Hans-Joachim Klose vom Werk2 aus Geisenheim hatte zur aktuellen Weinrallye „Weinschorle“ gerufen – und seit diesem Wochenende scheint der Spätsommer ja tatsächlich auch seinen Weg zu uns gefunden zu haben und daher auch wetterbedingt etwas verzögert mein Beitrag zur #48ten Etappe.
Da die Stimmung im bisherigen Verlauf des Sommers alles andere schorlemäßig war, konnte ich nicht umhin, die Glühweinschorle zum neuen Kultgetränk auszurufen, wenngleich sich bisher keine Test-Probanden finden ließen, und dies auszuprobieren. Spätestens am 1. September wird es in den Discountern ohnehin wieder den köstlichen Glühwein aus dem Tetrapack für 0,99€ oder aus der Anderthalbliterflasche geben (hust!) – Der Test kommt, versprochen!
Bis dahin habe ich aber immerhin schon mal ein WeinShirt für die Hartgesottenen Glühwi-Fans entworfen, damit Warten nicht so schwer fällt…
Water into wine?
„man vermische ihn mit Wasser und berausche sich erst danach an ihm.“
Da war doch was? Harald Steffens vom Weingut Steffens-Keß hat in seinem Rallye-Beitrag schon ausgiebig zur biblischen Hochzeit von Kana und zum Panschen von Wasser und Wein berichtet und wir merken uns: Erst der Sprudel, dann der Wein, so ist es philosophisch betrachtet korrekt, gell Harald?
Wasser in den Wein oder in den Most zu schütten ist in den meisten Ländern verboten, auch wenn manche es gerne tun würden: In Südafrika wird darüber diskutiert, bis zu 15% Wasserzusatz zu legalisieren, damit die Weine nicht so stark werden… billiger wird die Herstellung allemal, was für diejenigen, die sich anderswo illegalerweise dazu bewegen lassen, der Hauptbeweggrund sein dürfte, Klimaerwärmung hin oder her.
Merum und Mischung
Dass Wasser im Wein unkultiviert sei, ist als eine eher moderne Ansicht einzuordnen. Schon die alten Griechen und Römer mischten eifrig Wasser in den Wein, es galt gemeinhin als barbarisch, dies nicht zu tun, woran wohl die Zähflüssigkeit der oft Sirup- artigen Weine sowie der recht üppige Alkoholgehalt der beliebten gereiften Exemplare lag, von den Temperaturen im Süden ganz zu schweigen. Der reine Wein, merum – wurde den Göttern geopfert, aber selten bzw. nur zu rituellen Anlässen, etwa den Saturnalienfesten, pur verwendet. So wurde sowohl reichlich kaltes Wasser (den meisten Quellen nach fast immer über 50%) bei den Reichen auch mal etwas Schnee oder Eis, im Winter auch mal warmes Wasser in den Wein gekippt. Petronius beschreibt in der Cena Trimalchionis, dem Gastmahl des Trimalchio, in einer durchaus lesenswerten Partybeschreibung diverse Verwendungsmöglichkeiten, etwa zum Händewaschen… auch 100Jähriger Wein wurde dort schon konsumiert, der aus sorgfältig mit Gips verschlossenen Glasamphoren, also garantiert TCA-frei ;-).
Überhaupt wurde gerade bei den Römern schon eifrig experimentiert, Rebsorten und später verschiedene Weine gemischt, um etwa Süße und Säure auszugleichen und so das optimale Genussverhältnis zu erreichen. Gemischt wurde aber meist in Krügen unmittelbar vor dem Verzehr statt, nicht wie heute üblich bei der Assemblage, dem Verschneiden. Also quasi eine „Glas-Cuvée“.
Weinschorle
Der (gibt es wirklich), das oder die Schorle – ob man darunter nun nur die klassische Vermischung von Wein mit saurem Sprudel verstehen mag oder auch Exemplare „Rot-Süß“ bzw. „Weiß-Süß“ – sprich mit süßer Limonade vermischt zulässig sind oder auch noch die roihessische/pälzische Variante ColaSchoppen darunter zu subsumieren ist, mag jeder für sich selbst entscheiden, ideologische Erwägungen erscheinen hier schlicht deplatziert zu sein. Ich persönlich habe allerdings ohnehin nie Limonade oder sonstige Zuckerbrühe im Haus und konsumiere alkoholische Getränke in der Regel pur, kann aber durchaus verstehen, dass ein Chardonnay oder Riesling mit saurem Sprudel bzw. Mineralwasser auch etwas für sich hat, gerade an heißen Tagen wie heute!
(Derzeitige Temperatur am Schreibtisch des Autors: 31,8°C… Getränk: Leitungswasser aus dem Halblitterglas, gleich wieder Grüntee mit eigener Gartenminze… vielleicht hilft es ja?)
Achtung, fertig!
Es gibt in der Zwischenzeit diverse fertige Mischgetränke, die bereits abgefüllt sind, aber nicht alle können wirklich überzeugen. Ein positiver Vertreter der Gattung Weinschorle in der Flasche wird von den beiden Jungens von 8Grad vertrieben, wir hatten hier im Interview bei Baccantus schon darüber berichtet.
in der Zwischenzeit gibt es zum Bio-Chardonnay mit Eiszeitwasser auch eine Rosé-Schorle im Angebot – ich persönlich würde mir etwas mehr Säure wünschen, aber beide Fläschchen sind durchaus angenehm erfrischend zum Trinken und liegen in der Longneck-Flasche lässig in der Hand.
Gern getrunken am Bodensee:
Chardonnay-Schorle in der Szenebar, Weissherbstschorle oder Müllerschorle, wenn es etwas bürgerlicher sein darf.
Die Chinesen mischen ja angeblich auch mal eine d’Yquem-Schorle oder gleich Petrus-ColaSchoppen, aber das ist eine andere Geschichte. Was ich dringend mal versuchen möchte: Eine Weißweinschorle mit einem Süßwein, sprich einem Vin Doux Naturel/ Muscat de Rivesaltes oder ähnlichem. Oder doch lieber pur, das schöne Tröpfchen? Etwas foie de gras dazu und… aber genug davon, Zeit, in den See zu springen!
Ein Prosit!