Während Stefan sich im Laguedoc-Roussillion auf die Suche nach Weinen jenseits der ausgetretenen Pfade begab, war ich Down Under auf Entdeckungstour und erlebte dort einige Überraschungen, die Ich Euch natürlich nicht vorenthalten will.
Alte neue Weinwelt
Wein in Australien ist fester Bestandteil der Besiedelungsgeschichte dieses Kontinents, kamen doch schon mit der sogenannten „First Fleet“ im Jahre 1788 die Reben via Südafrika ins Land. Diese mittlerweile 222 Jahre alten Reben sind auch heute noch in den botanischen Gärten von Sydney zu bewundern – leider gab es keine Verkostungsmöglichkeiten…
Diese ersten Anpflanzungen gediehen eher schlecht als recht und das Hilfsgesuch des damaligen Gouverneurs an die britische Krone zum Aufbau einer Weinkultur wurde mit der Entsendung zweier Französischer Kriegsgefangenen beantwortet, welche entgegen der Annahme der Krone keinerlei Erfahrung im Weinanbau hatten. Offensichtlich blieb es bei diesen anfänglichen Misserfolgen nicht…
Der Wine Theme Park Sydneys – Hunter Valley
Nach einer Woche Sydney & Umgebung steuerte ich das Hunter Valley an. Nach eher enttäuschenden Erlebnissen mit Rieslingen aus dem Eden Valley in den Bars von Sydney widmete ich mich nun dem Pinot Noir und dem Shiraz im Hunter.
Das Hunter Valley ist mit nur 160 km Entfernung vom Ballungsraum Sydney geradezu nur einen Katzensprung weit entfernt und wird vor allem freitags bis sonntags als Ausflugsziel der Stadtbewohner angesteuert. Diese durchaus traditionelle Weinanbauregion ist hierdurch vor allem in den letzten Jahrzehnten (leider) sehr stark touristisch geprägt worden.
Die ersten Reben wurden im Flusstal entlang des Hunter Rivers bereits um 1823 gepflanzt und um 1840 herum gab es schon an die 500 Acres registrierte Weinberge entlang des Flusses.
Heutzutage ist das älteste Weinanbaugebiet Australiens für lediglich noch 1,5 % (2008) der gesamten Weinproduktion des Landes verantwortlich und vor allem für seine Shiraz, Semillon, Chardonnay und Verdelho bekannt, aber auch Pinot Noir, Riesling und grüner Veltiner sind zu finden.
Neben dem Weinbau sind vor allem der Olivenanbau und die Käseproduktion die weiteren Aushängeschilder der Region – man kann sich sprichwörtlich kaum retten vor Kostproben und kulinarischen Verführungen.
Dies alles sorgt für einen regen Besucherandrang und führt zu so durchdesignten Weingütern wie den „Tempus Two Wineries“, die glattgebügelt, optisch aufgemotzt und prozessoptimiert wirken, dabei aber eher weniger an traditionellen Weinbau erinnern.
An solchen Beispielen ist in Sachen Marketing allerdings einiges zu lernen, aber dazu später…
Australias Winery of the Year 2010
Den von James Halliday, dem australischen „Parker“, zum Weingut des Jahres 2010 gewählten Familienbetrieb namens Tyrell‘s Wines möchte ich hier einmal besonders hervorheben. Besonders beeindruckt haben mich der Shiraz und Pinot Noir.
Die Familie Tyrell baut seit 1858 im Hunter Valley Wein an und dies vor allem aus der Not heraus. Da alle guten Landstücke in Nähe des Flusses schon vergeben waren und so an normale Landwirtschaft nicht zu denken war, widmete man sich des Weinanbaus.
Doch dies und der Lehmboden, sowie die Tatsache dass sie mittlerweile in der 4. Generation ein Familienbetrieb geblieben sind und die ältesten Reben noch aus dem Gründungsjahr stammen, kann man wohl eher als Glücksfall bezeichnen.
Nach einer zweistündigen Führung, die reich an Weinwissen und Unterhaltung war und uns an den Stammbäumen der Familie sowie historischen Fotografien der Anfangszeit vorbeiführten, schritten wir zur Verkostung und erlebten unser „rotes Wunder“.
Der 2007er Double Barrel 24 McLarren Vale Shiraz kann nur als ein sensorisch schweres Geschütz bezeichnet werden und ist wohl mittlerweile auch nur noch unter der Hand zu bekommen. Ein Shiraz der nach Wildbret ruft und ob seiner Komplexität nichts für den Weinanfänger ist! Seine 14,5 % sind dabei ebenso wenig zu unterschätzen, wie seine komplexe Nase und die fein abgestimmten Tannine. Man möchte sich am Glas festhalten und sich viel Zeit nehmen…
Für 90 australische Dollar wohl schon im Premium-Preissegment angesiedelt, doch jeden Cent wert. – Jedoch begnügte ich mich mit einer Flasche 2008er Mc Larren Vale Shiraz und begab mich vom Hunter Valley aus in Richtung Orange. Doch davon später mehr….