welches ich seit Jahren beackerte und immer wieder feststelle, dass es kaum etwas spannender und vielseitigeres gibt als Sherry. Und ja, bei aller Liebe für die Exoten, ich mag den klassischen »Solear« Manzanilla Muy Seco von Barbadillo für ca. 10 € einfach sehr sehr gerne. Genau genommen kann man es kaum besser machen, nur anders.
Riesling…
Wo fängt man an, wo hört man auf? Seit ein paar Jahren ein Dauerbrenner bei mir:
Aus dem Ländle – Jochen Beurer.
Jochen Beurer aus Kernen-Stetten im Remstal, Württemberg. Meine Lieblingsweine für den „Normalgebrauch“ aus dem VdP-Gut sind der Gipskeuper, der Schilfsandstein und der Kieselsandstein. Mal der eine, mal der andere. Zur Zeit ist der Gipskeuper ganz weit vorne… eigentlich schon ziemlich lang.
Unter den Kabinett-Weinen der Mosel-Saar-Ruwer kann ich mich nicht entscheiden. Muss ich nicht und will ich auch nicht. Ein Glück. Eine Region für Coup de Coeur – Herzensweine noch und nöcher. Allerdings stelle ich seit Jahren fest, dass mir die Weine von der Saar besonders ans Herz gewachsen sind, das Weingut Peter Lauer in Ayl insbesondere. Hier gefallen mir auch die kleineren Weinchen schon sehr gut, und ob letzlich das Fass dann die Nummer 4, 8, 15 oder 18 trägt, ist nicht ganz so wichtig. Es kommt auf den Anlass an. Bei einer Kindstaufe neulich wurden am Nachmittag reichlich fast Nummer Vier und andere restsüße Exemplare konsumiert – auch eingefleischte Rieslinghasser waren begeistert…
Überhaupt Kabinett. Ob nun Max Ferd. Richter, von Hövel oder der Rausch von Zilliken – lauter Coup de Coeur – Herzensweine… und einer feiner als der andere.
Coup de Coeur – Herzensweine aus Lemberger, Pinot & Co.
Zu den Pinots, Lembergern und Blaufränkisch und den diversen weiteren ein andermal mehr, hier gibt es doch eine derartige Fülle an Lieblingsweinen und Weinherzchen, dass es den Rahmen sprengen würde.
Eine gewisse Häufung an Bio-Weingütern unter meinen Coup de Coeur -Herzchen ist durchaus vorhanden… und kaum einer der genannten Weine liegt über 15 €, zumindest ab Hof… die meisten eher um die 10 €. Und nun genug davon, es ist noch ein Weilchen hin bis zum nächsten Wein.
Prost, Cheers & viel Spass bei der Weinrallye #101!
Bezugsquellen:
- Das Wein Cabinet Osnabrück, http://www.dasweincabinet.de/
- Aromakost in Ludwigsburg, Birgitt Mockler http://www.aromakost.de/
- Weinfurore rotWEISSrot in München, http://www.weinfurore.de/
- K & U-Weinhalle | Gebrüder Kössler und Ulbricht, Nürnberg http://www.weinhalle.de/
- Pro Biowein in Oy-Mittelberg, http://www.probiowein.de/
Die Zusammenfassung vom Gastgeber-Blog DrunkenMonday gibt’s hier inkl. Verlinkung der vielseitigen anderen teilnehmenden Artikeln.
Was ist die WeinRallye?
Was die Weinrallye als monatliches WeinEvent im Internet genau ist, steht hier:
http://winzerblog.de/weinrallye/ – Jeder kann teilnehmen, auch als Gastschreiber.
Hier die Beiträge sämtlicher WeinRallye-Fahrer mit ihren Herzensweinen:
- Claudia Stern in Dear Wine: „Mein schönster Abschiedswein“ mit und einer Abschiedsträne bzw. Korken und einem Herzenswein von Katharina Wechsler: 2012 Benn Riesling trocken.
- Peter Züllig in Sammlerfreak mit einem Leutschner vom Zürisee: „Man sieht nur mit dem Herzen gut….“
- Margit Kunzke in Kochbuch für Max und Moritz: Weinrallye #101: Herzensweine – Vom Wochenbett zur Weinprobe mit einem Grunbacher Wartbühl Riesling „Weinbeisser“ Kabinett trocken (in der Remstalkellerei hier auch 35 Jahre später noch zu haben, soar 1 l drin 🙂 )
- Stefan Schwytz, der Weinanwalt mit den Herzensweinen von Baccantus „Coup de Coeur“ (also genau hier auf dieser Seite… 🙂 )
https://baccantus.de/2016/08/30/coup-de-coeur-herzensweine/ nicht nur Languedoc, aber schon auch… - Susanne Werth-Rosarius bei Hundertachtziggrad° im Kampf mit den Außentemperaturen und Château Figeac… „You’re my heart, you’re my soul …“ oder wie sagte der Marquis de Ségur? „Je fais du vin à Lafite et à Latour, mais mon cœur est à Calon“.
- Susanne Werth-Rosarius als Gute-Besserung-Vertretung für unser aller Weinherzchen Cordula Eich vom Super Schoppen Shopper meldet sich mit einem Rosé aus Aix-en-Provence aus der Sommerpause zurück.
- Torsten Hammer – Der Priorat Hammer, mit dem ich die Liebe zu Savagnin und den Weinen aus dem frz. Jura verbinde: Von Herzen gut geweint… – so ist das nicht gemeint. Oder: wie kommen Weine ans Herz?
- Juliane Gassert in Einfach Wein: Wurzeln und Herzenssache und der Achse Heidelberg – Stellenbosch.
- Martin Riedl in Flüssige Freundlichkeiten: Weinrallye #101 – Herzensweine – Die Quadratur Des Ovals – Ihm haben es die Sauvignon Blancs aus dem Ländle von Schnaittmann und Aldinger aus der Region Stuttgart angetan. Der Beton-Ei-Sauvignon von Aldinger im Besonderen.
- Laura Neger in Culinarium Bavaricum Blog: Mein Weingelübde
- Dorothee Beil in Bushcooks Kitchen mit einer Wein-Geschichte aus Tanzania.
- Martin Riedl in Flüssige Freundlichkeiten: Weinrallye #101 – Herzensweine – Die Quadratur Des Ovals – Ihm haben es die Sauvignon Blancs aus dem Ländle von Schnaittmann und Aldinger aus der Region Stuttgart angetan. Der Sauvignon von Aldinger aus dem Beton-Ei im Besonderen.
- Hans Joachim Klose in Werk2: LiquidSun- mit seiner ersten Trockenbeerenauslese, dem Verlust des Oberlippenbartes, der Geburt des Sohnes und einem Rückblick auf einen besonderen Jahrgang: 2005.
- Dorit Schmitt in Aromenspiele: Ein lauer Sommerabend. Wir waren verliebt. – mit Weinentdeckungen von Tavel, Lirac und Châteauneuf-du-Pape bis zum Corton-Charlemagne.
- Der Schnutentunker Felix Bodmann ist Unterwegs zu den Herzensweinen und landet beim Weingut Rings…
- Peter Ladinig in Genuss und mehr: Good, Better, Burgunder! Von Velich über Fred Loimer bis Chassagne Montrachet.
- Nico Medenbach von Drunkenmonday mit einem Herzenswein: Hagel und Frost. Andreas Tscheppe und die grüne Libelle. Tscheppe hat es ordentlich erwischt, seine Weine gehören seit Jahren auch zu meinen absoluten Lieblingsweißweinen aus der Südsteiermark.
- Anja Kircher in Wein und Geschichte(n): Hasenweine aus Lothringen – Gris de Toul vom Weingut Lelièvre
- Thorsten Mücke in Weintasting: „Er ist herrlich unmodern“ mit einem Wein von »Le Jean-Marc« vom Château Maugey 2000.
- Peter Züllig in Sammlerfreak mit einem Leutschner vom Zürisee: „Man sieht nur mit dem Herzen gut….“
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