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Beaujolais? Burgund – South of Pinot

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Zur WeinRallye N°104 Gamay Worldwide hier zu  Beaujolais Cru » South of Pinot «, hier über Julien Sunier und hier ein paar weitere Gamay du Monde jenseits des Beaujolais. Als Bonbon gibt’s dann die Zusammenfassung zu dieser WeinRallye die Tage hier im Baccantus Blog…  

Beaujolais? Burgund – South of Pinot

20160410_201944Prowein Düsseldorf vor ein paar Jahren:

Auf der anderen Straßenseite warten ein paar Franzosen an der Haltestelle und wedeln mit einem Stadtplan. Sie wollen zum Messegelände, stehen aber offensichtlich in die falsche Richtung. Freundlich wie ich bin, kläre ich sie auf und wir fahren gemeinsam Richtung Stockumer Kirchstraße.

Während wir immer weiter Richtung Norden fahren und uns angeregt unterhalten, stellt sich heraus, dass ich mit drei renommierten Cru-Produzenten aus dem Beaujolais in der U79 sitze…

Wer die Gegebenheiten vor Ort kennt, ahnt es schon: Kurz vor Duisburg stellen wir fest, dass wir viel zu weit gefahren sind und wechseln lachend in die Bahn zurück zur ProWein. Ich erinnere mich daran, dass bei dieser äußerst anregenden Fahrt nicht nur mein Interesse an Beaujolais, Gamay und Cru wuchs, sondern ich auch vor lauter lauter meinen Lieblingsschal in der Bahn vergessen habe…

South of heaven? Das Primeur-Klischee

20160410_213825Ja ja, wir kennen das alle: der Primeur oder Beaujolais Nouveau hat für die anderen, größeren Gewächse nur Schatten und bad vibes gebracht. Ja, wir sollten alle weniger von den Primeurs und mehr von den AOC Crus reden, und diese vor allem auch trinken!

Aber was wird denn eigentlich aus Beaujolais und Beaujolais Villages? Gab es da nicht schon immer Feines und Trinkbares jenseits der „Speed Fermentation“? Hat man sich nur lange nicht dafür interessiert und lieber Yquiem bei Lidl sowie diverse Masters of Wine auf Abwegen kommentiert?

Ja, es gibt sie ja noch, die geschminkten, hefigen Gamay-Weine mit kohlensaurem Hitzschlag, die Kirschbonbons, die Supermarktplörre mit Preis- und Qualitätsdumping auf der einen und dem bösen lila Kater auf der anderen Seite. Allerdings verdienen gerade die letzten Jahrgänge 2014 und 2015 nicht nur bei den Spitzenweingütern wohlwollende Beachtung – es ist erstaunlich, was sich dort im Beaujolais tut.

Nouveau Niveau, Nachhaltigkeit?

On verra. Die Winzer meiner ProWein-Reise fluchten jedenfalls heftig über die Primeur-Kampagne und das Image der Region, was letztlich auch den Cru-Produzenten und ihren hochwertigen Weinen zum Nischendasein im Weinmarkt verholfen hat. .

trollinger» Ihr kennt das doch aus Süddeutschland: Württemberg = Trollinger = taugt Nix! Das hängt der ganzen Region nach, auch wenn es weder in Bezug auf Württemberg, noch auf Trollinger stimmt… «

South of Pinot

Das lassen wir jetzt mal so stehen und widmen uns dem Beaujolais als südlichste Weinregion im Burgund, nordwestlich von Lyon…
Burgund hört nicht nach der Côte d’Or auf… auch wenn im Beaujolais bei Villefranche-sur-Saône fast ausschließlich Gamay angebaut wird. Na gut – etwas Chardonnay, Aligoté, melon de Bourgogne, Grau- und Spätburgunder wird auch angebaut.
Aber es geht ja hier um Gamay, der Paradesorte des Beaujolais.

In den zwölf AOC-Gebieten beträgt die durchschnittliche Produktion etwas über eine Million Hektoliter pro Jahr, wobei der berüchtigte Primeur ausschließlich aus den ersten beiden stammt: AOC Beaujolais und AOC Beaujolais Villages.

Die wesentlich spannenderen Crus kommen aus den Ortschaften Morgon, Régnié, Moulin à Vent, Côte de Brouilly, Brouilly, Juliénas, Saint-Amour, Chénas, Chiroubles und nicht zuletzt Fleurie.
Grob gesagt werden wie anderswo auch in den flacheren Regionen die einfacheren Weine produziert, in den Villages an den Granit-Hängen die besseren und in den Cru-Lagen und deren Untergliederungen die Topgewächse.

img_4959Rosa Granit statt Kalk

Rund um Villié-Morgon und das Château de Pizay zeigt sich die Hügellandschaft als vermeintliche Fortsetzung nördlicheren Regionen des Burgunds, gehört geomorphologisch jedoch zum Zentralmassiv. Anders als in den Côtes de Nuits, de Beaune, Chalonnaise und im Mâconnais sind im Beaujolais Schiefer- und Granitböden vorherrschend, während weiter nördlich Ton, Mergel und die diversen Formen des Jura-Kalksteins sowie Schieferverwitterungsböden vorherrschen.

» Granit Fleurie «

Die östlichen Hänge der Hügel des Beaujolais sind – typisch für das Zentralmassiv – ursprünglich vulkanisch geprägt. Rund um den Mont du Py finden sich vulkanische Sedimente mit Basalteinlagerungen sowie gelegentlich Diorit, Schiefer und verwittertes Eruptivgestein ebenfalls. Ostwärts einer Linie von der Côte de Py nach Morgon steht ein Schwemmlandkegel, wieder mit Granit sowie Feuerstein durchsetzt, dazu Sand und Tonmergel.

Warum auch immer – ich scheine nicht der einzige zu sein, dem die Côte de Py und Umgebung bei Morgon unter den Cru-Regionen besonders gefällt… die Côte de Py steht für die langlebigsten und haltbarsten Weine aus der AOC Morgon, wenn nicht aus dem gesamten Beaujolais.Mr. Foillard

Vom Stein zum Wein

MORGON Côte du Py – #Check:

Neulich meinte ein bekannter Sommelier, „das sei ja auch untypisch für Beaujolais…“, genaugenommen ist ja auch Romanée Conti untypisch für Burgund… Aber egal. Diese drei Domaines liegen keine 400m hinter einander in Villié-Morgon und bilden gleichsam die Speerspitze « South of Pinot » in der Region: Jean Foillard, Louis Claude Desvigne und Mathieu Lapierre, der das Werk seines verstorbenen Vaters fortsetzt. Domaine J. Chamonard Morgon Le Clos de Lys, von dem ich die ältesten Beaujolais-Weine von  1998 verkosten durfte… und Sie können altern, diese Morgons, jawohl!20160410_192749
Weiter sollte man von den Jüngeren Sunier erwähnen sowie Les Bertrand. Guy, Annick et Yann sitzen zwar in Fleurie, machen aber auch feine Weine aus Morgon.

Jeder der Morgons der genannten Güter steht für sich und besteht auch ohne die Bezeichnung Beaujolais in « – » (also dafür ist der aber gut…). Elegante, frische, schlanke Weine mit erdigen Tönen finden sich unter den großen Crus häufiger, die Nähe zum klassischen Burgund ist vielfach festzustellen. Die Dichte der Bio- und Biodyn-Weingüter unter den Top-Betieben ist dabei bemerkenswert hochin der Region.

South of Pinot

  • Coup D’folie 2014 – Les Bertrand, AOC Fleurie, ebenfalls Bio, ebenfalls sehr empfehlenswert. Zwischen 30 und 60 Jahre alte Reben auf Granitsand, frische Himbeeren, etwas Kirsche, alles saftig und vor der Überreife. Fein geschliffen am Gaumen, ein geselliger Typ, kein verkopfter Intellektueller.
  • Glou De Jeff 2014 –Bret Brothers, AOC Beaujolais Villages Bio. Es gibt sie doch, die guten Villages… Die Bret Brothers – La Soufrandière machen neben diesem Bio-Beaujolais-Projekt mit Jean-François (Jeff) Leynes vor allem ihre eigenen bemerkenswerten biodynamischen Chardonnay-Weine im Mâconnais/Pouilly-Fuissé/ Pouilly-Vinzelles.  Ein knackig-frischer Roter mit viel Trinkspaß. Muss ja nicht immer Bier-ernst sein. Etwas Bret ist nett! (die Jungs heißen aber wirklich so, auch ohne Brettanomyces).
  • Brouilly Vieilles Vignes 2015 – Jean-Claude Lapalu. 50-70 Jahre alte Reben, ein dezent-fruchtiger Vertreter, der sicher noch ein paar Monate länger auf der Flasche hätte bleiben können, aber schon jetzt viel Spaß macht. Smooth.noir-gris-blanc-meunier
  • Moulin A Vent 2012 – Château Des Jacques. Louis Jadot ist seit 1996 im Beaujolais präsent mit dem Château des Jacques. Mit 88 ha, verteilt auf die AOCs Moulin à Vent, Morgon, Fleurie und Chénas gehört der Big Player auch im Beaujolais zu den Großen. Und hier stimmt eigentlich auch alles. Es fehlt nur etwas von der Leidenschaft, die man bei den Kollegen spurt.
  • Beaujolais L’ancien Le Buissy 2014 – Jean-Paul Brun – Domaine Des Terres Dorees, Charnay. Angeblich ein Klassiker, aber erschliesst sich mir nicht so ganz. Der Umgang mit der Primärfrucht mag aber durchaus gefallen. Anderes von Jean-Paul Brun hatte mir mehr zugesagt, vielleicht lag es auch an der Flasche. Ok, während ich das hier tippe wird dieser – mein letzter WeinRallye-Wein, auch besser. Deutlich. Take your time. Only time will tell. hach. Hätte man ja auch mal karaffieren können. Oder warten. Klasse Teil, ich nehme alles zurück. Heute Mittag den Rest probiert 🙂 
  • Morgon 2015 – Marcel Lapierre. Mathieu Lapierre macht nicht nur klasse Bioweine, er legt mit seinen Weinen die Referenz-Messlatte für die AOC Morgon. Und sie liegt hoch. Ganz unabhängig davon, dass auch die Damen der Domaine, von der Mutter über die Schwester bis zur Frau einfach super sympathisch sind… gehört für mich mit dem Côte de Py von Jean Foillard zum Besten aus der AOC und darüber hinaus.

Die letztgenannten Weine sind beim französischen Online-Weinhändler Vinatis.de erhältlich, der ein umfangreiches Sortiment an Beaujolais-Cru-Weinen anbietet. Ich denke, da sind schon ein paar klasse Sachen dabei und hoffe, Ihr habt Spaß damit.
Cheers & Santé –  Euer Weinanwalt.

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