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Erfroren, Verregnet, Verhagelt – alles gut?

Das Wetter… was in diesem Jahr  dem ein- oder anderen allenfalls so manchen Abend auf Balkonien oder im heimischen Garten vergällt hatte und immer wieder für reichlich Gesprächsstoff sorgt, sieht  bei allem Flachs, der über die Kapriolen gesponnen wird, aus der Perspektive der Landwirtschaft recht anders aus, da diese bekanntlich auch im 21. Jhdt. noch immer auf gewisse Konditionen angewiesen ist.

Ein langer Winter mit extremer Trockenheit, dann ein warmes Frühjahr, welches mit Spätfrösten Anfang Mai seinen ersten „Wetter-Höhepunkt“ fand, der in manchen Teilen der Republik, etwa in Franken und Teilen Rheinhessens schon vorab für erhebliche Ernteeinbußen verantwortlich ist.

Bei den Kartoffeln wird man vielerorts die Frühjahrstrockenheit bei Menge und Qualität spüren, trotz dem darauf folgenden verregneten Sommer, der keiner war und der sich erst in den letzten Augusttagen von seiner schöneren Seite zeigte.
Bei manchen Früchten, etwa manchen Getreidesorten sorgte der Dauerregen für mindere Qualität, in anderen hoffte und hofft man auf einen trockenen, warmen Spätsommer und Frühherbst, um das ein oder andere noch zu kompensieren. Wer aber sein Getreide schon einfahren musste, hat je nach Erntezeit und Region oft mit erhöhter Feuchtigkeit zu kämpfen, was bekanntlich den wenigsten Früchten gut tut.

Hagel zerstört.

Wo im Frühling der Spätfrost die Blüte der Obstbäume und in den Reben verschont hatte, machten so mancher Hagelschlag die Hoffnungen auf eine gute Ernte zunichte. Hagel ist dabei meist ein recht lokal beschränkt auftretendes Phänomen – oft trifft es die eine Seite eines Hanges, die andere bleibt verschont. Dabei sind die Schäden oft immens und für manchen Landwirt existenziell:

So zerstörte ein  extrem schwerer Hagelsturm mit Orkanböen am 26.Mai 2009 in Konstanz über 70 Prozent der Rebflächen mit Schäden im zweistelligen Millionenbetrag – Schäden, die auch Teil-Neupflanzungen erforderlich machten, da nicht nur die Fruchtansätze, sondern auch die Rebstöcke selbst – ein Hagel-Ereignis, das auch wir selbst noch in lebendiger Erinnerung haben und das wohl keiner so schnell vergisst, der dabei war.

Es sind aber nicht immer nur die Schäden durch direkte „Treffer“ von Hagelkörnern, die die Weinlese beeinträchtigen. Harald Steffens vom Weingut Steffens-Keß erklärt: Die Reben bekommen im jetzigen Stadium kaum noch Schäden. Die getroffenen Beeren sind natürlich verloren, das Problem heißt Traubenfäulnis, Essigfäule. Die beschädigten Beeren faulen und können die gesunden noch infizieren.

Mitte Juli 2011 wurde in Tengen Raps und das Getreide auf einer fast 100 Hektar großen Ackerfläche zu über 90 Prozent verhagelt – bei teilweise bis zu 20cm hohen Hagelkornansammlungen wundert das dann auch nicht mehr.

Mosel – von Koblenz bis Bernkastel-Kues hörte man diese Tage von enormen Schäden durch Hagelschlag vom 26.08. – ein Winzer meinte, das wünscht man seinem schlimmsten Feind nicht. Das ist die Natur, im Büro passiert so was nicht, da gibt’s dann eher einen PC-Crash- so trocken ein anderer. Die Körner sollen etwa in Veldenz oder Kröv bis zu 500g gewogen haben, anderenorts gab es Bilder von Tischtennisball-großen Körnern – da sind Ernteausfälle nur ein Problem, es geht auch um enorme Sachschäden: Zerstörte Autos, Glasdächer und Hausfassaden, überflutete Keller und abgedeckte Dächer mit zerschlagenen Solaranlagen… das möchte keiner erleben und so mancher Schaden ist nicht versichert oder kaum adäquat versicherbar. Bei Bernkastel-Wittlich wurden 17 Hubschrauber, die zu einem Heli-Treffen versammelt waren, beschädigt –  die enormen Summen kann man schnell überschlagen…

Bleibt zu wünschen, dass es keine weiteren Schäden gibt und das Wetter nunmehr hält, bis alles eingefahren ist –

Erntedank bekommt dann wieder einen recht ursprünglichen Sinn.

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