Blauer Wein – kein Scherz: es gibt ihn wirklich: Gïk. Der nach eigener Darstellung erste blaue Wein der Welt erreicht den deutschen Markt.
Ein gemeinsames Spaß-Projekt von jungen Chemieingenieuren mit der Lebensmittelindustrie und ein paar Kreativen führt derzeit zu einigem Medienecho und scheint damit Erfolg zu haben, ein Blauer Wein von Gïk. Im ersten Jahr wurden rund 80.000 Flaschen verkauft. Gïk Live! S.L. ist ein spanisches Startup-Unternehmen, welches sich selbst nicht als Weinproduzent oder Winzer, sondern als Weindesigner versteht. Junge Leute ohne Wein-Tradition. Die Macher von Gïk sind selbst erklärtermaßen keine Weinexperten und arbeiten auch nicht mit solchen zusammen: Man versucht, ein stylisches Produkt zu etablieren und dabei neue Wege zu gehen. Die Zielgruppe ist dabei ziemlich klar umrissen – die etablierten Weintrinker, Weinfreaks und traditionelle Listen sind es jedenfalls nicht. Leute, die auf bunte neue Mixgetränke stehen, schon. Zwischen 25 und 34 sind die meisten Online-Käufer.
Selbstbewusst wird von einer „Revolution gegen das Wein-Establishment“ und „[…] dem blauen Wein, den die wahren Weinkenner Sie erst gar nicht kosten lassen wollen“ gesprochen.
Blasphemie für die einen, Revolution gegen die Traditionalisten für die anderen.
Flüssig oder überflüssig für den Rest.
Blue is the new Orange?
Gïk – der blaue Spaß-Wein, wenn man ihn denn Wein nennen will und darf – hat freilich nichts mit dem Thema Orange Wine zu tun, welches die Weinwelt und Barszene bereits seit längerer Zeit beschäftigt und mitunter heftig polarisiert. Solche, die maischevergorenen Weißwein grundsätzlich ablehnen und solche, die nichts Anderes mehr machen oder trinken wollen. Gut, ein paar dazwischen gibt es auch noch, mich zum Beispiel: auf das Ergebnis kommt es an und nicht jeder, der „orange“ draufschreibt, hat auch ein mit Genuss trinkbares Weinchen auf die Flasche gefüllt… aber Blau?
Blauer Wein, ist das giftig?
Ein süßes, blaues Getränk mit 11,5 % Alkohol, aus unterschiedliche Sorten weißer und roter Trauben, verschiedene Weinproduzenten aus verschiedenen Regionen in Spanien und Frankreich, so ist zu lesen.
Als Lifestyle-Wein erhält Gïk seine indigoblaue Farbe mithilfe technischer Prozesse auf Basis der organischen Pigmentierung, wobei man versichert, dass die Inhaltsstoffe konform zu den EU-Vorschriften seien: Dem Weingemisch werden zwei organische Pigmente hinzugefügt– Anthocyan als Pigment der roten Beerenhäute sowie der Lebensmittelfarbstoff Indigotin (Indigokarmin, E 132) sowie Süßstoffe.
Indigotin-Schorle? Prost Mahlzeit!
Ob man blau gefärbten, künstlich gesüßten Wein persönlich braucht oder nicht mag jeder selbst entscheiden. Der Erfolg gibt Gïk jedenfalls Recht und meines Erachtens spricht auch nichts dagegen, durch solche Ideen vielleicht auch grundsätzlich neue Zielgruppen zu erschließen. Vielleicht landet ja der ein oder andere Konsument später beim „richtigen Wein“? wenn nicht – es darf ja auch Cocktail-Trinker geben. Die Weinkultur – was auch das immer im Einzelfall bedeutet (ich möchte gar nicht an die Weinfeste derzeit am Bodensee und anderswo denken… man schaue sich die Gestalten mal um halb zehn abends an…) gerät dadurch sicherlich nicht ernsthaft in Bedrängnis.
Lebensmittelfarbe im Wein? Im Whisky? OMG!
Wer jetzt daherkommt und farbenfrohe bunte Produkte grundsätzlich verteufelt, der sollte sich mal die üblichen Mixgetränke-Zutaten in einer gewöhnlichen Cocktailbar anschauen. Hier stehen jede Menge Getränke mit Lebensmittelfarbstoffen und selbst unter den bekannten Spirituosen von Aperol über Blue Curaçao (E 131, E 133) zu Campari, den auch längst nicht mehr echtes Karmin der Cochenille-Schildlaus (E 120) hergestellt wird. Der goldbraune Farbstoff E150 (Zuckercouleur) wird übrigens nicht nur in Brandy, sondern auch in hochwertigen Cognacs verwendet. Selbst bei einem hochwertigen Single Malt Whisky wird mit Zuckercouleur der Bräunungsgrad eingestellt, sodass das Thema Farbstoffe jedenfalls nichts ist, über das sich der geneigte Trinker ereifern sollte, sofern er nicht ohnehin gleich beim Wein und Bier bleibt. Beim Bier wird übrigens vielerorts auch kräftig mit Additiven gearbeitet, um den Schaum stabil, die Säure spritzig und das ganze goldgelb zu halten…
Ob nun der Untergang des Abendlandes oder der mühsam aufrechterhaltenden Weinkultur unmittelbar bevorsteht und es bald einen „richtig leuchtend Grünen Veltliner“, einen Trollinger im tiefen Purpur oder einen Aperol-orangenen Orange-Wein gibt? Tief durchatmen und immer locker bleiben!
Mehr Informationen gibt es hier:
Gïk: Nadine Greb, blauerwein.de/
E-Mail: nadinegreb@gik.blue / newsroom@blauerwein.de /
Press-Pics/ Pressebilder (c) by Gïk blauerwein.de, Gïk Live! S.L.
Also ich trinke sehr gerne Wein.
Weiß, Rosé
Rot nicht ganz so gerne, aber wenn er leicht ist (nicht süß!) trinke ich auch mal roten
Also Lebensmittelfarbe muss es jetzt für mich nicht unbedingt sein. Ich bevorzuge rote und kräfite Weine. Kam über die Googlebildersuche hierher 🙂