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Millésime Bio 2014 – erste Eindrücke

Millésime Bio 2014

Zur 21. Ausgabe der Millésime in Montpellier öffneten sich vom 27. bis 29. Januar die Türen auf dem Parc des Expositions. Fast 800 Produzenten aus 12 Ländern zeigten ihre Weine Einkäufern aus der ganzen Welt auf der internationalen Fachmesse für Weine aus biologischem Anbau. Und der Weinanwalt war natürlich wieder dabei! Wie jedes Jahr fand während der Messe neben einem regionalen Preis auch die Vergabe der Medaillen zum Wettbewerb „CHALLENGE MILLÉSIME BIO 2014“ statt, bei dem 329 Weine ausgezeichnet wurden die in gewohnter Manier in einer der Hallen prominent platziert und zur freien Verkostung präsentiert wurden. Der Wettbewerb wird jedes Jahr im November von der Association Interprofessionnelle des Vins Biologiques du Languedoc-Roussillon Sudvinbio (ex-AIVB-LR) vor der Fachmesse organisiert und steht allen Weinen aus biologischem Anbau offen, die den jeweils geltenden europäischen Bestimmungen zum biologischen Anbau entsprechen. Weine aus Reben, die sich noch im Umstellungsprozess zu biologischem Anbau befinden, werden allerdings nicht zugelassen.

MILLÉSIME BIO, LA PLUS GRANDE CAVE BIO AU MONDE

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Professionalisierung
Im Großen und Ganzen ist die Millésime Bio, die ursprünglich von einer Hand voll Ökowinzer aus dem Languedoc-Roussillon organisiert wurde, eine gut organisierte Profimesse geworden, bei der es sich hervorragend verkosten und Kontakte zu Winzern und Kollegen aus der Szene knüpfen lässt. Durch die Organisation als Tischmesse in nunmehr drei Hallen herrscht für die Aussteller eine Art Waffengleichheit, da auch große Banner, Tableaus und Rollup Displays nicht gestattet sind. Soweit alles wie gehabt. Neben dem Flughafen in der Nähe des Messegeländes ist ihrer Erreichbarkeit zwischenzeitlich durch eine Straßenbahn bis zum Messegelände verbessert worden und so manches Nadelöhr im Straßennetz ist verschwunden. Dennoch lässt sich die Parksituation sicher noch gewaltig verbessern. Allerdings merkt man, dass in Montpellier in die Infrastruktur investiert wird und die Banlieue und die umliegenden Städte in die Entwicklung eingebunden werden. Allerdings nervt die chaotische Stand-Anordnung der jedes Jahr wachsenden Messe insbesondere die Besucher und erscheint bei der jetzigen Größe nicht mehr zeitgemäß. Während es für die Aussteller mit unter von Vorteil sein kann, nicht in einen Randbereich einer Messehalle abgeschoben zu werden (etwa für „sonstige Länder & Regionen“), ist es für die Besucher mit einem zusätzlichen Hin und her zwischen den Hallen verbunden, wenn man beispielsweise diverse Weine von verschiedenen Herstellern der südlichen Rhône verkosten will. Allerdings ist das im Vergleich zu den Wegstrecken auf der ProWein immer noch ein Witz.

rebsortenmixed_designZwischenzeitlich haben allerdings auch viele Biowinzer der Messe den Rücken gekehrt sich, von den Teilnehmern der ersten Messen sind 2014 gerade einmal noch zwei am Start. Einige kleine, durchaus auch hochpreisige Aussteller komme nicht mehr, da ihnen die Messe zu groß geworden ist. Es gibt kaum noch Freaks aus der Hardcore-Ökofraktion, die Zahl der Anzugträger steigt von Jahr zu Jahr und die der großen Bioweinproduzenten und Kooperativen steigt zulasten der kleinen, so jedenfalls mein Eindruck. Man findet aber immer noch einen Bio-Cava-Produzenten mit 400 ha aus dem Penedès neben einem kleinen Winzer , der auf 8 ha fast ausschließlich Albariño produziert.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die internationale Bio-Weinwelt sich der der konventionellen Erzeuger fast gänzlich angenähert hat. In Anbetracht der vernetzten und scharf kalkulierenden Märkte erscheint der Trend zur Professionalisierung der Branche auch kaum verwunderlich. Ein Trend zur Kommerzialisierung, teilweise auch zur Banalisierung und Ausrichtung auf einen Massengeschmack ist auch bei Bioweinen festzustellen, man reagiert eben auf Käufer und Kunden…

„C’est du Coca-Cola en Bio“ – meinte ein Winzer zum Wein eines großen Produzenten neben an mit eindeutig internationaler Ausrichtung… Die großen Erzeuger haben auch im Bereich der Bioweine bei allem Hang zur Konformität allerdings den Vorteil, mit modernster Technik in Keller und Weinberg arbeiten zu können und sich Personal mit dem besten Know-how leisten zu können. Wünscht der Kunde eine bestimmte Ausrichtung für einen bestimmten Markt, kann man hier schnell reagieren: „Wenn bei Euch vor allem junge Frauen den Wein kaufen, runden wir ihn eben mit etwas Mourvèdre und einem Schuss Merlot ab, kein Problem!“

Allerdings – die Märkte, gerade in Deutschland, lieben Standards, gleichbleibende Qualität ohne positive wie negative Ausrutscher, weder in den Jahrgängen noch in der Stilistik. In vielen Regionen lassen sich Bioweine nahezu wie konventionell erzeugte auf großen Flächen produzieren. Erstaunlich und oftmals auch beeindruckend, wie perfekt solche Weine auf einen Zielgruppen-Geschmack hin getrimmt bzw. gemacht sind und am Ende für 3,99 € erhältlich sind. Man muss sowas zwar nicht notwendigerweise kaufen, allerdings findet nach wie vor der Großteil des Deutschen Weinumsatzes im Bereich unter 5 € statt. In diesem Segment wird auf Komma und Cent genau gerechnet und die großen wie die kleinen Kunden werden zunehmend wählerisch, was die Qualitäten bzw. das Preis-Leistungs-Verhältnis betrifft. Ich höre schon jetzt das Wehklagen der Billigproduzenten aus Bordeaux, die ihren miserablen 2013er Jahrgang nicht an den Mann bekommen, zu erhöhten Preisen schon gleich gar nicht…

Eindrücke
Mehr Österreich, mehr internationale Einkäufer, davon viele aus USA, Skandinavien und Dänemark. Immer noch wenig deutsche Aussteller, die wohl lieber bei der ProWein in Düsseldorf dabei sind. Allerdings ist in diesem Jahr erstmalig ein weiteres VDP-Weingut vertreten: Peter Jakob Kühn, der selbst am Stand steht und sich im Gespräch wohl recht angetan von der Messe zeigte. Ein paar Highlights aus den letzten Jahren allerdings nicht mehr dabei, es fehlten etwa Strohmeier, Tscheppe und Werlitsch, wenngleich die Zahl der Aussteller aus Österreich insgesamt gestiegen ist. Manche französische Aussteller machen inzwischen ein Jahr Millésime und ProWein, im folgenden Jahr dann ViniSud und ProWein, damit der Messerummel nicht überhandnimmt.

Weiter lässt sich auch hier ein Trend zu abendlichen „Off-Messe-Veranstaltungen“ feststellen, wie etwa die der Outsiders, die sich bereits am Vorabend zur Messe in der Innenstadt von Montpellier trafen, wenn auch mit sehr durchwachsenden Qualitäten…choose-your-weapon_design

Von den Qualitäten der französischen Weinbauregionen lässt sich – völlig subjektiv – festhalten, dass Bordeaux 2013 keinen großen Spaß verspricht, wo man auch hinschaut. Im Languedoc ist der neue Jahrgang oftmals sehr viel versprechend, auch wenn natürlich viele Weine erst als Fassproben gezeigt wurden. Von der südl. Rhone hört und schmeckt man sehr unterschiedliches, viele Winzer haben witterungsbedingt überhaupt extrem wenig Wein in den Fässern. Spätfröste, feuchtkaltes Frühjahr und teils massive Hagelschäden, starke Verrieselung bei der Grenache – einem befreundeten Winzer ist der gesamte Standard -Côtes du Rhône kaputt gegangen, ihm bleiben 2013 nur etwas Gigondas und Vacqueyras, ebenfalls in kleineren Quantitäten… soweit als Erster Eindruck von der Millésime Bio 2014, weitere werden in loser Folge hier bei Baccantus folgen.