Das Thema Datenschutz und welche Auswüchse es in unserem schönen Deutschland annimmt hatten wir bereits hier und hier erwähnt. Doch zu meinem Entsetzen musste ich feststellen, dass es nicht nur die Politik und die Sicherheitsorgane in Deutschland sind. Nein, auch die 4. Säule unserer Demokratie, die Presse, scheint nur die Reaktion der Angst zu kennen, wenn es um das Thema Internet geht…
Achtung: Sarkasmus!
Doch der Reihe nach: Was war passiert? Der Regierungssprecher unser aller Kanzlerin, Herr Seibert, seines Zeichens gelernter Fernsehjournalist und nunmehr Regierungssprecher hatte sich nicht nur erdreistet, einen Twitter-Account zu eröffnen, er wagte es auch wenig später, Termine der Kanzlerin darüber zu veröffentlichen. Die ganze Geschichte findet sich zum Nachlesen hier.
Doch finde ich das Ganze in geschriebener Form weniger erhellend als in folgendem 19 min. Video aus der Bundespressekonferenz:
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Worüber rege ich mich also auf? Vielleicht darüber, dass die Hauptstadtpresse unserer Nation erst 2011 zu erkennen scheint, dass so etwas wie das Internet überhaupt existiert.
„Das Internet? Gibt’s den Blödsinn immer noch?“ [Homer Simpson]
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Technophobia im Hightechland
Oder vielleicht darüber, dass dieselben Vertreter der Presse allen Ernstes fragen, ob sich den die Sicherheitsorgane unseres Landes über die Sicherheit von Twitter Gedanken gemacht hätten und diese auch prüften, jedoch zeitgleich den E-Mail-Verteiler (sic!) der Bundesregierung, mit dem normalerweise informiert wird, als sicher hinnehmen.
Haben die noch niemals E-Mails vom nigerianischen Finanzminister erhalten??? Das Wort Spam schon mal gehört??? Geht’s noch?!?
Auch scheint es völlig an ihnen vorbeigegangen zu sein, dass es schon lange twitternde Staatsoberhäupter gibt und das Twitter (Gott möge es verhüten!) ein bidirektionales Medium ist, durch welches womöglich noch die Bundesregierung zum Austausch mit dem Bürger kommt. (Schock schwere Not!)
Was ist also das eigentliche Problem der Hauptstadtpresse? Ganz klar: Verlustangst! Der zu Zeiten von Fax und Telefon bestehende Informationsvorsprung einer kleinen (selbstempfundenen) Informationselite (der Hauptstadtpresse) wird einfach so umgangen. Wenn das nicht mal das Ende der Zivilisation bedeutet!
Falls dem einen oder anderen Leser mein Ironie/Sarkasmus in diesem Artikel bis jetzt entgangen sein sollte, dann lassen sie es mich so ausdrücken: Ich gehe jetzt in den Keller und schließe mein Telefunken- Telex wieder an!!!
Was da passiert ist, empfinde ich als Bürger, Demokrat und politisch gebildeter & informierter Mensch als einfach surreal und beschämend.
Ich hätte mir so etwas bis dato nicht vorstellen können und mögen und bleibe mit einem tauben Gefühl im Hals zurück. Einzig ein #FAIL! Hauptstadtpresse möchte ich da noch nachschieben und hoffen, dass sich die Bundesregierung darüber nicht weiter Gedanken macht.
„Deutschland: Fürs Internet erscheinst du Abgebrannt“
Dass die andere Seite des Atlantiks genauso auf das Internet reagiert sei hier nochmals zum Nachlesen empfohlen:
Dass es eventuell doch noch eine kleine Hoffnung für die deutsche Politik gibt, zeigen Entscheidungen wie diese:
http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/0,1518,755320,00.html
Das ehemals als das Ende des geistigen Eigentums angesehene Internetprotokolle eben genau nicht dieses bedeuten, ist hier sehr schön zu hören:
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Für unerschrockene Korkenzieher 😉
Zwei Dinge:
1. DIE Haupstadtpresse gibt es nicht. Du verallgemeinerst hier.
2. Kein Journalist der Welt hat die Zeit auf einen Tweet vom Regierungssprecher zu warten und ist angewiesen auf Verteiler. Somit ist die eigentliche Kritik, dass es nicht sein kann, dass der Tweet vor der Pressemeldung kommt gerechtfertigt, weil es streng genommen eine Wettbewerbsverzerrung darstellt. Der Journalist, der gerade vor Twitter sitzt und das liest hat einen Vorteil, weil er die Information früher bekommt. Darum ging es eigentlich.
Ich weiss auch, dass diese Information, über die Reise von Frau Merkel nach Amerika keine wichtige Information war und ich weiss auch, dass alles was danach in der BPK abging lächerlich war. Ich bitte aber darum, nicht alles über einen Kamm zu scheren und die eigentliche Kritik nicht zu übersehen.
Mich hat die Geisteshaltung der „Hauptstadtpresse“ und ihr offensichtliches Desinteresse an einer direkten Kommunikation (an ihnen vorbei) mit dem Bürger seitens der Bundesregierung zu diesem Artikel geradzu getrieben. Demokratie- und Technologieverständnis geht dieser selbsternannten elitären Klasse offensichtlich ab… Sehr schade!
Und noch eins: Ein schnelleres Medium als E-Mail abzulehnen wegen Wettbewerbsverzerrung, halte ich für ebenso dummdreist und eigentlich für nichts anderes als ein Zeichen von Faulheit! Sollen sie dem Regierungsprecher Seibert auf Twitter folgen. Ich tue es und „die Hauptstadtpresse“ (die es meiner Meinung nach sehr wohl gibt) sollte es ebenfalls tun! Ein weiterer Informationskanal sollte vor allem einem politischen Journalisten eher entgegenkommen!
die Angst des Printlers vor dem Web, klingt nach einem Romantitel 😉 Finde halt die grundsätzliche Geisteshaltung bedenklich. Guter Journalismus ist sicher medienunabhängig, die Frage, die sich immer stellt ist die nach der Entlohnung. Spannend fand ich die Unterschiede diverser „Informationsanstalten“ in den Konflikten Nordafrikas, da wurde ich ja schon zum Al Jazeera-Fan… und via Twitter kamen oftmals präzisere Infos als über das deutsche GebührenTV…