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Anything but Chardonnay zur WeinRallye #110?

Everything goes. Heute ist mal wieder Weinrallye und #Chardonnay bekanntlich eine der wichtigsten Rebsorten überhaupt, ob man sie nun verabscheut, vergöttert oder konsumiert. Hier der Aufruf zur Weinrallye 110: #Chardonnay von Thomas Günther, Weinverkostungen.de. 

Anything but Chardonnay zur WeinRallye

Chardonnay an sich…

Der eine denkt beim Thema Chardonnay an nichtssagenden 08/15-Weißwein, der nächste an holzige, klebrige Brummer, mancher träumt von Burgund: Meursault, Montrachet Grand Cru, Corton Charlemagne oder den amerikanischen Ikonen.

« Chardonnay ist ein Unkraut, dass überall wächst. »

Weltweit verbreitet liefert er die feinsten als auch die ordinärsten Weiß­weine von Frankreich über Kalifornien, Südafrika bis Australien. Mit Riesling die wohl edelste unter den noblen Rebsorten und ziemlich wahrscheinlich gebürtig aus Burgund. Kreu­zung aus Pinot und Heunisch. Mal schlanker, mal holzfassgeprägt und BSA-battonniert, mal unfiltriert. Keine andere Rebsorte verzeichnet größeren Zuwachs in Umsatz und Fläche.

Ökonomisch ist damit Chardonnay die bedeutendste weiße Rebsorte weltweit.
Neben der Champagne und den Rhone-Ufern läuft die ungemein anpassungsfähige Sorte in Italien im Tren­tino, Südtirol, Fran­ci­a­corta und Friaul zur Höchstform auf. In der Südstei­er­mark als Morillon bekannt sollte man Tscheppe mit seinem Salamander erwähnen.
In Deutschland ua. Huber/ Malterdingen, Alexander Laible, Baden,  Friedrich Becker, Schweigen/ Südpfalz, Fürst Hohenlohe-Oehringen, Weingut Dautel, Zimmerle, Württemberg… und viele Andere mehr.

Aber eigentlich ist heute ja auch noch #LanguedocDay!

Und auch von dort gäbe es – vielleicht nicht als erste weiße Rebsorte – einiges in Sachen Chardonnay jenseits von namenlos und Bag-in-Box zu berichten, etwa von der
Domaine de l’Aigle, eine der Domaines von Gérard Bertrand.

Gerard Bertrand in Hospitalet, La Clape

DOMAINE DE L’AIGLE CHARDONNAY 2015

In der Nähe des malerischen Dörfchens Roquetaillade am Fuß der Pyrenäen gelegen, werden in den höchsten Weinbergen des oberen Tales des Flusses Aude und des Languedoc im Allgemeinen auf einer Höhe von über 450m die Trauben für den Chardonnay Limoux von L’Aigle angebaut.
Neben Chardonnay wächst hier insbesondere Chenin und Pinot Noir auf 45 ha Rebfläche, aber sogar ein Gewürztraminer steht im Portfolio der Aigle-Kollektion, an deren Spitze die beiden herausragenden «Königsadler» stehen: Aigle Royal Chardonnay und Pinot Noir.
Das kühle, feuchte Klima mit ozeanischen Einflüssen führt hier zu gänzlich anderen Weinen als in anderen Teilen des Languedoc, in denen der Mittelmeer-Einfluss und die südöstlichen Ausläufer des französischen Zentralmassivs (also die Cevennen…) dominieren.
Über 900 mm durchschnittlicher Niederschlag im Jahr niedrigere Temperaturen als sonst im Süden sowie eben Chardonnay und Pinot Noir unterstreichen einen ungewöhnlichen Ansatz, man orientiert sich hier eher an Burgund. Hohe Stockdichte, viel Handarbeit in den Reben, Handlese, Ausbau auf der Feinhefe und in Teilpartien in Eichenholzfässern, 100% malolaktische Gärung (BSA).

Der Chardonnay Limoux AOP 2015 zeigt sich mit schöner Pfirsichnote in der Nase, am Gaumen geschmeidig mit großer Frische und mit anständigem Trinkspaß ohne übertriebenen Holzeinsatz oder überbordende Frucht-Wucht.
Im Ergebnis sicher einer der populärsten reinsortigen Chardonnay aus dem Languedoc. Ob man seine Herkunft richtig erraten würde kann dahinstehen, da die stilistische Zielrichtung offensichtlich eher eine internationale Ausrichtung ist.
Erhältlich z.B. ab 11,65 € bei Vinatis.de (3Fl.)

 

Chardonnay aus Südtirol

Aus Südtirol kommen nicht nur Vernatsch, Burgundersorten, Traminer, Lagrein und Sauvignon Blanc, sondern auch große Chardonnays. Etwa von Alois Lageder der Löwengang. In seiner Jugend eine Brachialgewalt, wird er nach ein paar Jahren im Keller immer monumentaler, aber auch zugänglicher.

Heute zur Weinrallye #110 zwei Kandidaten der von mir sehr geschätzten Kellerei Terlan an der Weinstraße zwischen Bozen und Meran.

CANTINA TERLAN.

Das breite Etschtal verläuft hier in südöstlicher Richtung, Dorf und Weinberge schmiegen sich an die roten Porphyrfelsen des Tschöggelberges. Die 8-60 Jahre alten Reben stehen auf sandig-steinigen recht gut drainierten Böden und die erheblichen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sorgen für anständige Frische in den Weinen. Auch die Cantina Terlan wurde Ende April vom Spätfrost heimgesucht und beklagt rund 12 Prozent Verlust, auch in den großen Selektionen Kreuth / Chardonnay und Quarz / Sauvignon Blanc. Wir hatten den einfacheren Chardonnay Tradition sowie den Selection Kreuth zur Verkostung bei der Weinrallye.

Terlan Chardonnay Traditon DOC 2016

Ein sympatischer Trinkwein mit allerlei heimischen und exotischen Früchten, von Birne, Quitte bis Mango. Etwas herbe, grüne Kräuter, Minze und bitterer Fenchel, geschmeidige Textur, vielleicht etwas zu gefällig.
In der Region geht es bis auf 900 m mit den Reben, Neigung: 5 – 70 %, Ausrichtung: Süd – Südwest. ALk: 13,5 %vol. Restzucker: 1,7 g/l, Gesamtsäure: 5,6, 63 hl/ha.
Der UVP liegt bei 12,95 €. Deutlich komplexer zeigt sich der der große Bruder, der

Selection Terlan Kreuth Chardonnay DOC 2015

Anderes Jahr, anderer Wein, anderes Spiel.
Süd-Südwestlage, Handernte, Ganztraubenpressung, Eichenholz und acht Monate Feinhefe. Feine Textur, würzig-markanter Vertreter, aber deutlich smoother, feinschmelziger und zugänglicher als der junge Löwengang von Lageder.
Deutlich mehr Präzision, Druck und Trinkfluss als beim kleinen Terlaner, wobei der UVP hier bei 19,95 € liegt.

Von den Analysedaten her sonst kaum Unterschied: Alkoholgehalt: 13,5 %vol., Restzucker: 2,0 g/l und Gesamtsäure: 5,8 bei einem Ertrag von 56 hl/ha. Gefühlt deutlich mehr Säure und prägnantere salzige Mineralik, deutlich weniger Primärfrucht, was  dem Kreuth gut tut.
Ein eleganter Chardonnay aus Terlan, den ich gerne bald wieder probiere.

Viel Spaß, Prosit, Santé und Cheers!
Euer Weinanwalt