Ch9dP Beaurenard bricht Zalto
Ch9dP ist derzeit alles andere als en Vogue. Zu massiv, zu plump, zu alkoholisch, oft zu säurearm. In manchen Jahren und bei manchem Produzenten müssten die Alkoholwerte oft über 16% ergeben, auch wenn es niemand freiwillig auf das Etikett schreibt und in der Region ja gerne etwas nach unten korrigiert wird… (die Aussage stammt von einem recht bekannten Kellermeister eines ziemlich bekannten Weingutes da unten).
Dennoch ist es hin und wieder schön, wenn man die Gelegenheit hat, eine gereifte Flasche eines wirklich guten Produzenten in den Händen zu halten, besser noch im Glas.
Gestern war so ein Tag.
Domaine de Beaurenard AOC Châteauneuf-du-Pape rouge 2006
In siebter Generation leiten Daniel und Frederic Coulon das 60 Hektar große Weingut, ein Urgestein in Châteauneuf-du-Pape, das im Dezember 1695 erstmals urkundlich als „Bois Renard“ erwähnt wurde.
32 ha werden in der AOC seit langer Zeit biologisch und biodynamisch bewirtschaftet und von Ecocert und Demeter zertifiziert. In der Umgebung wird noch ein Rasteau (25 ha, hier wird auch ein Süßwein erzeugt, der AOC Vin Doux Naturels Rasteau) und auf 6 ha Côtes-du-Rhône Côtes erzeugt.
14,5 % Alkohol stehen auf der Flasche dieses Exemplars, der quasi der Einsteiger von Beaurenard in die Welt der CH9dP-Weine darstellt, wo hingegen der Boisrenard Châteauneuf du Pape die Top-Cuvée darstellt. Einen großartigen Châteauneuf Boisrenard Blanc erzeugen die Brüder Coulon ebenfalls, wobei sechs Rebsorten zur Verwendung kommen:
Clairette und Roussane als Hauptsorten, dann Grenache Blanc, Bourboulenc (den man auch in der AOC La Clape als Haupt-Weißweinsorte kennt), gefolgt von etwas Picpoul und Picardan (Oeillade Blanche).
Der Schwerpunkt bei unserem „einfachen Roten“ liegt wie zumeist in der AOC auf der Grenache, die mit über 60% die wichtigste Sorte in der Region ist. Weiter werden Syrah, Mourvèdre, Cinsault verwendet, sowie noch ein wenig von den anderen Rebsorten, die zusammen die
« Symphonie des treize cépages »
spielen. Counoise, Muscardin, Terret Noir und Vaccarèse – weniger bekannt – sind ebenfalls in veränderlichen Teilen mit von der Partie bei Boisrenard, während mancher Produzent in Châteauneuf inzwischen fast ausschließlich auf Grenache und Syrah setzt. 100 % Handlese in kleine Kisten, kräftige Ertragsreduzierung auf unter 35hl/ha, nach dem Abbeeren und Entrappen werden die Beeren nur leicht angedrückt, bevor sie in den Gärtank kommen. Reifung und Ausbau erfolgt für 15 Monate in diversen Tanks, in konischen Bottichen und Eichenholzfässern.
Im Gegensatz zu manchen Alkohol-brandigen Wuchtbrummen kommt dieser CH9dP federnd, tiefgründig, erstaunlich elegant und frisch daher.
Eine wunderschöne Nase mit einer feinwürzig-erdigen Note, etwas Zedernholz, Leder, verfeinert mit Garrigue-Kräutern, Gewürznelke und Minze. Etwas Backpflaume, reife, aber nicht marmeladige Blaubeere und Himbeere mit einem an einen großen Pauillac erinnernden Kern. Mittlere Länge und ein sehr angenehmer Trinkfluss, der erst durch ein zerberstendes Zalto-Glas jäh unterbrochen wird.
Aber dafür kann ja der Wein nun wirklich nichts.