„den Aquädukt!“
30 Jahre nach Monty Pythons legendärem Film „Das Leben des Brian“ vom 17.8.1979 ist die Lage im Nahen Osten immer noch recht verwirrend, wahrscheinlich nicht nur für Außenstehende. Von judäaschen Volksfronten und der VVJ ist zwar weniger die Rede als von PLO und Hamas, und Otternasen sind bei aktuellen Sportveranstaltungen ebenso wenig en vogue wie Lerchenzungen, doch erscheinen israelische Gruppen ebenso bis jenseits jeglicher Konsensmöglichkeit zerstritten, wie die verschiedenen Palästinensergruppen auf der anderen Seite. Eine Komödie darüber wäre heute noch undenkbarer als vor 30 Jahren, der Streit mit der Muslimischen Welt um die Mohammed-Karikaturen beweist, dass der Umgang mit Humor weltweit nicht eben leichter geworden ist, seit damals die Comedy-Truppe um John Cleese , Graham Chapman und Terry Jones sich mit Zensur, Aufführungsverboten und Gotteslästerungsvorwürfen konfrontiert sah.
„Du wurdest für schuldig befunden durch den Ältestenrat unserer Stadt, den Namen unseres allmächtigen Herrn geschmäht zu haben. Du lästertest Gott auf unglaublich infame Weise.“
Was hat das mit Brian zu tun? Nun. Wir alle sind Individuen (ich nicht;-) und ich bin auch Brian. Supranationale Organisationsformen, damals im Film- Sujet das Römisch Reich, heute die EU, neigen nicht nur zu einer umfassenden proliferierenden Bürokratie, Freundschaft auch ein erhebliches Maß an Vereinheitlichung und Infrastruktur. So haben die Römer nicht nur den Aquädukt, Strassen und öffentliche Ordnung in die Provinzen des Reiches gebracht und diese befriedet, (Frieden? Ach halt die Klappe!) sondern auch den Weinbau in den Gebieten verbreitet und gefördert. Schon um 100 n. Chr. pflanzten die Römer Wein an Mosel und Rhein und über die Via Domitia und Via Aquitania wurde Wein aus dem heutigen Languedoc in andere Teile des Imperiums befördert.
Die EU hat heute, vergleichbar dem „Imperialistischen Staatsapparat“ der Römer im Film Tendenzen, durch eine Überregulierung in Teilbereichen neben Vereinheitlichung auch gehörige Portionen an Frust zu erzeugen. So werden anstatt einheitliche Rahmenbedingungen zu fördern und Überproduktionen abzubauen, nationale Interessen bei den Bauernverbänden auf EU-Ebene durchgesetzt, auch wenn dies weder dem Markt, noch dem Verbraucher dienlich ist.
Nicht genug, dass jeder Mitgliedstaat sein eigenes Weingesetz hat, in vielen Anbaugebieten weichen Klassifikationen und Bezeichnungen sowie Qualitätsstandards erheblich voneinander ab. Dies führt beim unbedarften Verbraucher zu Verwirrungen und Frustrationen, nicht nur beim Blick auf das Weinetikett.
EU-Labels wie „geschützte Ursprungsbezeichnung“ (g.U.) und „geschützte geographische Angabe“ (g.g.A.) haben für sich genommen natürlich durchaus ihren Sinn, eben solches gilt auch für Umweltstandards und Öko-Zertifizierungen.
Kaum einer wird ernsthaft den grundsätzlichen Sinn solcher Regelungen bestreiten wollen. Unter EU-Schutz gestellt werden können Bezeichnungen von Agrarerzeugnissen und Lebensmitteln. (Grundlage hierfür bilden die Verordnungen (EG) Nr. 510/2006 und Nr. 509/2006 des Rates der Europäischen Gemeinschaften.)
Ob die EU auch vorschreiben muss, wie ein Rosé zu produzieren ist, oder was ein Prosecco ist, bleibt fraglich. Inwieweit solche Fragen auf lokaler Ebene besser und verbraucherfreundlicher entschieden werden können, ist allerdings ebenso fraglich wie der Sinn von Alkoholwerbeverboten.
„Enthält Sulfite“ ist beispielsweise eine seit 2006 erforderliche Angabe auf dem Weinetikett, auch wenn meines Wissens nach so gut wie jeder Wein geschwefelt wird. Ach ja, Alkohol enthält er natürlich auch und es ist auch gut, dass angegeben wird, wie viel. Angaben über Säure und Restzucker findet man allerdings selten, auch wenn diese Informationen oftmals mehr über den Wein geraten würden, als eine Lagebezeichnung oder eine Klassifizierung als “ Riesling mild“ oder „halbtrocken“.
Folget der Flasche. Der heiligen Flasche von Jerusalem!
Nicht nur beim Thema Wein oder von Regelungen auf dem Agrarmarkt würde manch einer sich wünschen, dass die EU sich auf ihre Kernkompetenz konzentriert: das Schaffen von einheitlichen, verbraucherfreundlichen Rahmenbedingungen, die regionale Besonderheiten berücksichtigt und nicht zu einer globalisierten Gleichmacherei von Geschmack und Erzeugnissen führt. Auf dass wir nicht ähnlichen Unsinn bei den Weinflaschen wie bei den Glühbirnen erleben. (Petflaschen und BIBs, Glasflaschenverbote…)